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Masters Of The Unicorn: Discharge, Cancer, Slaughterday, Antigama, Fvuneral Fvukk, Beyond All Recognition, Lucifuge, Alteri, Morbid Evils, Depravation, Snêt, Trigger, Hallucinate, Wojczech, Lizard Fist, Concrete Cold, Verrat, Kavrila, Hitzbold, Messerschießerei, Bolzenschuss, 08.-09.09.2023 in Burgwald-Ernsthausen, Vogelwiese - Bericht von Matt Greasejar

Masters Of The Unicorn, 08.-09.09.2023 in Burgwald-Ernsthausen

Mitte März bekam ich diesen Flyer (da noch nicht mit dem vollen Line-Up, aber selbes Motiv) zu Gesicht, und ich sag' mal so: Zeigt mir einen Punk/Metal-affinen Menschen mit Geschmack, der da nicht schockverliebt ist, und ich zeige euch einen Lügner! Das Programm wurde mit jeder Bandbestätigung interessanter, in den üblichen Online-Kanälen gab es viel Lob für die Veranstaltung, Ort und Jahreszeit schrien "Moppedtour!", und als der Vorverkauf dann los ging, war klar - auch wenn im Umfeld keiner meine Begeisterung teilte: da muss ich hin. Nicht als einsamer Wolf, denn Wölfe sind bekanntlich hierarchiehörige Rudeltiere von begrenzter Intelligenz, aber dann halt als einsamer Kater. Klingt erstmal nicht so cool. Ist es aber!
Weniger cool sind diverse Bandabsagen; Nekrovault hätte ich zum Beispiel echt gern gesehen, Dequisitor und Hvrt klangen auch interessant. Immerhin ziehen die Veranstaltenden als Ersatz für Nekrovault einen ähnlich fett auf meiner To-Do-Liste vermerkten Kracher aus dem Hut, nämlich die spanisch-hanseatischen Blackthrasher Lucifuge! Und nachdem das Wetter im August die Lust auf Open Air mit Zelten und Mopped-Anreise erst mal ziemlich gedämpft hat, kriegt der Sommer zum September hin doch noch mal die Kurve. Auch die Stadtwerke Duisburg helfen bei der Vorbereitung und sorgen mit einem Stromausfall am Abreise-Vortag für das richtige Setting, um den Campingkocher zu testen, wat will man mehr?
Dass die Anreise ins westhessische Burgwald-Ernsthausen quer durchs Sauerland über schön kurvige Motorradstrecken führt, die Freitag Vormittag auch noch angenehm leer sind, dürfte in der Bierschinken-Zielgruppe mehr so semi interessieren. Für unseren Bildungsauftrag will ich aber kurz den Kahlen Asten erwähnen, denn der ist "mit 841,9 m ü. NHN der [...] zweithöchste Berg in Nordrhein-Westfalen" (Wikipedia). Oder auch: "Der Ami in Bagdad, King Kong am Kahlen Asten, mit dem ganzen Käse wollen wir uns gar nicht erst belasten." (Eisenpimmel)
Angekommen. Schön grün hier.
Zelt aufgebaut, das letzte kalte Dosenbier von der Tanke in den Hals gekippt, und dann ist auch schon Zeit für die erste Kapelle.
Das sind Lizard Fist aus Emsdetten. Und leck mich am Arsch, da haben die Einhorntreiber aber auch zum Auftakt schon wat richtig Feines aufgefahren. Es gibt Sludge, der seine Einflüsse eher bei Eyehategod als bei Crowbar hat, und damit kriegt man mich ja sofort.
Also, wenn's gut gemacht ist. Ist es aber. All zu viel ist noch nicht los, aber die, die schon da sind, sehen und hören einen geilen Festival-Auftakt!
Als nächstes dann leider kein Black/Death-Metal von Raptvre, die in letzter Minute absagen mussten. Woat aus Hessen springen lobenswerterweise sehr spontan ein, und handwerklich kann ich an denen auch nix zu Meckern finden. 
Aber wenn man sich eigentlich auf was düsteres gefreut hat (mal unabhängig von der Frage, ob/wie das in der Nachmittagssonne funktioniert hätte), und dann gibt es stattdessen modernen Deathcore, dann ist das halt nix für mich. Diversen anderen Leuten hat's aber sichtlich gefallen, und für mich kommen ja noch genug andere Bands.
