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Dortmund Live.Tour: Dammnation, Roughhouse, Dr. Schlager und die Marilyn Boadu Band, Trio Randale, 04.09.2024 in Dortmund, Dietrich-Keuning-Haus - Bericht von Fö

Dortmund Live.Tour, 04.09.2024 in Dortmund

Dortmund Live.Tour ist ein neues Veranstaltungsformat des Dortmunder Kulturbüros, das alle zwei Jahre stattfinden soll. Angesetzt sind drei "Vorentscheid"-Termine, aus denen sich jeweils eine Band für das "Finale" qualifiziert. Dass hier vielen neuen und unbekannten Bands ne Bühne geboten wird find ich gut, dass es als Wettbewerb aufgebaut ist eher nicht so, aber die Menschen sind nun mal leider so gepolt.
Musikwettbewerbe finde ich schwierig. Zwar bewerte ich gerne Musik und finde es herrlich, wie subjektiv und heterogen unsere Meinungen zu Bands und Musik sein können, aber dabei ist es für mich auch immer wichtig, dass dieses Bewerten aus einem sehr persönlichen Empfinden heraus geschieht. Jeder Mensch hat einen anderen Zugang und Bezug zu Musik, und das ist auch gut so und das macht das alles so spannend. Wettbewerbe karikieren das irgendwie und versuchen, da eine Objektivität reinzupressen, die vielleicht beim Leistungssport funktioniert (Person A springt weiter als Person B), aber bei Musik halt einfach nicht. Nach welchen Kriterien soll man das entscheiden? Hattet ihr jemals das Gefühl, dass beispielsweise die Single-Charts wirklich objektiv abbilden, was gute Musik ist und was nicht?
Wie auch immer. Die Jury (alles natürlich sehr vertrauenswürdige und integre Personen) geht nach irgendwelchen Kriterien da ran, das Publikum darf auch mit abstimmen (ein Drittel der Wertung kommt vom Publikum, zwei Drittel von der Jury). Und da selbst die nicht gewinnenden Bands noch ne Gage kriegen, kann man sich wirklich nicht beschweren dass hier irgendwelche Bands ausgenutzt werden könnten (gibts eigentlich Emergenza noch?). So, ganz viele Gedanken dazu, die meisten machen keinen Sinn, mir egal!
Die heutige Veranstaltung findet statt in einem Saal des Dietrich-Keuning-Hauses, den ich bisher noch gar nicht kannte, der aber von Größe und Format her wirklich gut für Konzerte geeignet ist! Gut zu wissen! Als ich den Saal betrete, spielt bereits die erste Band: DR. SCHLAGER UND DIE MARILYN BOADU BAND.
Zu hören gibt es Wohlfühl-Schlager-Rock und ich wähne mich kurzzeitig beim Tanztee im Seniorenheim. Muss nur aufpassen dass mir nicht das Gebiss rausfällt, so wie mir die Kinnlade gerade runtergeklappt ist. Puh, nee, kann mal bitte jemand vorspulen zur nächsten Band?
Wahrscheinlich ist das alles objektiv schon ganz okay was da auf der Bühne passiert. Wenn ich 30 Jahre älter wäre und ein Eigenheim hätte, wer weiß, vielleicht würde ich mir beim Gassigehen mit dem Dackel auch ein bisschen Dr. Schlager auf die Kopfhörer schicken. Aber so, nee, das ist meilenweit von meinem Musikgeschmack entfernt.
Zu erwähnen sei noch, dass der Bassist sehr oft erwähnt, dass er Dr. Schlager ist. Das ist auch das einzige Element des Sets, bei dem ich mir unsicher bin, ob das nicht vielleicht doch irgendwie ein bisschen ironisch gemeint ist.
Anschließend ROUGHHOUSE! Ist tatsächlich schon länger aktiv, kommt eher aus dem Reggae, tritt heute mit reduziertem Set mit Akustikgitarre, Querflöte und Keyboard auf, was eher Singer/Songwriter-Rock ergibt und weniger Reggae.
Gute Stimme, nette Songs. Machste nix mit verkehrt, tut nicht weh, haut mich aber auch nicht vom Hocker. Immerhin bekommt man nen soliden Auftritt serviert.
Dann TRIO RANDALE! Die hab ich kürzlich noch im Langen August gesehen! Damals war das Trio noch zu sechst, heute nur zu viert. Nicht einfach mit diesen Trios heutzutage! Der Auftritt selbst gefällt mir deutlich besser als im Langen August. Vielleicht, weil sich die Bands heute mit Spielzeiten von 20 Minuten sehr am Riemen reißen müssen.
Musik: Weltmusik-Zirkus-Hippie-Kunst-Kram. Ausgerüstet mit Akkordeon, Cajón, Kazoo, Saxophon, E-Kontrabass und solch lustigen Dingen. Am Ende sogar ein E-Bass, aber gespielt mit einer Bohrmaschine. Das klingt alles sehr ulkig und schräg, ist aber tatsächlich unterhaltsam und tanzbar. Und wirklich sehr variabler Gesang, muss ja auch  mal gesagt werden.
Mag vielleicht die Erleichterung sein, nachdem die ersten beiden Bands des Abends mir den Einstieg eher erschwert haben, aber ich fühle mich bestens unterhalten. Auch wenn ich persönlich mir natürlich mehr Randale statt mehr Trio gewünscht hätte, aber was willste machen.
Weiter mit DAMMNATION! Den Namen liest man in Dortmund in letzter Zeit öfter mal. Zu hören gibt es Funk und Jazz, ziemlich mitreißend und tanzbar. Die kurze Setlänge von 20 Minuten reicht gerade mal für zweieinhalb Songs. Uff.
In einem einprägsamen Song ging es um "Amore", und auch unter Beteiligung des Publikums wurde die "Amore" gewürdigt. Ich war mir unsicher, ob die Strophen eher Phantasie-Italienisch sein sollten, hab aber mal für euch recherchiert: Sänger Matthias Spruch war im Zuge eines Erasmus-Programms mal in Rom. Vielleicht spricht er also tatsächlich italienisch!
Am Bass übrigens Julian von Glitterminister. Soviel zur Punk-Credibility dieser Kombo. Ich sach ma, spaßig ist das alles, musikalisch sowieso, aber mein Musikgeschmack verhungert so langsam! Demzufolge bin ich auch gar nicht so traurig, als die 20 Minuten vorbei sind.
Anschließend wird das Publikum rausgeschickt, kriegt beim Rausgehen eine Stimmkarte zugesteckt und darf diese draußen in die entsprechende Urne der favorisierten Band stecken. Dann wird ausgezählt, die Jury berät sich und wir dürfen zurück in den Saal, um der Urteilsverkündung beizuwohnen. Verblüffenderweise waren sich nicht nur Publikum und Jury einig, auch mich hat tatsächlich heute das Trio Randale am meisten überzeugt. Verrückt!
So, ein paar Termine der Dortmund Live.Tour gibt es noch: Am 10.9. im FZW wird es eher Indie-Rock-lastig (Bericht hier), am 25.9. im Junkyard spielen die eher härteren Bands, und am 11.10. schließlich gibt es im Domicil das große Finale. Da treten dann wohl Bands gegeneinander an, die musikalisch noch weiter auseinander liegen als das heute der Fall war. Puh!

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