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Sniester Festival Tag 1: Jools, Soft Play, Electric Eel Shock, Soapbox, Daufødt, Sounds Mint, State Power, Bilk, Curselifter, Slow Crush, The 113, Green Milk From The Planet Orange, 23.05.2025 in Den Haag (NL), Grote Markt - Bericht von der Redaktion

Sniester Festival Tag 1, 23.05.2025 in Den Haag (NL)

Fö: Festivals werden echt immer langweiliger. Lineups voller Bands, die man eh schon hundertmal gesehen hat, obwohl es doch eigentlich genug neue Bands gibt oder? Vielleicht ist das nur mein persönliches Problem, was renn ich auch auf jedes Konzert, aber etwas mehr Mut wünsche ich mir beim Booking schon manchmal.
Wie auch immer, in den Tiefen des Internets stoße ich auf eine Veranstaltung mit unzähligen Bands, von denen ich vielleicht 3 gerade mal dem Namen nach ein bisschen kenne. Geil! Bevor das Ticket geordert wird, schnell nochmal reingehört - ja passt, die Bands machen tatsächlich auch noch alle gute Musik! Problem wird dann eher sein, dass man gar nicht alles sehen kann, was man gerne würde.
Das Sniester Festival findet statt mitten in Den Haag, mit einer Außenbühne und zig Indoor-Venues, die bespielt werden. Gibt es wohl seit 2014 und ich bin echt erstaunt, davon noch nie zuvor gehört zu haben. Tickets sind mit 63 Euro für 2 Tage und 100 Bands auch mehr als fair, Unterkünfte in Den Haag eher geht so, aber auch da werden wir fündig. Jetzt nur noch Mitfahrer*innen finden. Gutes Personal zu finden, ist ja schließlich schwer!
Dr_Lü-Ken_moderiert: Es beginnt wie eigentlich immer. Nachts um drei Uhr ein Anruf vom Chef: "Lüken, du Aal. Warum gehst du nicht ans Telefon?", brüllt er mich durch den Hörer an. "Gehe ich doch", antworte ich und bereue dies zugleich. "Reiz' mich nicht, du Pferd. Ich habe es schon zweimal versucht!", fährt der Chef mich an. Ich schalte ihn auf den Lautsprecher und sehe, dass er in der Tat bereits zweimal angerufen hat: einmal um ein Uhr und noch ein anderes Mal vor fünf Minuten. "Damit hast du mich geghostet!", krächzt Fö mich an. Ich will gerade entgegnen, dass Ghosting eigentliche etwas anderes meint, als ich mich gerade noch stoppen kann und er sich weiter in seine Wut steigert. "Damit schuldest du mir einen Gefallen, ansonsten war es das für dich und Peter und Zwockel bekommen die neue Stelle als mein Vorkoster!" Das will ich natürlich mit aller Macht verhindern und frage ihn schließlich, was ich für ihn tun kann. "Wusste ich doch, Lüken, du Horst, dass ich mich auf dich verlassen kann. Ich brauche noch einen Mitfahrer zum Wohnwagenrennen in Den Haag. Wir brauchen vier Leute, um an den Start beim alljährlichen Wohnwagenrennen auf der Trabrennbahn gehen zu können. Schlossi und Bene sind auch dabei." Wie er die beiden wohl verpflichtet hat, frage ich mich gerade, als er noch entgegnet: "Außerdem hast noch deinen Gutschein zum 25 Geburtstag von mir. Den kannst du da einlösen." Mein 25. Geburtstag ist 13 Jahre her. Noch etwas schlaftrunken stehe ich auf und werfe einen Blick in meine Fö-Andenken-Kiste. Zwischen Gutscheinen für Tandemfahrten und versprochenen Bierschinken-Regenjacken finde ich ihn: den Gutschein zum 25. "Chef, ist es der Bami-Scheiben-Gutschein?!", frage ich, während mir die Tränen in die Augen schießen. "Richtig, du kleiner Lümmel. Ich halte schließlich meine Versprechen", antwortet Fö etwas sanfter. Ich kann mein Glück kaum fassen. Wohnwagenrennen und Bamischeibe-Essen in Den Haag und Peter und Wockel in der Gunst des Chefs ausstechen - das ist zu schön, um wahr zu sein.
Fö: Um die Zeit rumzukriegen, bis wir den Schlüssel für unsere Hütte ausgehändigt bekommen, erkunden wir diesen Spielplatz. Dieses Ding macht Geräusche, wenn man daran dreht!