Zum Beispiel Concrete Cold aus Marburg, die doomig walzendem Death Metal mit Sludge-Kante (hier eher aus der Crowbar-Richtung) bringen. Geht gut rein, und da schmeckt das Bier auch gleich wieder besser.
Und mit Metal-affinen Schmierköppen am Bad Hair Day kann ich mich aus Gründen, über die wir jetzt nicht reden wollen, eh gut identifizieren. 
Biertrinken ist eh wichtig. Das kann man hier für 2,50 pro 0,3er Humpen, oder für ein paar Mark mehr, wenn es das lokale Craftbeer sein soll. Versorgung mit fester Nahrung - auch vegan - ist ebenfalls 1a, und das ist hier draußen doppelt wichtig, denn fußläufig erreichbar im Dorf gibt's nur eine Pension mit angeschlossenem Gasthaus und einen Edeka mit Bäcker. Mal eben Pommes holen - kann man machen. Aber nur, weil die Festival-Macher dafür einen Stand rangeholt haben.
Mittlerweile füllt sich auch die Wiese. 450 Karten gab es im Vorverkauf; die gingen auch alle weg, und so langsam ist wohl ein Großteil davon anwesend.
...und die sehen als nächstes die Band, die heute wohl so ziemlich jeden, der sie nicht kannte, aus den Schuhen gehauen hat: Sněť aus Tschechien spielen Death Metal, den Freunde von Carcass, Obituary oder Autopsy auch mal auf Konserve auschecken sollten. Aber entscheidend is' auffem Platz!
Denn da drücken die fünf aus Prag das Gaspedal dermaßen durch, und Sänger Řád Zdechlin liefert eine dermaßene Abdreher-Show, dass es einfach jeden mitreißt.
Ich bin so weggeblasen, dass mir nix schlaues mehr einfällt. Fand das Foto aber zu schön, um es weg zu lassen.
Nach diesem Abriss haben es Trigger mit ihrem aufs Maximum reduzierten Grindcore bei mir unverdient schwer. Dabei geben auch die drei ordentlich Gas, machen sympathische Ansagen, sind mit der Voc/Bass/Drums-Besetzung, also ohne Gitarre, auch in puncto Sound alles andere als 08/15. Maschen also einiges richtig. Aber bei mir will's nach DIESEM Vorprogramm einfach nicht zünden. Und weil ich für frühere Vergehen eh in die Flachwortspielhölle komme, geht auch der noch: Trigger haben mich heute irgendwie nicht getriggert.
Das tun dafür Fvneral Fvkk unerwartet stark. Dabei hätte ich eigentlich vom Probehören des Albums "Carnal Confessions" her wissen müssen, wie der Hase läuft. Denn der Sakral-Doom-Vierer aus Hamburg mit Ex-Mitgliedern von Ophis und Fäulnis bleibt auch live sehr nah an dem, was die Konserve verspricht. 
Nur dass man diesen atmosphärischen Sound live erst mal reproduziert kriegen muss. Was die halt geschafft haben. Ich werf' mal Batushka als Vergleich ein - kommen zwar eigentlich aus einer ganz anderen musikalischen Ecke, aber das Endergebnis ist in puncto Atmosphäre schon ein ähnliches. 
Die schwarzhumorig-kirchenkritischen Texte gingen live natürlich ein bisschen unter, aber bei den Ansagen von Sänger "Cantor Cinaedicus" wird schon klar, dass der imaginäre Freund aus dem heiligen Buch und vor allem sein Bodenpersonal hier nicht unbedingt die unterwürfigsten Diener haben. Hammer-Auftritt, gerne wieder!
Wir  bleiben im hohen Norden, aber nach den eher getragenen Tönen von Fvneral Fvkk ist es jetzt an Slaughterday aus Ostfriesland, die Schlagzahl mit Old School Death Metal wieder kräftig hoch zu drücken.
Darauf haben offenbar nicht wenige im Publikum gewartet, denn es bildet sich sofort ein respektabler Pit. Respektabel ist aber auch, was die niedersächsischen Abschlächter auf der Bühne abfahren. Vielleicht nicht die innovativste Band, aber dafür immer schön auf die Zwölf!
