Izero Hardcore Fest: Industry, Mujeres Podridas, Daudyflin, Totenwald, Konventio, Unsanitary Napkin, Møld, Holy Locust, Wet Dream War Machine, Heatseeker, Ayucaba, Shitbrains, Não, Skiplife, 22.06.2024 in Wolimierz (PL), Atelier Wolimierz - Bericht von verSemmelt
Izero Hardcore Fest, Tag 2, 22.06.2024 in Wolimierz (PL)
Für 5€ kloppe ich mir morgens einen leckeren Teller plus Kaffee voll, um anschließend etwas Sightseeing zu machen. Paul will an den See von vor zwei Jahren, wo ich ein Menschlein namens "Bombe" nicht erwähnt habe. Wie das nur immer kommt. Aber nach "See" war das Wetter noch zu Jein. Andere Optionen sind ein Gravitationspunkt, ein Wasserfall, eine alte verfallene Versuchsanstalt zur Züchtung von Superariern gäbe es auch noch. Am Ende entscheiden wir uns für Brückentourismus, nur weil wir unsre Geocacher aus dem letzten Jahr für ihren Fail übertreffen wollten.
Keine Ahnung wo der Cache versteckt ist, aber die Brücke haben wir gefunden! Eat this! Das Teil hat jemand in diesem Netz als "Crazy Bridge" betitelt und die ehemalige Bahn hat direkt unterhalb des Festivalgeländes gehalten. Ich merke mal wieder, dass ich nur vermindert höhentauglich bin und und wenig Vertrauen zu Holz habe.
Der Trampelpfad dorthin ist ohne Stiefel allerdings auch nicht empfehlenswert. Viel hohes Gras mit allerlei ungünstigen Getier könnte drohen.
Da halte ich dagegen oder ich streiche einen Buchstaben. Das hing derweil bei den "Old Punks" welche hier direkt nebenan noch Ende August das sogenannte Izerbejdżan PUNK EKO FEST machen und mit u.a. Varukers, Conflict, Menace, Los Fastidios und The Fialky auch International ganz okay aufgestellt sind.
Brückenarchitektur #3 - obwohl - das ist hier nach der Zusammennagelung des Geländers wohl aufgegeben worden.
Anschließend wird 4 Stunden lang mehr oder weniger dünn rumgesabbelt. Frau Wolf überzeugt mit Zweideutigkeiten über meine Gurke. Die Gründung einer selbstreflektierten Oi-Band namens Spiegel-Oi wird gefordert und andere Sachen merke ich mir eh nie wieder.
SKIPLIFE aus Prag sollten die kürzeste Spielzeit erzeugt haben. Vielleicht 12 Minuten gibt´s locker zwei Dutzend Powerviolence-Attacken, wo ich kaum unterscheiden kann, dass ein neuer Song gespielt wird. Viele vibrierende Zeigefinger versuchen den Takt zu halten.
Bei NÃO erkenne ich jemand von Zanjeer aus dem Vorjahr wieder. Ein Zitat mit "er spielt mindestens in 6-7 Bands" könnte zitierungsfähig sein?! Eine witzige Koinzidenz, dass Arte ganz frisch eine kleine Doku über Punk und Islam herausbrachte mit Hassan von Zanjeer (ab 12:12 min). Das ist für einige Leser des Berichtes vielleicht ganz interessant. Kurz habe ich auch das Atelier entdeckt. NÃO selbst haben eher einen brasilianischen Background, SängerIn Morgana schreit mit Hall auf Portugiesisch. Ansonsten hören wir eine ordentliche Walze feinsten stumpfen Geprügels.
SHITBRAINS. 18 Minuten Powerviolence mit einer krassen Kompromisslosigkeit. In meiner Fantasie höre ich vom Drummer "Powerviolence" und an der Front immer nur "Jaaa - Jaaa - Jaaa". Was da für ausführliche Texte rausgeschrien wurden - ich habe mich beim Mitlesen zu hause noch über mich amüsiert, wie weit ich daneben liegen konnte.
HEATSEEKER aus Warschau, wo eher dieser 90-Jahre Hardcore bedient wird. Ich bin raus. 8Ball meint, dass die wie Bautz'ner aussehen. Geht es da immer noch um den vergessenen Senf?
Irgendwie fehlen mir ein paar Fotos. Vielleicht doch etwas zu viel Hitze getankt. Hier sind schon WET DREAM WAR MACHINE beim Aufbau, obwohl ich doch irgendwie AYUCABA aus Barcelona gesehen habe, die sich digitalen Releases anscheinend völlig verweigern. Die waren auch so rohes Geknüppel mit gelegentlichen Wechselgesang.
WET DREAM WAR MACHINE hatten leider schlechten Sound erwischt. Das meiste war Gesang und Schlagzeug und der Rest ging ziemlich unter. Schade um die coole Show.
Mit HOLY LOCUST und akustischen Anarcho-Folk aus New Orleans. Die schienen durchaus bekannter zu sein und kamen sehr gut an. Meins war es nicht ganz so.