Dr_Lü-Ken_moderiert: Als ich in das Auto einsteige, warten die drei bereits auf mich. "Da bist ja endlich!", fährt der Chef mich an. Ich traue mich nichts zu sagen, sondern nehme schweigend meinen Platz als hinterer Beifahrer ein. Der Chef hält mir drei verdeckte Karten vor das Gesicht. "Hier, zieh eine!" Ich ziehe einer der Karten wie bei einem Großstadt-Jumanji. "Wasser- und Spaßgetränke-Beauftragter", lese ich leise vor. "Sehr gut!", entgegnet der Chef und verteilt die letzten Karten. "Bene ist der Fahr-Beauftragte, Schlossi kümmert sich um Schlagermusik und Holland-Dekoration und ich übernehme die Funktion des Salzbeauftragten und kümmere mich um die Versorgung mit Bami-Scheiben." Wir bedanken uns artig beim Chef und treten die Reise an. Ich habe den Eindruck, dass die Karten schon vorher vergeben waren. Fö zwinkert mir zweimal auffällig zu.
Schlossi: Höre auf des Chefs mahnende Stimme: "Salz tötet."
Fö: Dr. Lüken ist großer Fan von Automaten. Also nicht Spielautomaten, sondern Automaten aus denen Getränke oder Essen purzeln. Hier versucht er, einen Kaffee ohne Zucker zu bekommen. Als Gesundheitsbeauftragter stehe ich mahnend daneben.
Dr_Lü-Ken_moderiert: Unterwegs übt Bene schon einmal das Fahren und Überholen mit dem Wohnwagen. Leider ist die Trabrennbahn nicht aus Asphalt, sondern besteht aus losem Untergrund. Mehrfach fährt er aus diesem Grund die Böschung der Autobahn hoch und runter. Fö feuert ihn von hinten an.

Als wir an der Trabrennbahn ankommen, blicken wir uns verwundert an. Kein Wohnwagen weit und breit zu sehen, stattdessen nur Pferde, die in einem flotten Trab die Bahn entlanglaufen. "Das Rennen scheint erst morgen zu beginnen", stellt der Chef fest. "Hol du uns doch mal eine Runde Spaßgetränke und dann erkunden wir so lange die Stadt", schlägt der Chef vor. Völlig verzweifelt versuche ich, vier Autmatenkaffee zu besorgen. Zuerst scheitere ich am Zucker. Dann verbrenne ich mir beim Transport der vier Becher meine Finger. Der Chef wickelt mir beide Hände in einen Verband, sodass ich sie kaum noch bewegen kann. So bandagiert treten wir unseren mehrstündigen Fußweg in die Stadt an.
Fö: Feinste Unterkunft!
Dr_Lü-Ken_moderiert: Der Chef hat für uns eine Unterkunft gebucht, damit wir uns von den Strapazen des Wohnwagenrennens erholen können. "Deine eigene Hobbit-Höhle", preist er eine kleine Holzhütte an, für die ich 200,-€ pro Nacht an den Chef zahle.
Fö: Den Haag kennt man ja auch als Stadt der 1000 Parks. Wirklich sehr grün! Es gibt auch Tiere!
Dr_Lü-Ken_moderiert: Im Schlepptau führt uns der Chef immer weiter in die Stadt hinein.
Fö: Die Festivität des Wochenendes findet rund um den Groten Markt statt. Dort steht die Open-Air-Bühne und um die Ecke sind diverse Läden und Clubs, die mit Musik locken. Aber holen wir erstmal unser Bändchen.
Dr_Lü-Ken_moderiert: Stunden später erreichen wir einen Marktplatz. Musik wird gespielt und Leute tanzen auf den Tischen. Meine Hände brennen und ich will nur noch in die kleine Hobbit-Höhle. "Das schauen wir uns einmal an", säuselt der Chef und führt uns in einen dunklen Keller.
Fö: Die erste Location, die wir uns anschauen: The Grey Space in the Middle. Dort scheint alles mögliche an Kunst, Performance und Bildung stattfinden können, heute also mal Livemusik! Dafür gehen wir ein paar steile Treppenstufen in den Keller. Hat astreine Parkhaus-Vibes! Würde schätzen, so 200 Leute passen hier rein. Hinter einer großen Säule verbirgt sich die erste Band, die wir uns anschauen: GREEN MILK FROM THE PLANET ORANGE
Dr_Lü-Ken_moderiert: Erste Band, erster guter Laden. Vorher noch erstes Spaßgetränk getankt. Top!