Am Viersaiter haben Slaughterday neuerdings Deaf-Forever-Edelfeder und Phantom-Corporation-Basser Ulf - the white (w)Ulf, the butcher of Bremen! Eigentlich unverständlich, dass dem nach Henry Cavils Ausstieg keiner die Witcher-Hauptrolle angeboten hat. Aber ich kann auch sehr gut damit leben, dass er weiter Zeit fürs Schreiben und für die Mucke hat.
Anschließend bin ich ein bisschen skeptisch, ob Cancer es schaffen, für mich mir noch einen drauf zu setzen. Denn stilistisch bleibt es bei Old Schol Death Metal, wie ihn Slaughterday  gerade schon sehr überzeugend gebracht haben. Klar, im Gegensatz zu denen sind Cancer Legenden aus den 90ern, aber da war ich halt noch nicht in dieser Szene unterwegs, also gibt's für mich keinen Nostalgiefaktor.
Den haben "Cancer, fucking cancer" aber auch gar nicht nötig. Die Briten (mit inzwischen 3/4 spanischer Besetzung, nur Gründer John Walker an Gitarre und Gesang ist noch dabei) nehmen die Herausforderung an und ballern eine Granate nach der anderen raus.
Das sieht das Publikum ähnlich, und im Pit ist jetzt aber mal richtig Getümmel. Immer mittendrin, am stagediven und wieder vor der Bühne wuselnd: Der Sänger von Snêt (nicht im Bild, weil zu schnell für meine Knipse), der offenbar nach seiner eigenen Show noch genug Energie über hat, die Helden seiner Jugend abzufeiern.
Jau. CANCER FUCKING CANCER! Ich bin jetzt auch Fan.
War sonst noch was? Ja, Depravation aus Gießen haben bereits angekündigt, dieses Jahr nach zwölf Jahren, vier Alben und ungezählten Shows in'n Sack zu hauen. Im Dezember ist Abschieds-Show im heimischen AK44 - und beim Festival im heimatnahen Outback gucken sie auch noch mal vorbei.
Vor Jahren habe ich sie mal an einem Wochentag im AZ Mülheim mit Morbid Mosh Attack gesehen. Obwohl sie mich mit ihrem angecrusteten Post-Black Metal durchaus überzeugen konnten, ist mir der Abend nicht unbedingt als rauschende Ballnacht in Erinnerung geblieben. Auch heute rechne ich nach dem Abriss von Cancer mit verhaltener Publikumsresonanz. Von wegen! Auf der immer noch gut gefüllten Wiese geht es noch mal kräftig zur Sache. 
Offenbar habe ich den Local-Hero-Status unterschätzt. (Dass musikalisch einiges zu erwarten ist, wusste ich ja vorher.) Ja, schade, dass die Jungs aufhören, aber schön, dass ich sie a) überhaupt und b) dann auch mal vor gepflegt ausrastendem Publikum gesehen habe.
...uuuund zweiter Tag. Dank frischer Bergluft hält sich der Kater in Grenzen, aber für dieses Angebot wäre ich dann doch noch nicht fit. Gibt aber was noch besseres, nämlich Dusche (für noppes und extrem komfortabel für so ein kleines DIY-Festival, Daumen hoch!), Kaffee und Gebäck für schmales Geld, und...
...das "Frühstücksgeballer". Ab zehn Uhr morgens wecken uns drei Kapellen mit einer gepflegten Kelle Grindcore direkt in die Fresse. Die Hängerbühne dafür steht im Cocktailzelt, oder wie die Veranstalter es nennen: (siehe Bild).
Den Anfang machen Bolzenschuss aus Marburg, also quasi local boys - und immerhin ein girl. Mehr nichtmännliche Personen kommen bei dieser Festival-Ausgabe nicht auf die Bühne. Allerdings fällt mir das ganze Wochenende auf, wie selbstverständlich (und auch gerne mal heftig) die Ladies im Pit mitmischen. Darauf lässt sich aufbauen.
