Nord, Crashing Temples, 05.07.2024 in Brilon, Stadtschenke - Bericht von Fö
No°rd, 05.07.2024 in Brilon & Wanderung Diemelsee-Brilon-Willingen
Ich weiß nicht wie es euch geht, aber ich muss "Brilon" immer unwillkürlich mit französischem Akzent aussprechen. Hätte mich auch nicht gewundert, wenn man mir erzählt hätte, Brilon läge in Frankreich. Witzig auch: Brilon hat eine Städtepartnerschaft mit Hesdin, was ich in Hessen vermutet hätte, aber in Frankreich liegt. Aber außer dass Friedrich Merz in Brilon geboren wurde, kann ich eigentlich nichts Negatives über die Stadt sagen. Nunja, ich war ja auch noch nicht da!
Grobe Planung: Ich starte Donnerstag Abend nach der Arbeit, nehme den Zug bis Bredelar, wandere von dort zum Diemelsee, am Freitag dann vom Diemelsee nach Brilon, abends Konzert, und Samstag weiter nach Willingen, von wo dann abends der Zug zurück nach Hause fährt - mit der Option, vielleicht noch bis Sonntag zu verlängern, aber das zerschlägt sich wegen anderer Termine und ungünstigen Zugverbindungen. Achja: Komplette Wanderung mit Zelt und dem ganzen Kram aufm Rücken. So ne Mehrtages-Zelt-Tour hab ich zuletzt vor 12 Jahren gemacht und mir damals vorgenommen, das erst wieder zu machen wenn ich besseres Equipment habe. Aber dass es 12 Jahre dauert, hätte ich auch nicht gedacht.
Um euch zu verwirren, durchbreche ich die Chronologie und beginne den Bericht mit dem Konzert. Als ich dieses Foto am Freitag Abend schieße, bin ich also schon grob 24 Stunden unterwegs! Brilon ist eine eigentlich ganz nette Stadt (bis auf die Sache mit Friedrich Merz). Aber es ist menschenleer! So weit ist es also gekommen mit der Landflucht. Irgendwann schnappe ich aber auf, was der Grund ist: Es läuft gerade irgendein Fußball-Länderspiel. Das erklärt dann auch die unheimlichen Schreie, die immer mal durch die dunklen Gassen hallen.
Das Konzert beginnt dann auch erst nach Ende des besagten Spiels. Das Ergebnis des Spiels ist jedenfalls recht phänomenal: Die einen gewinnen und die anderen verlieren! So beschrieben es auch mal Detlef in ihrem Klassiker "Wie kann man sich nur nicht für Fußball interessieren?". Detlef sind bekanntlich nicht nur Sauerland- sondern auch Fußball-Experten und ihnen will ich nun wirklich nicht widersprechen.
Übrigens las ich kürzlich, was der Unterschied zwischen Patriotismus und Nationalismus ist: Gemeinsam haben beide den Stolz auf das eigene Land - beim Nationalismus kommt noch hinzu, dass andere Länder abgewertet werden. Finde ich persönlich ja beides verwerflich, aber zweiteres ist natürlich schlimmer. Legen wir jetzt mal zugrunde, dass es im Fußball, insbesondere in der Fan-Kultur aber auch "aufm Platz" viel darum geht, die gegnerische Mannschaft abzuwerten, kann man nur zu einem Schluss kommen: Der Begriff "Party-Patriotismus" sollte eigentlich "Party-Nationalismus" heißen (ähnlich wird es auch in diesem Artikel beschrieben). Dazu passt auch die Theorie, dass die WM 2006 den Aufstieg der AfD erst möglich gemacht hat (Quelle).
Übrigens las ich kürzlich, was der Unterschied zwischen Patriotismus und Nationalismus ist: Gemeinsam haben beide den Stolz auf das eigene Land - beim Nationalismus kommt noch hinzu, dass andere Länder abgewertet werden. Finde ich persönlich ja beides verwerflich, aber zweiteres ist natürlich schlimmer. Legen wir jetzt mal zugrunde, dass es im Fußball, insbesondere in der Fan-Kultur aber auch "aufm Platz" viel darum geht, die gegnerische Mannschaft abzuwerten, kann man nur zu einem Schluss kommen: Der Begriff "Party-Patriotismus" sollte eigentlich "Party-Nationalismus" heißen (ähnlich wird es auch in diesem Artikel beschrieben). Dazu passt auch die Theorie, dass die WM 2006 den Aufstieg der AfD erst möglich gemacht hat (Quelle).