Schlossi: Der Laden ist übrigens nach einem David Bowie Zitat benannt. Das war der Typ, der sich eine minderjährige Geliebte mit Iggy Pop geteilt hat.
Fö: Kommen aus Tokyo/Japan. Hauptsächlich sind wir hier, weil sie aus Japan kommen und japanische Bands oft einfach noch ne Spur mehr drüber sind als alle anderen (es ist ein schmaler Grat mit Vorurteilen). Außerdem sind wir hier, weil der Bandname abgefahren gut ist. Die Musik ist eher sperriger Natur, irgendwas mit Prog-Psychedelic-Experimental-Pop-Rock, sage ich mal so.
Dr_Lü-Ken_moderiert: Musikalisch gar nicht meins, aber dennoch toll zu hören. Außerdem sprechen wir gemeinsam von einem Japan-Bonus, den die Bands zunächst einmal genießen (durch weite Anreise, experimentelle Ansätze, Einblicke in andere Szene). So baut die Band eine riesige Soundwand auf. Aber nach etwas Zeit verliert das Ganze seinen Reiz. 
Fö: Ungewöhnlich, dass die Band im Sitzen spielt. Ansonsten find ich das alles schon sehr faszinierend, wenn auch harter Tobak so zum Einstieg. Nach ungefähr 2 Liedern (was ca. 25 Minuten Spielzeit entspricht) zieht es uns zum nächsten Laden.
PS: Grad mal bei Bandcamp geschaut und bin ganz froh, dass sie nicht den 38 minütigen Song "A Day In The Planet Orange" gespielt haben. Puh!
Fö: Der nächste Laden: Das Paardcafé! Das Paard selbst ist die größte Venue des Festivals, aber dazu später. Das kleinere Café liegt direkt nebenan. Würde auch hier wieder von 100-200 Leuten Fassungsvermögen ausgehen. Wirklich sehr angenehm! Es stehen alsbald auf der Bühne: SOUNDS MINT!
Fö: Auch noch nie von gehört, klingt aber mint. Kommen aus dem Schmelziegel London und klingt anders als alles was man hier so kennt. Schrabbelig und cool, mit ner dicken über-den-Dingen-steh-Attitüde. Ich glaube das ist Grime. Auch irgendwie Punk und Garage, aber auch Sprechgesang.
Fö: Find ich richtig stark. Bisschen zu cool, wegen der Sonnenbrille und wegen dem betont gelangweilt hingerotzten "we have a great time"-Ansagen, aber abgesehen davon erfrischend anders und erfrischend eingängig.
Dr_Lü-Ken_moderiert: Ich habe fleißig meine Bierschinken-Hausaufgaben gemacht und eifrig durch die Bands gehört. Sounds Mint sind mir dabei mit dem wirklich tollen Song „Here‘s the tea“ aufgefallen. Der Sänger hat eine tolle Stimme und wechselt immer wieder zwischen Gesang und Sprechgesang. Dazu gibt es tolle Gitarrenmelodien und einen treibenden Bass. Top!
Schlossi: Ich bin Fan der Rhythmusfraktion, die schafft es, den Songs einen ganz eigenen Stempel aufzudrücken. Eine Kuhglocke kommt ebenfalls zum Einsatz und wie wir alle wissen "I got a fever! And the only prescription is more cowbell!"
Fö: Anschließend geh ich rüber ins KOORENHUIS. Dort gibt es zwei Bühnen, die abwechselnd bespielt werden. Ich werde heute aber nur die Bühne im Foyer zu Gesicht bekommen. Auch hier wieder irgendwas mit 100 Leuten sowie weitere 100 die in irgendwelchen Durchgängen, Vorsprüngen und hinter Pfeilern stehen. Und durch die muss ich mich erstmal durchschlängeln, um was von der Band zu sehen - denn die hat schon angefangen.
Fö: THE 113 (sprich: the one thirteen) kommen aus Leeds, machen Post Punk und klingen trotzdem irgendwie modern. Liegt wahrscheinlich daran, dass der Sänger ne leichte Neigung zum Sprechgesang hat. Ansonsten klare Gitarrenklänge, brodelnder Bass und viel Hall. Auch das sehr spannend! Hier lässt sich reinhören
Schlossi: Ich möchte lieber verträumt auf meine Schuhe starren, daher wechseln wir in den Saal des Koorenhuis, da spielen SLOW CRUSH aus Belgien. Alles sehr sphärisch und atmosphärisch, aber leider hat die Person hinter dem Mischpult die Regler ordentlich hochgezogen. Es ist sehr laut und den Gesang kann mensch nur erahnen.