Unabhängig von solchen Grundsatzfragen starten Bolzenschuss den Konzerttag jedenfalls schon mal mit Vollgas. So langsam bin ich wach für..
...Messerschießerei! Ganz heißer Tipp von Zeltnachbar Sven und, wie ich später erfahre, auch ein Favorit der Krachmanifest-Redaktion. Und das zu Recht. Leck mich am Arsch, wat haben die mich abgeschossen!
MIt Genreschubladen tue ich mich hier ein bisschen schwer. Das Fundament ist Hardcore-Punk, klar, und es kommt eine dicke Schüppe Crust drauf. Black Metal mögen sie ebenfalls, aber aber schon auch Thrash.
Letztendlich auch latte, wie man es nennt - es knallt vom Feinsten, und mit lecker kranken Songtiteln wie "Festung aus Fleisch" haben die Leipziger bei mir sowieso gewonnen. WAHNSINNHÖLLEHÖLLEHÖLLE!
Es folgen Hitzbold aus Osnabrück, die in eine ähnliche Kerbe schlagen, ihren Grind/Crust-Core aber mit etwas mehr Death Metal würzen. Das klingt nicht nur gut, das macht auch reichlich Spaß, aber der Slot nach Meßerschießerei ist ein bisschen undankbar, denn die sind heute Vormittag nicht mehr zu toppen.
Erste Band auf der Hauptbühne sind um ein Uhr mittags die Hamburger Doom-Punks von Kavrila. Sind wohl unter Feinschmeckern schon länger 'ne Hausnummer, so hat ihnen der Ernie von Krachmucker TV zum letzten Album ein ausführliches Interview gewidmet, und Black Metal Endurance Punk Zwiebel hat sie sogar für ein gemeinsames Konzert mit seiner Band In! nach Bonn geholt - warum habbich da eigentlich keinen Bericht von gemacht; war geil... - aber hier machen sie den Opener fürs "richtige" Tagesprogramm.
...was sie nicht daran hindert, vor genau so viel Publikum, wie in den Schatten vor der Bühne passt (wie gesagt, ein Uhr mittags, und der Sommer gibt noch mal alles) loszulegen, als wäre es Mitternacht im rappelvolen Club.
Die vier nennen ihren Sound, wie gesagt, "Doom-Punk", da kann man dann an Sludge denken, oder auch an ähnliche Einflüsse wie bei den Norddeutschland-Nachbarn Manter, oder man hört es sich einfach an und findet's geil. Ist es nämlich.
Erwähnte ich eigentlich schon, dass ich - obwohl eigentlich kein Fan von Fantasy-Actionpüppchen - sehr verliebt in das Artwork dieses Festivals bin?
Nächste Band: Verrat aus Wien. Haben das Publikum von Kavrila 1a aufgetaut gekriegt und heizen mit ihrem Crust/Metal-unterfütterten Hardcore-Punk dankbar nach.
Verrat bedanken sich für die Publikumsreaktion und bei den Veranstaltern für das schöne Festival und meinen das wahrscheinlich auch so, aber mit echtem Weaner Zungenschlag klingt das für Piefkes wie mich trotzdem, als würde man gerade allen die Pest an den Hals wünschen. Was auf seine ganz eigene Art ja natürlich wieder doppelt charmant ist.
Was hatten wir lange nicht mehr? Genau, Grindcore. Den liefern jetzt mal wieder Wojzech aus Rostock.
Die Sonne ballert immer noch erbarmungslos, aber die Stimmung ist gut. Und das ganz ohne Drei-Wetter-Taft.
Und weil es gerade so schön grindet, machen FUBAR damit auch gleich weiter. In "offiziellen Kanälen" heißen die übrigens "Beyond All Recognition", denn FU wird zwar mitgemeint und mit abgekürzt, aber nicht ausgeschrieben, danke Facebook...
Die Sonne scheint mittlerweile frontal auf die Bühne; Schatten gibt's nur noch im Bier-, Cocktail- und Merch-Zelt.
...was es auch Hallucinate schwer macht, ihren angeschwärzten Death Metal stimmungsvoll rüber zu bringen. Der Auftritt wird also quasi nicht überschattet, sondern übersonnt. MIR EGAL! Ich hab' jetzt so lange auf wat Schwattes gewartet, ICH WERD'  DAT GETZ GENIESSEN, HIPPIEWETTER HIN ODER HER!!!