So, genug von diesem ganzen Fußball-Quatsch, das interessiert doch hier keine*n! Wir befinden uns in der Stadtschenke Brilon. Die Kneipe sieht einfach haargenau so aus, wie eine Kneipe aussehen soll, die "Stadtschenke" heißt. So ne richtig urige, aber trotzdem auch saubere Dorfkneipe. Schöner Tresen, Fliesenboden, an den Wänden hängen Köpfe von erlegten Tieren. Einfach klasse! Ist doch eigentlich viel subversiver, hier ein Punk-Konzert stattfinden zu lassen als in ner linken Kaschemme im Großstadt-Kiez oder? Das Hinterland braucht mehr Punkkonzerte! Das heutige wird eröffnet von der Band CRASHING TEMPLES aus Siegen.
Bezüglich meiner obigen Anmaßungen, Brilon französisch auszusprechen, haben sich Crashing Temples für die englische Aussprache entschieden. Auch sau-witzig! Die anscheinend extra im "Tour"-Bus überlegten und natürlich zutiefst sarkastischen Stadionrock-Ansagen kommen dem Sänger aber insgesamt eher widerständig über die Lippen. Apropos Sänger: Ich weiß jetzt, wo der Butterwegge sein Outfit geklaut hat!
Diese Lichtstrahlen da auf dem Foto sind nicht etwa Traktorstrahlen kleiner UFOs, die versuchen, kleine Menschen zu entführen und dabei ständig daneben zielen, sondern die Lichtanlage der Stadtschenke. Besser zu viel als zu wenig Licht, sag ich mal. Ist aber jetzt weniger die klassische Bühnenbeleuchtung. Übrigens haben wir nach 21 Uhr und draußen ist es IMMER NOCH HELL!
Die Crashing Temples klingen stark nach 90er und machen irgendwas mit Grunge, Alternative und so weiter. Sehr rockig. Reicht zum gemütlichen Mitwippen und tut nicht weh. Nicht mal, wenn einem nach 20 Kilometer Wanderung die Knochen eh weh tun.
Zum letzten Song/Zugabe darf der Veranstalter/Tonmensch/Wasauchimmer, er hieß Jörg oder Jürgen, irgendwas mit Umlaut jedenfalls, auch mal eines der Mikrofone in Beschlag nehmen und "I wanna be your dog" schmettern. Das funktioniert sehr gut!
Was ist das? Der Traktorstrahl hat Andi Holz erfasst! Aber Andi Holz ist auf dem Boden geblieben und geht seinen Weg. Sein Weg führte ihn vor wenigen Minuten auf diese Bühne, gemeinsam mit seinen anderen Mitstreitern der Band NO^RD, achnee, NO°RD (nur echt mit Kringel). Angenehm kurze Umbaupause. Am schönsten fand ich den Soundcheck-Track "jetzt spielt mal jeder irgendwas". Naja, egal.
So im direkten Vergleich zur vorherigen Band fällt mir einfach auf, wie viel mehr mir doch diese Musik gibt. Soll jetzt nicht heißen dass Crashing Temples scheiße waren, aber das hier hat einfach mehr Druck, mehr Elan, mehr Melodie, oder trifft halt einfach mehr meinen Geschmack. Das ist jetzt keine wirklich bahnbrechende Erkenntnis, aber dass der Auftritt mich dann doch so sehr packt, hätte ich nicht gedacht. Da hat sich die Anreise wohl gelohnt!
Was sonst so? Es gab recht wenig Ansagen und noch weniger an die ich mich erinnern könnte, außer dass sich beim Schreiben der Setlist viel Mühe gegeben wurde: "Wand" wird direkt nach "Mauer" gespielt. Irre! Ansonsten natürlich viel Material insbesondere der letzten beiden Alben würd ich sagen, aber auch vom ersten.
Was ist Punk? Gerissene Saite beim ersten Song! Willi kriegt zügig Ersatz geliefert vom Crashing-Temples-Gitarristen. Vorbildlich.
