Dortmund Live.Tour, 10.09.2024 in Dortmund

Zweiter Vorentscheid der Dortmund Live.Tour. Meine Meinung zu Musikwettbewerben habe ich ja beim letzten Mal schon kundgetan, aber nun bin ich trotzdem wieder hier! Wo sonst kriegt man die Möglichkeit, nen Haufen frischer lokaler Bands zu sehen statt immer nur die gleichen alten abgehalfterten Bands die man eh schon zig mal gesehen hat? Ja ich weiß, beim Youth Brigade! Deswegen spielen heute gleich zwei Bands, die beim YB auch schon auf der Bühne standen. Das freut mich natürlich auch ein bisschen. Sind aber auch die einzigen Bands heute, die mir schon vorher was sagten. Na, da bin ich mal gespannt!

Geht los mit LEAN. Begleitet von DJ Byrush, die beiden haben sich wohl gefunden, weil sie zufälligerweise entdeckt haben, dass sie beide Musik machen. Lean hat erst dieses Jahr angefangen, mit ihrer Musik überhaupt an die Öffentlichkeit zu gehen - mit zwei Songs bei Spotify. Releasezyklen, an die man sich gewöhnen kann.

Ich habe keine Ahnung wie man die Musik bezeichnet, es ist irgendwie Popmusik, aber mit elektronischen Beats, der Gesang dazu eher im Hintergrund gehalten. Vermutlich so dieser neumoderne Pop für Fans von Nina Chuba, Paula Hartmann und wie sie so heißen. ICH KENN MICH DA NICHT AUS! Aber immerhin kein R'n'B.

Etwas irritiert war ich, dass ein Song zweimal gespielt wurde, davon einmal in einer ravigen Remix-Version. Muss man sich auch mal trauen! Ansonsten schön kurzweilig und sympathisch. Und DJ byrush mega lässig.

Danach DIE EXPORTS! Hab ich schon zweimal gesehen, und ich dachte mir so im Vorfeld: selbst wenn alle Bands kacke sind, mit die Exports machste zumindest nix verkehrt, wenn du hingehst. Klares Pro-Argument. Musik ist so Indie-Rock. Mir fehlt es wieder an Hintergrundwissen um Referenzen als Vergleiche heran zu ziehen, also nenne ich einfach mal The Killers, mit denen macht man auch nie was verkehrt. Also, ohne die Hits natürlich.

Der Sänger haut noch ne Anekdote raus: Dass er letztes Mal, nach dem Auftritt beim Youth Brigade, aufm Bandparkplatz abgezogen wurde und direkt 20 Euro ärmer war. Gefährliches Pflaster hier!

Die Songs sind schön, haben Melodien, die Musiker*innen wissen was sie da spielen, ich habe einfach überhaupt nichts auszusetzen. Beim Publikum kommt das auch gut an. Wobei, wenn man das so beobachtet, glaube ich, dass halt einfach auch viele heute wegen den Exports hier sind. Da singen sogar Leute mit! Sachen gibt's.

So, und jetzt bin ich gespannt auf BÄRTE MIT MÄDCHEN! Sie erzählen später, dass der Name etwas damit zu tun hat, dass Leute mit Bärten halt einfach 20% mehr Gage verlangen können. Bäm! Also wenn alleine der Name schon ausreicht, ein Statement loszuwerden, bin ich umso mehr auf den Rest gespannt!

Die Musik changiert ein wenig zwischen Indie, Rock und Punk, die Attitüde klar letzteres. Die Lieder haben meistens irgendeinen empowernden/feministischen Kniff, da geht es darum, auch mal heulen zu dürfen, oder um Body Positivity, aber alles ohne zu belehrend oder verkopft zu sein. Im Gegenteil, das wirkt alles so herrlich frisch und frech, voller Elan und guter Laune. Stark! Bin direkt Fan!

Also, meiner Meinung nach können wir den kompletten Wettbewerb hiermit beenden, kann eh nicht mehr besser werden. Da kommt das Publikum dann auch bereitwillig nach vorne. Ja, wirklich toll. Kann da gar nix weiter zu sagen!