Ich verquatsch mich anschließend mit Jan vom "Proud To Be Punk" Fanzine und verpasse MØLD, die auch für gut (frau wolf meinte was wie "geil") befunden wurden. Ist aber auch immer eine hohe Schlagzahl an Bands, die da halbstündlich sich abwechseln. Eine Sache muss ich erwähnen, weil es auf meinem Zitatezettel landete. Los Fastidios, die ungefragt ein Werk mal an Jan schickten mit dem er nicht so viel anfangen konnte - und wo unter anderem "Antifa Hooligan" in einer Ska-Version drauf ist, ließ jemand, der das Gespräch mithörte, verlauten: "Wenn ich Nazis kloppen will, dann will ich kein Ska hören."
UNSANITARY NAPK aus Aotearoa (=ist die heute am weitesten verbreitete und meistakzeptierte Māori-Bezeichnung für Neuseeland. Quelle: Wikipedia)
Einerseits sehr feministische Texte und andererseits handeln sehr viele Themen um die weltweiten Kolonialverbrechen. Musik: Wütend. Nicht schlecht, obwohl null Bewegung auf der Bühne. Und wer mal so einen Antideutschen triggern will spielt dem mal den Song "Catastrophe" vor, von der Split mit JALANG. Manchmal war auch so etwas Uffta-Taktung und dann notiere ich mir noch einen stumpfen ACAB-Song.
KONVENTIO aus Jyväslylä erinnerte mich stark an "Kovaa Rasvaa", die hier letztes Jahr gespielt haben. Vielleicht war es die sogar die gleiche Sängerin, vielleicht vertue ich mich komplett?
Jedenfalls wird ähnlich roh runtergeschreddert mit etwas D-Beat-Taktung, immer schön wütend nach vorn und ähnlich wie letztes Jahr wurden die auch nicht so einfach von der Bühne gelassen. Ich hab ein Déjà vu.
TOTENWALD sehe ich immerhin schon zum mittlerweile 5ten Male. Bisher hatten sie nur einmal richtig geilen Sound (auf dem Back To Future nachmittags in der Sonne), einmal okayen (Basta) und zwei Mal katastrophal (Köpi, Zoro) erlebt.
Heut geht es mit "Falling Stars" los, was erträglich aber nicht sonderlich gut klang. Es wird gefragt, ob der Sound vor der Bühne denn okay ist, was einem zu einem Daumen hoch veranlassen lässt. Ich hätte einen zwischen 8 und 10 Uhr schwankenden Daumen besser gefunden.
Richtig skurril wird es als der Techniker mitten in der Band die Monitore einstellen will und drückt auf irgendwas rum, was kaum größer als ein Smartphone ist. Trish drückt ihn - er hatte es ja versucht.
Trotz all der Umstände zieht die Band ziemlich gut durch. Ein paar Songs könnten neu gewesen sein. Ich merke mir noch "Black Drops", "The Sign" und das schöne "Shadows in Paradise".
DAUÐYFLIN bestehen aus einem Dreiviertel von BÖRN. Und ich hatte mich schon gewundert, warum beide isländischen Bands an verschiedenen Tagen spielen. Und Dauðyflin ist bei weitem härter als das, was tags zuvor geboten wurde. Das Atelier wird zum Beben gebracht. Da war so viel los, dass ich lieber schön im Hintergrund geblieben bin.
Kurz vor Schluss kommt dann mein persönliches Highlight mit MUJERES PODRIDAS aus Austin, Tejano. Roh gehaltener Punk mit etwas ´77er Kante sowie viel Melodie.
Der leicht hallige Gesang und auf das Wochenende gerechnet verhältnismäßig zärtliche aber abwechslungsreiche Gesang zaubern mir nochmal ein breites Grinsen im Gesicht. Großartig!
Den Abschluss machen dieses Jahr INDUSTRY aus Berlin. Am Schlagzeug könnte das wahrscheinlich der Sänger von Desintération Violenta sein. Düster gehaltener Anarcho Postpunk gibt´s auf die Ohren, der nochmal alle letzten Reserven aus dem Publikum holt.
Gesang ist eher sprechend vorgetragen und macht zu den melodischen Gitarrenspiel einen coolen Kontrast. Schön.
Disco heut an der Bar und dort bildet sich ein lateinamerikanischer Tanzkreis mit Cumbia und verwandter Musik. Das war witzig als man der zur Bar wollte und auf einmal von allen Seiten mit spanischer Folklore besungen wird.
Hier kickert der Chef noch selbst und scheint zu gewinnen. Ich höre selbst fast nur noch Gesprächen zu und wenn Micha nicht echt noch irgendein Scheiß Ergebnis auf Lager gehabt hätte, man von der Europameisterschaft im Rundball komplett verschont worden wäre.
Am nächsten Morgen mache ich nur noch dieses Foto vom Platz wo der Mischer am abmischen war. Meine Highligts waren definitiv Mujeres Podridas, Shitty Life und Börn. Aber auch Plastika, Shitbrains, Sharp Knifes, Industry und Daudyflin mag ich nochmal explizit erwähnen. Dank an Alle und bis nächstes Jahr...