Es geht (akkustisch) düster und getragen zur Sache...
...und der Bühnennebel hilft zumindest ein bisschen, das auch optisch zu unterstützen.
Jau, Hallucinate. Gute Show, die keine Schminke braucht, demnächst gerne mal wieder in einem dunklen, kühlen Club.
Es folgt die Band mit dem Pokal für die weiteste Anreise: Morbid Evils aus Turku/Finnland... 
...die Zweitband von Rotten-Sound-Shouter Keijo Niinimaa, der hier keine Grindcore-Atackken reitet, sondern sich durch schwärzeste Doom- und Sludge-Gruben wälzt.
Live wird das ganze mit zwei Gitarren aus einer ganzen Verstärker-Batterie geblasen; der Chef hat unter anderem - wie Hanno von Mantar oder Mo von Eremit - auch einen Bass-Amp mit passender Box am Start, um den Sound anzufetten.
Das Ganze hat natürlich auch wieder das Problem, dass so ein Sound es bei strahlendem Sonnenschein schwer hat. Aber prinzipiell schon geil. Trotzdem brauche ich kurz vor Ende des Sets einen Spaziergang.
Als ich wieder auf der Vogelwiese - ja, die heißt so, weil hier normalerweise der örtliche Schützenverein seine Holzvögel rituell zerballert - auflaufe, stecken Alteri schon mitten im ersten Song. Aber sind die jetzt nur noch zu viert?
Ach nee, da ist ja Nummer fünf. Hält sich nicht mit Bühnen-Posen auf, sondern macht davor kräftig Meter und heizt die Stimmung an.
Es hat rund 30 Jahre gedauert, aber so langsam wird der T-Shirt-Style von Okkulto (Eurynomos, Ex-Desaster) auch in modernen Metal-nahen Szenen salonfähig.
Die Kölner haben mit ihrem metallischen Crustcore ja schon lange ein gutes Standing im Hause Bierschinken; Kiki ist z.B. bekennender Fanboy, und der heutige Auftritt ist... na ja, eigentlich wie immer. Also großartig!
Und danach steht schon das nächste Highlight in den Startlöchern. Nur ganz anders. Lucifuge um den Bremer Exil-Spanier Juan a.k.a. Equinox mit spanischem Live-Line-Up, u.A. Cruz-Drummer Xavi springen für Nekrovault ins Line-Up, und sie sind sehr gut. Allerdings auch in diesem Punkt ganz anders.
Die auf dem Essener Label Dying Victims publizierende Band mag frühe Venom, Bathory und Hellhammer aber auch räudigen Thrash, wie ihn die Ruhrpott-Ikonen Sodom und Kreator in ihren Anfangstagen gespielt haben. Und wer bei solchen Einflüssen letztendlich an die Koblenzer Blackthrash-Könige Desaster (jaja, schon wieder...)  denkt, liegt in puncto Ähnlichkeit auch nicht verkehrt. 
Live ist das ganze ein großer Spaß, und wer sich davon im Ruhrpott überzeugen will, sollte sich den 13.10. fett im Kalender notieren. Da spielen nämlich Lucifuge und die Katalonen-Thrasher Cruz - wir erinnern uns, die Hauptband des Live-Drummers von ersteren - für schmales Geld im AZ Mülheim. Upp!
Antigama aus Warschau/PL kannte ich nicht, und laut Metal-Archives spielen sie "Technical Grindcore/Mathcore/Death Metal". Da schraube ich bekennender Dyskalkulist die Erwartungen erst mal ganz weit nach unten und höre im Vorfeld auch gar nicht erst rein.
War dann aber doch unerwartet geil. Ja, Death und Grind sind rauszuhören, aber primär gibt es da Hardcore, wenn auch etwas moderner, straight aufs Fressbrett. Find' ick richtich geil, jefällt ma, geht ab!