Anschließend an der Reihe: DAS GROSSE LOS! Diesmal auf größerer Bühne als beim Youth Brigade, dafür leicht andere Besetzung: Der Bassist war letztes Mal verhindert. Was auch auffällt: Eikes Schlagzeug ist in der Ecke aufgebaut und das "gestellte" Schlagzeug wird gar nicht genutzt. Sieht schon irgendwie witzig aus, besonders, als er nach dem Auftritt aus seiner Ecke gar nicht mehr rauskommen kann weil alles so eng ist.

Die Musik ist wieder etwas distanzierter als zuvor bei Bärte mit Mädchen. Das mein ich jetzt nicht im Sinne davon, dass das Publikum mehr physische Distanz aufbaut (wobei auch das der Fall ist), sondern eher so in akustischer Ausgestaltung, das klingt alles etwas steriler und kälter, obwohl es das, glaube ich, gar nicht sein will. Sind halt schon irgendwie alles Profis an den Instrumenten, das merkt man. Aber dafür klingt es auch einfach irgendwie zu perfekt.

Sie wären nicht das große Los, wenn es nicht am Ende noch Lose gäbe! 30 Stück davon werden wohl ins Publikum geschmissen und können anschließend am Merchstand eingelöst werden. Charmante Idee, dass heute nicht nur Bands was gewinnen können, sondern auch die Besucher*innen. Ich habe leider nicht verfolgt was es zu gewinnen gab, und ein Los hab ich auch nicht bekommen, also wird all das an dieser Stelle ein Geheimnis bleiben.

Anschließend werden wir gebeten, den Raum zu verlassen, jede Person die raus geht bekommt eine Stimmkarte in die Hand, im Foyer stehen 4 mit Namen der Bands beschriebene Boxen, und dort kann man den jeweiligen Stimmzettel einwerfen. Anschließend zieht sich die Jury zur Auszählung und eigenen Bewertung zurück. Damit wir in der Zeit nicht blöd rumstehen, gibt es heute einen besonderen Special Guest: BAD TOMATO aus Portugal!

Und die sind wirklich geil! Kein Grund mit faulen Tomaten zu werfen, wobei das eigentlich auch mal ein schönes Konzept für einen Bandwettbewerb wäre. Aber naja, Bad Tomato spielen ja eh außer Konkurrenz. Die Band gibt es wohl noch nicht allzu lange, touren aber grad für ein paar Termine im Lande und freuen sich, hier ebenfalls ein kleines Set (20 Minuten, wie die anderen Bands) einstreuen zu können.

Die Musik, tja, wie erkläre ich die denn nun? Hat auf jeden Fall starke Vibes von britischen Sprechgesang-Artists wie The Streets oder Sleaford Mods und schaffen dabei auch die Bindung zu Punkrock und Post Punk. Sehr spannend! Dazu auch hier und da elektronische Töne, was noch zusätzlich Pfeffer gibt. Könnte man auch in die Grime-Ecke schieben - also auch hier schon wieder britisch inspiriert.

Find ich saugeil, lockt auch hier und da mal ein paar Leute zum Tanzen hervor. Die Band ist ein wenig getrieben, wegen der kurzen Spielzeit, aber in der Zeit erspielen sie sich garantiert einige neue Fans. Muss sagen, dieses Konzept, 4-5 Bands spielen zu lassen mit 20-Minuten-Sets, daran könnte ich mich voll gewöhnen!

Sodele! Auszählung beendet und wieder mal sind sich alle einig, sowohl Publikum als auch Jury, und wieder mal habe ich Sorge, zu Mainstream-orientiert zu werden, denn gewonnen hat tatsächlich auch mein Favorit des Abends: BÄRTE MIT MÄDCHEN! Die wird es dann am 11.10. beim Finale im Domicil zu sehen geben, und vorher gibt's am 25.9. noch nen weiteren Vorentscheid im Junkyard.

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