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Fahnenflucht, Piefke, 15.11.2024 in Berlin, Badehaus - Bericht von der Redaktion

Fahnenflucht, 15.11.2024 in Berlin

Fö: So, Berlin! Da bin ich grad auf Business-Trip, wozu natürlich auch gehört, eine Label-Band live zu sehen. Da wir mittlerweile so viele Bands im Roster haben, dass ständig irgendwer irgendwo spielt, ist das auch nicht weiter schwer. Und so geht es heute zu Piefke ins Badehaus! Mit dabei haben sie die Newcomer von Fahnenflucht.
schengül: Endlich mal wieder Badehaus! Eine kleine feine Location mit Wohnzimmercharakter. Und dann auch noch mit FAHNENFLUCHT drinne. Leider ist unsere Konzertbezugsgruppe dezimiert aufgrund von Corona. Dafür erfahre ich beim Aufwärmbier vor dem Laden, dass sich wohl IRIE REVOLTES reuniert haben, was den 20 Jahre jüngeren schengül höchst erfreut. Ein guter Start in den Abend!
Fö: Beginn bereits um 19:50 - zumindest wurde das behauptet. Da Fahnenflucht-Shows dermaßen punk sind, dass sogar die Punk-Regeln gebrochen werden, geht es heute sogar noch(!) früher los. Nämlich 19:45! Ker ey, da sind wir doch noch essen! Dementsprechend spielen PIEFKE bereits, als ich schlussendlich vor der Bühne stehe, und kündigen wenig später ihre letzten beiden Songs an. Das ist okay für mich, das hier ist schließlich Berlin, da zählt nur dabei zu sein und gesehen zu werden. So ist das im Business!
schengül: Ich schwanke zwischen fassungslos und empört, als wir in der Garderobenschlange feststellen, dass da tatsächlich schon Live-Klänge zu uns rüberschallen. UND dass sich tatsächlich soeben von "uns" verabschiedet wird. Da ist es gerade mal 20:15 Uhr!
Fö: Okay, wir hingegen kriegen immerhin noch einige Songs von Piefke mit. Ich bin ebenso erfreut wie überrascht, dass es hier Leute gibt, die sogar mitsingen! Und, jetzt kommt's: sogar Leute, die nicht Bönx heißen! Ich glaube, Piefke freut das auch. Ansonsten notiere ich mir, dass mir Sänger Richards Intonation heute nicht ganz so gegen den Strich geht, man könnte fast sagen er singt heute mehr unterschiedliche Töne als in seiner gesamten bisherigen Laufbahn, aber dazu kenne ich seine Laufbahn zu wenig. Nach Piefke klingt das trotzdem noch alles. Heute nachmittag wurde ich übrigens gefragt, ob Piefke wenigstens aus Österreich kommen. Da kommen alte Traumata hoch, die ich hier schon mal ausgebreitet habe. Naja.
schengül: Tja, schade, die hätte ich gerne gesehen, zumal ich ausgeprägt Bock auf was Neues hatte.
Fö: Soweit zu Piefke! Hit des Abends: Bullen und Schweine. Und sonst so? Das Publikum hatte sich offensichtlich darauf eingestellt, dass es früh los geht, zumindest sind schon einige Leute da, und das sogar vor der Bühne. Stark!
Fö: Dann FAHNENFLUCHT. Aus Rache, dass wir den Anfang von Piefke verpasst haben, verpassen wir auch den Anfang von Fahnenflucht. Bloß dass die danach noch 2 Stunden plusminus x spielen (also, eher minus).
schengül: Wir haben dazu gelernt und uns aufgrund der frisch-offenen PIEFKE-Wunde nirgendwo mehr hin bewegt. Lebenslanges Lernen hilft tatsächlich, da FAHNENFLUCHT dann auch gefühlt 3 Minuten später anfangen.
Fö: Fahnenflucht sehe ich alle Jubeljahre mal auf Festivals und das reicht mir im Regelfall. Glaube heute ist das erste Mal überhaupt, dass ich ne Einzelshow von denen sehe. Dabei gibt es die Band schon seit 1996! Das habe ich soeben bei Wikipedia recherchiert. Dort steht auch, dass kein einziges Originalmitglied mehr in der Band spielt. Respekt! Aber ich vermute, vor Einstieg von Sänger Thomas war die Band eh nicht wirklich relevant.
schengül: Meine Quote beträgt mit diesem Konzert genau 2:1 (Clubshow:Festival), wobei der Festivalpunkt erst 2023 beim RESIST TO EXIST war. Dort hatten sie quasi einen Headliner-Slot und mich mit ihrem metalesken Geknüppel schwer beeindruckt. Umso größer die Vorfreude auf ein solches Klangerlebnis inna Kaschemm.
Fö: Und wo wir gerade bei der Besetzung sind: Heute zwar mit Bass auf der Bühne, aber ohne Basser. Tja, Fahnenflucht kann einfach keiner das Basser reichen. Den Grund haben sie vermutlich genannt als wir nicht im Raum waren, ist mir also nicht bekannt. Die Lieder klingen trotzdem fett.