Das Publikum ist mittlerweile immerhin ein bisschen angewachsen (ja, das Wort ist in dem Kontext mehrdeutig), hier und da wird auch mal mitgewippt oder was reingerufen. Einer hat sich offensichtlich schon beim Soundcheck "Karstadtdetektiv" gewünscht und der ganze Laden wartet, ob No"rd dem folgen. Spoiler: nö
Auch bei No³rd darf Jüöä das Gastmikrofon übernehmen! Scheint ne Tradition zu sein. Werden hier nur Bands gebucht, bei denen er mindestens einen Song kennt? Ist das gar Bestandteil der Vertragsverhandlungen? Mit diesen offenen Fragen lasse ich euch alleine, keine Zeit für Investigativrecherche.
Übrigens gibt/gab es eine französische Rockband namens Nórd, eine Berliner Indiepop-Band namens Nörd und eine dänische Progessive Metal Band namens Norđ. Aber nur eine No°rd mit Kringel!
Zugabe gibt's auch noch, hat Brilon Rock City sich verdient. Das war wahrlich schön. Alle verschwitzt und happy. Aber allzu lange verweile ich nicht mehr, habe ich doch noch eine kleine Nachtwanderung zu meiner heutigen Schlafstätte vor mir. Ja dann, tschüß No*rd, auf bald!
Hier ein Foto, wie mein Rückweg aussah. Vielleicht könnt ihr den kleinen Punkt da oben erkennen, das müsste irgendein Stern sein. Und unten, das sind Bäume. Wissta Bescheid.
Zeitsprung zurück, am Vorabend gegen 16 Uhr am Bahnhof Dortmund-Hörde: Ich beginne meine Reise mit meinem Buddy "Khakigrüner Rucksack" (ich weiß, kreative Namensgebung!). "Weiße Stofftasche" musste heute als Aktenkoffer im Büro dienen, schließlich komm' ich grad von der Arbeit.
Heute mache ich mich ja im Grunde nur warm für die beiden folgenden Hauptwandertage, und zwar mit ner gut dreistündigen Wanderung mit Start in Bredelar. Kennt kein Schwein, hat aber nen Bahnhof und nen Supermarkt! Positiv anzumerken wäre außerdem, dass Friedrich Merz hier nicht geboren wurde. Außerdem kann ich von hier aufschließen zur "Sauerland-Waldroute", die mich zur Diemeltalsperre führt, wo ich auf den Diemelsteig wechseln kann, der mich zum St. Muffert führt.
Das Wetter heute ist erstaunlich schön. Fröhlich winke ich allen Wandersleuten zu, denen ich begegne. Okay, "allen" ist übertrieben, es war nur eine. Und die Kuh hat nicht mal zurück gewunken! Ach scheiße, ich merk grad der Gag funktioniert nicht, es waren mehrere Kühe. Jedenfalls fänd ichs mördergeil, wenn Kühe winken könnten. So wie Bären!
Auf einer Bank kann ich schon nen Blick auf den Diemelsee erhaschen! Und nen Blick auf den Hügel daneben, den ich noch hinauf muss. Wobei man auch einfach außen rum kann. Müssen tun wir hier gar nichts! Abgesehen davon kann ich das ja immer noch entscheiden wenn ich da bin. Erstmal mein heutiges Abendbrot genießen: Couscous mit Kräutermix, Gewürzmix, Nussmix. Gute Nahrung, ich gebe meinen Kochkünsten ne glatte 1. Wenn wir mal drüber hinweg sehen, dass hier gar nicht gekocht wurde.
Runter ins Örtchen. Ich ertappe einen Feuerwehrmann, der in den Busch pisst, aber viel mehr scheint hier heute eh nicht mehr zu passieren. Ich muss noch meine Entscheidung treffen ob über den Hügel drüber oder dran vorbei, aber ich bin jung, agil, alleine und voller Elan! Und vermutlich leichtsinnig, brauche ich meine Beine doch noch die nächsten Tage. Naja.
Oben auf besagtem Hügel. Es geht diverse Serpentinen hoch, aber dann immer wieder zu Aussichtspunkten über den Diemelsee oder auf die dicht bewuchsenen Bäume direkt vor der Nase.
