Ernte 77, Sprung ins Leere, Die Muskebiere, 12.10.2024 in Berlin, Supamolly - Bericht von matsch
Ernte 77, 12.10.2024 in Berlin
Einen Abend vorher erreicht mich eine Brieftaube mit dem Angebot, den Samstagabend auf einem Konzert im Supamolly zu verbringen. Ernte 77 sagt mir entfernt was, der Namen Die Muskebiere entlockt mir ein Kichern und Sprung ins Leere sind mir gänzlich unbekannt. Ich muss den Tag über arbeiten. Da der Beginn im Internet aber erst für 21:30 Uhr kommuniziert wird, äußere ich Interesse und befinde mich 24 Stunden später auf dem Weg nach Friedrichshain.
Im Gespräch mit meiner Begleitung kommt noch vor Betreten des Ladens heraus, dass ich Ernte 77 mit Emscherkurve 77 verwechsele. Ein Interview mit Ernte 77 sollte mir aber in der Sommerausgabe vom Ox-Ausgabe begegnet sein. Sie haben ein neues Album in diesem Jahr veröffentlicht und ich bin gespannt auf den Abend. Kölner Punkbands haben bei mir einen Vertrauensvorschuss und so betrete ich in Begleitung neugierig das Supamolly.
Durch die vorgelagerte Kneipe geht es durch einen längeren Gang zum Ort des Geschehens. Obwohl ich schon oft hier war, wundere ich mich immer noch über die Architektur. Sind wir jetzt im Nachbarhaus oder im Hinterhof, war das mal ein Keller oder eine Garage? Da Fotos nicht erwünscht sind, muss man sich für des Rätsels Lösung selbst vor Ort begeben. Im Konzertraum des seit 1990 besetzten Hauses empfängt einen jedenfalls eine nixenartige Galionsfigur, sofern man sich für den unteren Bereich entscheidet. Eine Wendeltreppe hoch findet sich die Bar und ein Blick vom Balkon auf das Geschehen vor der Bühne. Die Getränkepreise schonen unsere Portemonnaies. Der Barmann freut sich, als ich nach Malzbier frage, weil er beim Einkaufsteam extra sechs bestellt hat und ich mich, weil er mir eins davon zur freien Verfügung stellt.
Im Gespräch mit meiner Begleitung kommt noch vor Betreten des Ladens heraus, dass ich Ernte 77 mit Emscherkurve 77 verwechsele. Ein Interview mit Ernte 77 sollte mir aber in der Sommerausgabe vom Ox-Ausgabe begegnet sein. Sie haben ein neues Album in diesem Jahr veröffentlicht und ich bin gespannt auf den Abend. Kölner Punkbands haben bei mir einen Vertrauensvorschuss und so betrete ich in Begleitung neugierig das Supamolly.
Durch die vorgelagerte Kneipe geht es durch einen längeren Gang zum Ort des Geschehens. Obwohl ich schon oft hier war, wundere ich mich immer noch über die Architektur. Sind wir jetzt im Nachbarhaus oder im Hinterhof, war das mal ein Keller oder eine Garage? Da Fotos nicht erwünscht sind, muss man sich für des Rätsels Lösung selbst vor Ort begeben. Im Konzertraum des seit 1990 besetzten Hauses empfängt einen jedenfalls eine nixenartige Galionsfigur, sofern man sich für den unteren Bereich entscheidet. Eine Wendeltreppe hoch findet sich die Bar und ein Blick vom Balkon auf das Geschehen vor der Bühne. Die Getränkepreise schonen unsere Portemonnaies. Der Barmann freut sich, als ich nach Malzbier frage, weil er beim Einkaufsteam extra sechs bestellt hat und ich mich, weil er mir eins davon zur freien Verfügung stellt.
Sprung ins Leere starten ziemlich pünktlich und rauschen etwas vorbei. Das bereits aufgebaute Schlagzeug bleibt leer, die Band lässt sich von einem Drumcomputer begleiten. Dadurch klingt alles etwas gleichförmig. Zuletzt habe ich Oiro mit einem Drumcomputer gesehen und obwohl ich die sehr mag, fehlte mir auch dort doch der Wumms und die Dynamik des live gespielten Schlagzeugs. Vielleicht wäre bei Sprung ins Leere mit einer echten Schlagzeugperson etwas mehr hängen geblieben. So unterhalte ich mich unhöflicherweise in Barnähe anstatt aufmerksam zuzuschauen und schlürfe mein Malz.