schengül: Hier könnte was stehen mit "Der Nicht-Basser spielt den Bass nichtsdestotrotz scharf wie eine Bassabi", tut es aber nicht.
Fö: Na toll, jetzt krieg ich Hunger.
Fö: Es gilt der Kritikpunkt, den ich die letzten Jahre immer bei der Band hatte: Das klingt halt alles zu fett und zu on point und zu professionell. Da hakt nix, da schreddert nix, das klingt halt alles wie die Netflix-Version einer Deutschpunk-Band. Wenig Publikumsinteraktion und meine "jemand aus der Band nimmt Augenkontakt mit dem Publikum auf"-Strichliste passt mit Edding auf ein Post-It.
schengül: Ich bin eigentlich ganz angetan vom sauberen Sound und freue mich, die Texte so gut zu verstehen. Aber ja, ich weiß, was Du meinst...
Fö: Schlecht isses natürlich auch nich, will da gar nicht zu sehr meckern. Das neue Album "Molotov Zitrone" hab ich noch gar nicht wirklich gehört, ich vermute mal die meisten Songs sind davon. Dem sonstigen Publikum kann ich aber durchaus Textsicherheit attestieren.
schengül: Mein Problem ist auch eher, dass für meinen Geschmack viiiel zu viel vom neuen Album gespielt wird. Okay, nicht wirklich verwunderlich bei so ner Releasetour, nech. Aber ich kann mit dem neuen Album halt leider nicht viel anfangen, weil mir die Lieder dann tatsächlich auch zu clean und fast zu poppig sind. Ich drifte mental ab und zu mal weg...
Fö: Auf den "neueren" Platten sind natürlich weiterhin Hits, keine Frage. Nach "Kind" meint Bönx nur "jetzt haben sie den Hit gespielt, kann man nach Hause gehen". Witzigerweise hört das eine Person, die gerade in dem Moment an uns vorbeiläuft, fühlt sich angesprochen und versichert, nur kurz aufs Klo zu wollen!
schengül: Mein persönlicher Hit ist ja "Willkommen in Deutschland", den sie wieder recht früh (als 4. oder 5. Song) abgefeuert haben. War mir gar nicht bewusst, das "Kind" deren Hit ist, aber ja, für die Statistik-Freund*innen: Das Top 3-Ranking bei einem Streaminganbieter, den ich endlich mal verlassen sollte, ist wie folgt: 1. Kind (1,8 Mio Plays), Schwarzmaler (1,1 Mio), Willkommen in Deutschland (600.000).
Fö: Kennengelernt habe ich Fahnenflucht mit dem Album "Beissreflex" vor mittlerweile echt langer Zeit - ich glaube aber, das geht hier einigen so. Zu unserer Freude werden am Ende noch ein paar Lieder daraus gespielt! Dazu wechselt ein Gitarrero zum Bass und mit einer etwas Standard-Punk-kompatibleren Besetzung klingt auch gleich alles viel geiler. Oder fühlt sich zumindest so an!
schengül: Yes! Der letzte Block macht mich auch wieder wach und entlässt mich einigermaßen versöhnt aus dem Konzert.
Fö: Ich will jetzt nicht schon wieder die "früher waren sie besser"-Karte ziehen, schreibe aber auf meine Dankeskarte, dass ich mich sehr freute, "Es geht voran" und das "Hausbesetzer-Lied" gehört zu haben. Das entschädigt für ein paar Längen, die das Konzert für mich zuvor hatte.
schengül: Ich freue mich aufs Rock am Berg, da sind FAHNENFLUCHT auch am Start und vielleicht gibt es ja wieder so ein Brett wie beim RTE. Sind ja nur noch 6 Monate hin...
Fö: Ohne auf die Uhr zu schauen, gehe ich davon aus, dass wir jetzt Punkt 22 Uhr haben. Also, als der letzte Ton des Konzertes erklingt. Wir bleiben bis wir rausgefegt werden, also noch etwa 30 Minuten, dann verstreuen sich unsere Füße in verschiedene Richtungen. Gute Nacht!
schengül: Boah, das ist tatsächlich noch richtig früh. Ein Hoch auf die frühen Konzertstarts! Wir können noch nicht loslassen und beschließen, noch auf eine Ska & Rocksteady-Party umme Ecke zu gehen.
schengül: Aber dann ist auch wirklich irgendwann mal Schluss. Trotz allem ein schöner und ereignisreicher Abend. Guts Nächtle!

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schengül
(schengül)
24.11.2024 23:08
Öhm, bitte beim Lesen ans "Back to Future" statt ans "Rock am Berg" denken, da spielen Fahnenflucht natürlich...

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