Meine Übernachtung für heute! Ich wusste ja bis zur Planung dieser Tour nicht, dass es "Trekkingplätze" gibt, also hab ich das natürlich ausprobiert. Das sind ausgewiesene Plätze, auf denen man (nach kostenpflichtiger Voranmeldung) sein Zelt aufschlagen darf. Dazu gibt's ne Komposttoilette und sonst nix. Aber man muss auch mit niemandem reden! Irritierend nur, dass man das Zelt auf so nem Holzpodest aufbauen muss, in das sich nur schwer Heringe reinhämmern lassen. Es gibt spezielle Fischgräten-Heringe (wie maritim wir doch alle sind), die ich mir natürlich nicht extra gekauft hab, das wär übertrieben. Aber mit ein bisschen Fummelei steht das Zelt bald einigermaßen stabil und hält sogar die Nacht über! Den Platz find ich schon ganz geil. Bin hier echt alleine, mehr oder weniger mitten in der Natur, mit nem tollen Blick über die Landschaft. Und damit beende ich den ersten Tag der Wanderung. Gute Nacht!
Der nächste Tag! Heute geht es weiter nach Brilon. Dazu muss ich einmal um den Diemelsee rum und entscheide mich gegen den Uhrzeigersinn zu laufen, weil da einfach mehr Wanderwege sind und das bestimmt schöner ist. Ob das so ist, müssen andere herausfinden. Für mich heißt das aber erstmal, zurück zur Diemeltalsperre. Diesmal nehme ich aber nicht den Weg über den Hügel, verlaufe mich aber dafür im Wald, rutsche aus und laufe mit blutiger Hand weiter. Geht gut los!
Unten am See, hier am Strandbad. Es ist halb 9 Uhr morgens, hier hat nichts auf, dabei hatte ich mir vorgenommen, meine Trinkwasservorräte aufzufüllen und vielleicht das Klo zu nutzen. Naja, so reicht es für frisch machen im See und Wunde versorgen (war nur ne Hautabschürfung, ich hab keinen Finger verloren, Glück gehabt). Außerdem ist hier der perfekte Platz, um mein Frühstück einzunehmen.
Der Weg ist echt nett! Es ist, ebenso wie gestern, zum Großteil die Sauerland-Waldroute, die ich laufe, es kreuzen aber immer mal diverse andere Wanderwege, oder sie laufen parallel, oder wie auch immer. Jedenfalls kann man sich sehr sicher sein, dass es hier keinen Quadratzentimeter gibt, der nicht bereits von Wanderschuhen betreten wurde. Einmal biege ich in den falschen Weg ein und kehre natürlich nicht um, sondern schlage mich durch die Büsche und Hänge, um einen Fluss (okay, eher Bach) zu überqueren. An einer anderen Stelle ist die Brücke wegen Bauarbeiten gesperrt und als ordnungsliebender treudoofer Solowanderer bin ich zu feige, die anwesenden Bauarbeiter zu fragen, ob ich als Zivilist über ihr provisorisches Gestell den Fluss queren darf. Stattdessen nehme ich wieder einen zugewucherten Trampelpfad und lande auf einer Eisenbahnbrücke, wo wenig später ein Zug rüber fährt. Aber naja, ich lebe noch. Auf der Packliste fürs nächste Mal: Ne Warnweste, damit darf man alles.
Was mir beim alleine wandern schwer fällt: Pausen machen. Kann ich einfach nicht. Aber ebenso wie mein Wandervorbild Zwen habe ich eine Hängematte dabei, die muss ich ja zumindest mal ausprobieren. Aber für mehr als dieses Foto und 2 Seiten E-Book lesen hatte ich dann doch keinen Bock. Hängematte umsonst mitgeschleppt.
Auch blöd beim alleine wandern: Man kann die Eindrücke nicht so wirklich teilen. Also okay, mein Wandervorbild Zwen teilt sie bei Instagram, aber so weit bin ich noch nicht. Im Grunde läuft man ja ständig an irgendwelchen schönen Sachen vorbei, denkt sich "ah, okay, ja, schön", und geht weiter. Mit Wanderbegleitung würde man sich doch zumindest drüber austauschen! Also, so wirklich warm werde ich nicht damit. Aber nun gut. Ihr könnt ja in die Kommis hämmern, was ihr von dieser schönen Aussicht haltet.
Auch für diese Nacht habe ich wieder nen Trekkingplatz geangelt. Ich weiß, Wildcamping wäre auch ne Option, aber dann wäre ich irgendwo im dunklen dreckigen Wald statt auf dieser Anhöhe mit tollem Blick! Mein Zelt baue ich aber erst mitten in der Nacht auf, vorher verstecke ich meine Sachen im dunklen dreckigen Wald, damit ich endlich mal ohne das schwere Gepäck latschen kann. Und wohin ich gelatscht bin? Nun, siehe Bild 1 dieses Berichtes! Damit wäre die Chronologie wieder hergestellt, oder? Dieses Foto ist jedenfalls der nächste Morgen, diesmal komme ich etwas später aus den Federn und frühstücke dafür unter blauem Himmel.