Bei den Muskebieren ist der Schlagzeughocker dann besetzt. Mit den ersten Tönen schauen wir leicht irritiert vom Balkon. Gitarre, Bass, Schlagzeug und ein Drehorgelsaiteninstrument! Ich habe grade nachgeschaut, das müsste eine Drehleier gewesen sein. Dazu huldigen drei von den Vieren mit Oi-Punk-Stimmen dem Bier. Zumindest thematisch konsequent. Eine dreht die Leier (allerdings nicht bei jedem Lied). Musikalisch klingt es nach Piraten-auf-See-Oi mit Rock’n’Roll-Riffs. Das Publikum goutiert die Darbietung. Die Muskebiere sind schließlich wichtiger als Deutschland und ich bin beim zweiten Malz.
Nach den Muskebieren wird es etwas leerer, der Abend ist aber mittlerweile auch der Nacht gewichen. Bestimmt habe ich auch schon einmal gegähnt.
Nach den Muskebieren wird es etwas leerer, der Abend ist aber mittlerweile auch der Nacht gewichen. Bestimmt habe ich auch schon einmal gegähnt.
Ernte 77 legen schnell und melodisch los. Ich hatte ernst bis assigen Deutschpunk erwartet und bekomme schön schrägen, poppig gefärbten, melodiösen Deutschpunk. Der Drummer sieht härter aus als er spielt, der Gitarrist erinnert mich an einen lieben Metalfreund, der Bassist, der auch hauptsächlich singt, erinnert mich an meinen Cousin. Oberflächlich gibt es also weitere Sympathiepunkte nur durch die Optik sozusagen. Die Texte werden in einer ungewöhnlichen Paraphrasierung dargeboten, die mir gut gefällt. Außerdem grinst der Sänger dabei die ganze Zeit leicht debil, als wüsste er von jedem*r im Raum ein kleines, dreckiges Geheimnis.
Später beim Nachhören des umfangreichen Outputs bin ich etwas irritiert, wie schräg der Gesang auf Platte dann doch manchmal klingt. Aber ich mag auch versuchte Melodien.
In einem Song wird explizit der Schokobrunnen des Kölner Schokoladenmuseums erwähnt, was meine Begleitung sehr freut und ich auch goutiere. Der Schlagzeuger sucht übrigens eine Wohnung in eben jener Stadt. Die Daumen sind doppelt gedrückt angesichts des angespannten Wohnungsmarktes.
Das altersmäßig durchmischte Publikum wirkt etwas erschöpft. Es möchte gerne wild Pogo tanzen, kann aber nur noch taumelnd ineinanderlaufen. Wird aber auch langsam Zeit für’s Bett. Ernte 77 lassen sich trotzdem noch von einer Zugabe überzeugen und spielen auf mehrfache Nachfrage „Scheiß Feuerwehr“ von ihrer „Gebenedeit unter den Punkbands“ (was für ein unglaublich großartiger Plattentitel!).
Später beim Nachhören des umfangreichen Outputs bin ich etwas irritiert, wie schräg der Gesang auf Platte dann doch manchmal klingt. Aber ich mag auch versuchte Melodien.
In einem Song wird explizit der Schokobrunnen des Kölner Schokoladenmuseums erwähnt, was meine Begleitung sehr freut und ich auch goutiere. Der Schlagzeuger sucht übrigens eine Wohnung in eben jener Stadt. Die Daumen sind doppelt gedrückt angesichts des angespannten Wohnungsmarktes.
Das altersmäßig durchmischte Publikum wirkt etwas erschöpft. Es möchte gerne wild Pogo tanzen, kann aber nur noch taumelnd ineinanderlaufen. Wird aber auch langsam Zeit für’s Bett. Ernte 77 lassen sich trotzdem noch von einer Zugabe überzeugen und spielen auf mehrfache Nachfrage „Scheiß Feuerwehr“ von ihrer „Gebenedeit unter den Punkbands“ (was für ein unglaublich großartiger Plattentitel!).