Dr_Lü-Ken_moderiert: Während die anderen drei sich zu irgendwelchen dahergelaufenen Bands aufmachen, wartet für mich schon ein erstes Highlight auf: Daufødt aus Norwegen. Ich werfe den Übersetzer im Internet an und erfahre, dass der Name so etwas wie „totgeboren“  bedeutet. Und dieser Name steht auch sinnbildlich für die Musik der vier Menschen aus Norwegen. Es gibt eine unglaublich düstere Portion Punk mit Hardcore Einflüssen zu hören. Das Tempo wechselt zwischen langsam und schnell. Die Sängerin prescht immer wird ins Publikum, um sich dem wilden Treiben einzureihen. Überhaupt hat diese Frau eine wahnsinnige Ausstrahlung. Ich bin hin und weg von dieser Band. Ich empfehle euch wärmstens das Album Glitter
Fö: Kommen wir nun zu einer der wenigen Bands, die mir tatsächlich schon vorher was sagten! Aber erstmal zur Bühne: De Poot nennt sich diese, wurde auf dem Grote Markt aufgebaut und hat schöne Zirkuszelt-Optik. Daneben befindet sich eine Halfpipe. Hier mischt sich das Sniester-Publikum mit Säufern und Den-Haag-Touristen, ein Bändchen braucht man hier nämlich nicht.
Fö: ELECTRIC EEL SHOCK (Bandcamp) gibt es schon seit ungefähr 30 Jahren, live hab ich sie bisher nie gesehen. Kommen aus Japan, die Musik ist im weitesten Sinne Gitarrenrock. Mal klingt es nach Punk, mal nach Garage, mal einfach nur nach Metal und Classic Rock. Geil! Ich dachte ja, die wären noch etwas brachialer unterwegs, so Zeke-mäßig, aber das kommt hier leider nicht so durch. Dafür sehr unterhaltsam.
Fö: Ein Punk-Festival mitten auf dem Marktplatz! Das ist schon geil, sowas
Fö: Electric Eel Shock machen sich auch einen Spaß daraus, mit dem Publikum zu scherzen oder irgendwelche Metal-Klassiker anzuspielen. Und sind sich uneins, ob sie hier in den Niederlanden bleiben oder zurück nach Japan fliegen, zu ihren Alltagsjobs. Tja.
Fö: Japanische Bands sind halt immer ein bisschen drüber. Der Drummer von Electric Eel Shock spielt mit 4 Sticks. Na okay, warum nicht.
Fö: Der Drummer von Electric Eel Shock ist nur mit einer meterlangen Socke bekleidet, mit der er dann auch noch Schlagzeug spielt. Na okay, warum nicht.
Dr_Lü-Ken_moderiert: Ich treffe auf den Chef, als diese japanische Classic-Rock-Band zum Ende kommt und der Drummer mit seinem verlängerten Penis auf die Trommel haut. Danke für nichts, ihr Dödel. Mein Japan-Bonus ist für dieses Wochenende verbraucht. 
Fö: Direkt am Grote Markt befindet sich der Zwarte Ruiter, eine Kneipe die reichlich Livemusik-Luft und Punk-Flair atmet. Würde schätzen dass hier wieder so 100-200 Leute reinpassen, aber nur ein Drittel davon überhaupt Blick auf die Bühne bekommt. Aber dafür gibt es noch ne Empore, von der man ebenfalls auf die Bühne blickt. Wo ist Schlossi eigentlich?
Schlossi: Nach dem ganzen verträumten auf-die-Schuhe-Gestarre ist mir jetzt nach ruppigem Hardcore, also zurück ins Grey, wo CURSELIFTER zum Tanze aufspielen. Vor der Bühne werden ein paar Moves ausgepackt, Menge töten bleibt aber aus.
Fö: Im schwarzen Ritter auf der Bühne: SOAPBOX! Die kommen aus Glasgow und die erste Ansage entdecken meine Augen schon, da ist die Band noch gar nicht auf der Bühne: Aufm Amp steht ne Flasche Buckfast! Das Getränk, von dem man sagt, es mache betrunken und aggressiv gleichermaßen. Na, das kann ja nur gut werden!
