Hem Hem, Toothpick, Skeleton Goode, 18.01.2025 in Ho Chi Minh City (VN), Indika - Bericht von Zwen
Hem Hem, 18.01.2025 in Ho Chi Minh City (VN)
Normalerweise packe ich ja keine Flyer in meine Berichte. Dieser Flyer hier dient jedoch zur Dokumentation für den besten Bierpreis. Man bezahlt also gut 17 Euro für den Eintritt und kann dafür von 19-21 Uhr so viel saufen wie man möchte gegenüber einem Eintrittspreis von knapp 8 Euro, bei dem man aber noch ein Freibier bekommt. Wenn ich also in zwei Stunden zehn Bier in mich reinschütte, bin ich bei einem Getränkepreis von 1 Euro. Bei der doppelten Menge bei 50 Cent. Ich entscheide mich aber für Rum Punch, deswegen falle ich ein bisschen aus der Wertung und 10 ordentlich knallige Slushigetränke mit viel Rum habe ich in der kurzen Zeit leider nicht geschafft. Thank you, sorry!
Seit knapp einem Monat verfügt HCMC übrigens über eine Metro, die besonders an Wochenenden auch stark frequentiert wird. Sehr gut, es wird nämlich höchste Zeit, dass sich die Luft hier in der Stadt drastisch verbessert, so ist nämlich die Luftqualität in Kalifornien trotz der Brände aktuell immer noch besser als hier. Besonders korrekt ist, dass die Stadt beschlossen hat, dass die Metro im ersten Monat kein Geld kosten soll. Man muss sich lediglich die Metroapp runterladen und dann auf Pioneer-Ticket klicken. Auch sonst ist hier alles sehr gut geregelt. Ich fühle mich fast ein wenig an Tokio oder Taipeh erinnert. Naja, zumindest wenn man ignoriert, dass es hier aktuell nur eine Linie gibt (mehr sind in Planung), weshalb ich in Distrikt 1 dann noch ein Grab-Bike ordern muss, um die erste Band nicht komplett zu verpassen. Aber um von Distrikt 2 nach Distrikt 1 zu gelangen ist es eine absolut tolle und einfache Möglichkeit, vor allem weil vorher die einzige Möglichkeit die gigantische Highway-Brücke über den Saigon-River war. Nicht gerade fahrrad- oder fußgängerfreundlich.
Ich komme also ins Indika, gönne mir natürlich das Freeflow-Ticket, ordere den ersten Rum Punch (geschrieben viel cooler als ausgesprochen) und schaue mir den restlichen Auftritt von TOOTHPICK an. Spielen die da eigentlich vor einem gigantischen roten Tanga?
Egal, die Band macht so irgendwas in Richtung Jazz, Funk, sowas halt. Nicht ganz meine Musik, aber als Opener und bei entspannten abendmilden 25 Grad, ist das durchaus gönnbar. Außerdem haben die Musiker*innen sichtlich Spaß und freuen sich den Abend eröffnen zu dürfen. Publikum ist auch schon vorhanden. Die letzten Konzerte in einem Laden triggern dann doch immer noch bei dem/der einen oder anderen die FOMO.
Vor der Bühne steht eine Art Tisch. Leider kein Stammtisch, aber dafür dient dieser den Musiker*innen als Crowdwalkpodest, was wiederum eine Nähe zur Basis demonstriert.
Als nächstes spielen SKELETON GOODE (hessisch ausgesprochen) und damit die einzige Band zu denen ich vorab etwas auf Spotify gefunden haben. Die machen jedenfalls so Surf-Rock. Kann ich mir heute tatsächlich geben. Der Psychobilly-Kater den Götz und ich noch eine Weile aus Tokio mit uns rumgeschleppt haben, dürfte damit wohl überwunden sein.
Optisch ist die Band auf jeden Fall ganz vorne mit dabei, es gibt lässige Outfits und es wird viel geraucht, aber warum trägt Ulf hier eine Hose? Frechheit!
Musikalisch passt das auch, gut gespielt und ziemlich schmissig. Platz für ein paar auflockernde Albernheiten im Set muss es indes auch geben, ich kann mich aber heute nicht mehr an alles erinnern. Dieser Kommentar wird Ihnen präsentiert von Rum Punch.
HEM HEM haben heute nicht den professionellsten Merch, sondern auch die mit Abstand größte Band am Start. Natürlich machen sie Ska, wen überrascht es. Ich freue mich jedenfalls, dass es jetzt auch mal ein bisschen Gesang zu hören gibt. Tatsächlich gab es extrem viel Gesang zu hören, so hat die Band nicht nur einen, sondern zwei Hauptsänger und hin und wieder durfte auch die Perkussionistin ihr Instrument an die Seite werfen und das Mikro ergreifen. Man muss ja schließlich irgendwie auf diese lächerlich hohe Anzahl an Musiker*innen kommen.
Die Band covert sich übrigens so durch ihr Set und da gibt es alles zu hören von "Champs Élysées" bis hin zu "By My Side" von den Interrupters. Das Ganze macht auch gut Stimmung und ist recht unterhaltsam. Gibt es eigentlich irgendwen, der bei "Champs Élysées" zuerst das Original und dann die NOFX-Version kannte? Ich kenne niemanden.
Das Motto der Band lautet übrigens "No Rice - No Life". Ich finde gut, dass Bands aus dem südostasiatischen Raum sich auch immer Gedanken über die kulinarische Verpflegung machen. In Europa wird man ja immer belächelt, wenn man angibt, dass man in erster Linie für Bandessen spielt. Gut, dass Reis hier so günstig ist, so wird man dieses Band niemals nicht buchen, weil die Versorgungskosten zu hoch sind.
Nach dem Konzert stehe ich noch circa 20 Minuten blöd rum und versuche verzweifelt den Transport nach Hause zu organisieren. Irgendwann kommt dann aber mein Fahrer angerauscht und ballert, sobald ich hinter ihm Platz genommen habe, mit Lichtgeschwindigkeit durch die Straßen und lässt dabei die Metro, aber auch alles, was ein gewisser US-amerikanischer Tech-Milliardär bis jetzt auf den Markt gebracht hat, alt aussehen.