Home Front, Electrolytes, 12.11.2023 in Dresden, Chemiefabrik - Bericht von verSemmelt
Home Front, 12.11.2023 in Dresden
Veranstalter ist heut die Scheune, wo anscheinend doch mal Fortschritt bei der Sanierung zu sehen ist. Allerdings meinte jemand, da sei jetzt ein riesiges Loch im Boden. Kann ich ad hoc nicht nachprüfen. Jedenfalls ist heute ein kunterbuntes Kuddelmuddel an Konzertgängern anwesend, die sich sonst wohl eher selten begegnen. Da steht der Hippie neben dem Kopftattoo, der Metalhead neben mir und hinter mir hat der HC-Dude auch seine Basecap nicht vergessen. Und dann noch viele Leute, die ich gar nicht zuordnen kann und eher auf die Werbung der Scheune "reingefallen" zu sein. Nur die Deutschpunk-Regulars scheinen heut auf Verzicht zu setzen und so war das für einen Sonntag sehr gut gefüllt. 18€ Abendkasse ist grenzwertig aber noch vertretbarer als die 25€ aus Bochum.
Rotes Licht und Nebel. Beste Voraussetzungen um geniale Eindrücke festzuhalten. Hier könnte man ELECTROLYTES aus Dresden erahnen. Da stehen unter anderem Leute von Nowaves und Adrats auf der Bühne und wir hören - ja was hören wir eigentlich? Synth-Fuzz-Dreamy-Garagen-Whatever. Der schöne Gesang ist derweil roher als vom Studiooutput
Die Songs fand ich jetzt alleinstehend sehr gelungen, aber für meine Präferenzen gab es zu viele Stilbrüche in der Setlist. Da kommt so ein wilder Garagenfuzz wie Bikini Beach daher um nahtlos in einen verträumten stoischen Synthpop überzugehen. Ich weiß nicht warum, aber MICH störte das irgendwie. Handwerklich ist das alles top, für die hinteren Reihen war vielleicht die Abmischung etwas leise.
So jetzt muss ich etwas aufpassen, dass ich nicht den gleichen Saft wie im Bochumbericht aus meinem Hirn presse. HOME FRONT spülte es im März mit diesem ironischen Prollvideo von "Nation" in meine Gehörmuscheln. Die "Games Of Power" wollt ich mir übers Jahr eigentlich mal bei einer Distro kaufen. Von deinem neuen Lieblingslabel "La Vida Es Un Mus Discos" hat ja eigentlich jeder anständige Händler was im Gepäck. Aber diese eine Platte war immer schon weggemopst. Heute hat die Band auch nur die EP´s mit. Ich hoffe nicht, dass ich da mal die Post benutzen muss.
Die Canucks beginnen mit "Crisis" und haben hier von der ersten Sekunde mit ihrem Disco-Oi den Laden im Griff. Teilweise ist das Publikum auch echt textsicher und ist voll am Start. Mich erinnerte das Ganze etwas an die abenso frische (Berliner-)Band Glaas, die im ähnlichen Setting auftreten.
Der Sänger überzeugt mit großem Aktionsradius und insgesamt hat die Band einfach nur sichtlichen Spaß. Was da eine Energie rüberkommt und im Gegensatz zur Platte ist das heut doch mehr Oi als Wave. "End Transmission", "Faded State", "Overtime" und zum Abschluss "Nation". Was die da schon für eine Hitdichte haben. Etwas kurios gestaltet sich der endgültige Abschluss. Kein Plan was passierte, aber die wollten eigentlich noch eine spontane Zugaben spielen. Eventuell wurden da schon alle Regler genullt. Who knows? Sound war ansonsten top.
Nach dem Konzert wird etwas über die Kürze des Auftritts fachgesimpelt, der bei 40 Minuten gelegen haben dürfte. Ich fand´s eher perfekt, da nicht ansatzweise ein Lückenfüller dabei war oder Langweile aufkam. Die optimale Konzertlänge wurde übrigens in den Fussballregeln festgelegt. Könnt ihr nachschlagen. A-Jugend, B-Jugend, 3 mal 30, 2 x 45, Hallenfussball. Sucht euch was aus. Bin mir nur sicher, dass nirgends geschrieben steht, dass ein Team 2 Stunden rumhampeln muss. Gute Nacht und Happy Birthday nach Dortmund.