Letzter Tag der Wanderung! Es geht auf den Rothaarsteig von Brilon nach Willingen. Der Rothaarsteig ist vermutlich der bekannteste Wanderweg des Sauerlandes, außerdem ist Samstag und gutes Wetter, diesmal treffe ich also deutlich mehr Leute unterwegs, aber immer noch ne sehr überschaubare Anzahl. Definitiv weniger Leute als beispielsweise beim Ruhrpott Rodeo, vielleicht sogar weniger als beim gestrigen No°rd-Konzert.
Ganz schön anstrengend, denn heiß ist es heute auch! Aber es gibt immer mal Abwechslung auf dem Weg. Wie diese Ausgrabungsstätte, oder diverse Gipfel (also: Hügel).
Kurz abkühlen am Schmala-Stausee. Der ist wirklich schön, von Wald gesäumt, saftige grüne Wiesen, klares Wasser. Auch hier halte ich es nicht lange aus. Alleine Pause machen, wie geht sowas? Wäre vielleicht schlauer, meine Beine sind eigentlich noch ziemlich durch von gestern. Aber Schongang ist hier nicht!
Nächstes Highlight: Die Bruchhauser Steine! Das sind so Felsbrocken, die einfach so aus der Landschaft hervor ragen und richtig imposant aussehen. Das Gebiet kostet Eintritt (5,50€), die man am Infozentrum zu zahlen hat, oder, wenn man, so wie ich, da nicht lang kommt, online. Find ich fair.
Auf den "Feldstein" darf man sogar raufkraxeln, was ich auch nur noch schaffe weil ich meinen Rucksack unten lassen. Aber das ist es wirklich wert. Tolles Gekraxel, toller Rundumblick, toll windig hier. 756 Meter ist der Felsgipfel hoch. Hier fällt mir dann aber auch mal wieder auf, dass das Sauerland eben "nur" ein Mittelgebirge ist. Was wär das geil, wenn da hinten schneebedeckte Mehrtausender zu sehen wären!
Wieder unten, werde ich von einer gigantischen Kröte attackiert. Ob ich denn meine Eintrittskarte zeigen könne, krötet sie mich an. Ich tippe wild auf meinem Handy rum, aber mein Datenvolumen lässt mich im Stich. Bevor die Kröte mich platt trampelt, nehme ich lieber Reißaus.
Aber ich muss mich eh etwas sputen, um noch den von mir anvisierten Zug zu erwischen. Also kürze ich die Strecke dann auch mal eigenmächtig ab. Ja, das war's auch so im Groben! Ein richtiges Fazit, wie das denn so ist mit dem alleine und mit Zelt wandern, hab ich mir irgendwie noch nicht gemacht. Einerseits besser als alleine zuhause rumlungern, aber mit Begleitung ist es halt doch angenehmer. Und ohne Schlepperei sowieso. Würde es trotzdem nochmal machen.
Bonus-Content: Ihr glaubt es nicht, Willingen begrüßt mich mit dem Hinweis dass heute Schützenfest ist! Außerdem ist der Ort ausschließlich bevölkert von Junggesell*innenabschieden. Also echt! 10 Minuten im Ort, 20 Gruppen mit Mottoshirts gesehen. Und alle blöken dumm durch die Gegend. Immerhin 2 Menschen mit Schützen-Uniform hab ich auch gesehen. Fast ebenso gruselig. Nix wie weg hier!
Wolkenbruch, als ich am Bahnhof stehe. So fällt der Abschied doch gleich doppelt so leicht! Außerdem habe ich ab sofort Begleitung. Ein Junggesellenabschied (der Bräutigam im rosa Kleidchen) steigt mit in die Bahn und auch in den nachfolgenden Schienenersatzverkehr-Bus. Dort wird in ohrenbetäubender Lautstärke richtig schlechter Saufschlager gehört und rumgegrölt. Größtmöglicher Kontrast zum Alleine-Wandern. So ungefähr wie Ruhrpott Rodeo hoch 10. Damit sind dann auch sämtliche Erholungs-Punkte für dieses Wochenende gegessen. Schade aber auch.