Was Mathe angeht, bin ich wohl zu doof, um die entsprechenden Einflüsse überhaupt rauszuhören. Da hat mich mein Stumpfprolltum ja mal wieder vor schlimmerem bewahrt. Dumm und glücklich, Prost und Oi! (Hätte ich mich vorher schlau gemacht, hätte ich u.A. gewusst, dass sie Songs zum Soundtrack des Computer-RPG "Cyberpunk 2077" und dessen Anime-SpinOff "Edgerunners" beigesteuert haben - womit dann doch wieder etwas mehr Erwartung da gewesen wäre, denn die Mucke in diesem Spiel fand ich eigentlich durchgehend gut. Ja gut, Update und Add-On dafür stehen ja eh in den Startlöchern; ich glaub', ich guck da die Tage noch mal rein..)
 Und zum Schluss gibt's dan noch eine Kapelle, bei der es überhaupt keinen Zweck hat, die Erwartungen runter zu schrauben. DISCHARGE
Es gibt wohl keine Band, die für Hardcore-Punk und Extreme Metal in mehr Ausprägungen ein gleich wichtiger Einfluss war als die Erfinder des D-Beat aus Stoke-On-Trent. Ob Crust oder Grind, Thrash oder Death, Old School oder Powerviolence, an Discharge kommt keiner vorbei.
Und solche Erwartungen killen ja ganz gerne mal das Konzertvergnügen und die Liebe zu den alten Platrten gleich mit. Denn sein wir mal ehrlich, diese Alte-Helden-Gehen-mit-Resten-der-Urbesetzung-noch-mal-auf-Tour-Nummer haben wir doch alle, gerade im UK-Punk, schon sehr, sehr lieblos gesehen.
Auch hier hatte ich sowas befürchtet, aber Pustekuchen, die alten Herren mit dem nicht ganz so alten Sänger machen immer noch Spaß!
Von Dienst nach Vorschrift sind Discharge 2023 weit entfernt. Oder sie sind sehr gute Schauspieler. Denn die Gründungsmitglieder Rainy Wainwright und Bones und Tezz Roberts machen zu keiner Sekunde den Eindruck, hier nur einen Job über die Bühne zu bringen. Vor allem Tezz hat spürbar Spaß am Festival. "C'me on, unicorns, I need my unicorns!" Ja ja, wir sind doch alle da!
Ausgerechnet den Sänger zu ersetzen ist ja immer kritisch, aber Jay Jay Janiak aus New Jersey - der jünger ist als ich(!) - hat sich in jetzt auch schon neun Jahren offenbar gut eingelebt und macht schon zur Begrüßung klar: "We are Discharge!" Dann kann ja nix mehr schiefgehen.
Und Hits bleiben natürlich Hits.  "Never Again", "The Nightmare Continues", "Hell On Earth" oder "State Violence, State Control" gehen halt nicht ohne Entenpelle. Und dass "Hatebomb" vom 2016er Spätwerk "End Of Days" ist, fällt mir erst bei der Nachrecherche zu diesem Artikel auf. Hat nämlich 100% ins Set gepasst. 
Die beste Frühstückslektüre am Day after war übrigens das Krachmanifest, deren äußert nice Macher*innen auch vor Ort waren. Review folgt (hier verlinkt). Kurzversion: Wenn ein Zine Teufelnacht interviewt, weiß man doch eh schon, dass die Schwarte in puncto Geschmackssicherheit ALLES kann. ALLES kann aber auch das Masters Of The Unicorn. Geiler Ausflug, geiles Line-Up, geiles immer hilfsbereites Orga-Team, geiles Publikum ohne Asis (außer ich) oder Edgelords - ich sag' mal, wenn ein Datum für nächstes Jahr raus kommt, wird das 100 pro gesaved!

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verSemmelt
(verSemmelt)
17.09.2023 20:57
Musste direkt nachforschen, ob der Sänger von Sněť identisch mit dem von Vole ist. Und er ist es! Lustiger Kaputtnik.
Matt Greasejar
(Matt Greasejar)
18.09.2023 13:12
Wow, der Kerl ist ja schwerstmehrfachbegabt. Death Metal, Oi!, Hauptsache Italien... (Dass er grundsätzlich im HC zuhause ist, hätte man sich natürlich denken können. Und jau, Vole, die ich erst mal googlen - und dann mangels verwertbarer Ergebnisse noch mal HIER suchen - musste, machen live bestimmt auch Spaß.)

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