Dr_Lü-Ken_moderiert: Fö kennt kein Halten mehr und will auf die Bühne stürzen, um einen Schluck dieses alkoholischen Ambrosias zu bekommen. Nur der einsetzende Pogo der Massen kann ihn gerade noch stoppen. Das für kurze Zeit entfachte Feuer in seinen Augen erlischt langsam. 
Fö: Es folgt mal so eben der Abriss des Wochenendes. Seitlich vor der Bühne befindet sich auch noch eine kleine Stufe, an der reihenweise Leute zu Boden plumpsen, ansonsten wird überall fleißig geschoben, geschubst und gesprungen. Glatte 7 auf der Turnstile-Skala!
Dr_Lü-Ken_moderiert: Das ist mit Abstand der größte Abriss des Jahres. Es gibt wirklich kein Halten mehr. Der Sänger reißt mehrfach die gesamte Anlage von ihm und seinem Gitarristen mit in die Menge. Heimlicher Held dieses Auftritts ist der circa 18 jährige Roadie, der dem Sänger und dem Gitarristen immer wieder die musikalischen Ärsche rettet und in Windeseile Verkabelungen wiederherstellt und neu aufbaut, die dann erneut eingerissen werden können. Es ist der blanke Wahnsinn. 
Fö: Musik? Tja, wütender Punk, bisschen Oi, aber auch mal so Fidlar-Vibes. Dazu dieser herrliche schottische Akzent! Und die Band sieht aus als hätte da jemand wahllos Jugendliche, die vor Einkaufszentren rumlungern, zusammen gecastet.
Dr_Lü-Ken_moderiert: Hier lobt der Sänger gerade das herausragende Verkehrsnetz der Stadt und betont die Bedeutung der Tram. Gleichzeitig spricht er sich freundlich und deutlich gegen Privatisierung des ÖPNV aus. Es ist so unglaublich. 
Dr_Lü-Ken_moderiert: Hier dokumentiert der Chef einen der zahlreichen Ausflüge in die Menge, dieses Mal vom Gitarristen. Die Hitze im Laden ist unglaublich. Gut dass ich als Spaßgetränkebeauftragter gerade noch mal eine Runde Spaßgetränke geholt habe. Fö wäre schon längst dehydriert. Der trinkt einfach nichts. 
Fö: Natürlich turnt der Sänger auch da oben auf der Empore rum! Großartig auch der Roadie der Entourage. Wenn dieser nicht grad selbst die Band abfeiert, rennt er wieselflink zwischen den Bandmitgliedern rum, flickt hier ein Pedal, tauscht da ein Kabel aus, stimmt dann noch kurz den Bass. Super! Das ist doch mal Working Class!
Dr_Lü-Ken_moderiert: Mist. Das haben wir jetzt aber doppelt geschrieben. Ich finde das aber okay, denn die Bedeutung des jungen Mannes ist nicht zu unterschätzen. 
Fö: Anschließend ab ins Paard, ein ziemlicher Kontrast zum kuscheligen Zwarte Ruiter. Das Paard ist eher ein kommerzieller Konzertschuppen, vergleichbar vielleicht mit dem Dortmunder FZW. Eine große Halle für 1100 Leute und der kleinere Saal für 300. Bevor es in die Halle zum Headliner des Abends geht, schauen wir aber noch im kleinen Saal vorbei.
Fö: BILK spielen hier. Kommen wieder aus UK, diesmal aus Essex. Haben auch ziemliche Früh-2000er Britpop-Vibes. Paar Songs ruhige Nummern, paar geben etwas mehr Gas, insgesamt bleibt es aber eher im Indie-Gewässer. Ganz nett für zwischendurch!
Schlossi: Ihr verlasst den Zwarte Ruiter, wir gehen rein. Noch ne Dosis dicke Hose. Diesmal STATE POWER. Ich kann dem Sound definitiv was abgewinnen und anfangs amüsiert mich das immer gleiche HC-Macker-Gepose, sowohl auf als auch vor der Bühne, aber  nach circa zwanzig Minuten reicht es dann auch für heute. 
Fö: Rüber in die große Halle des Paard, genannt "Grolsch Saal". Hier sind die Emporen sogar zweistöckig! Irre! Mir ein paar Nummern zu groß, aber könnte schlimmer sein. Die Bühnengrößen beim Sniester sind allgemein eh ganz gut gelöst, bisher kamen wir bei jeder Show rein und trotzdem war es auch überall voll. So muss das sein!
Schlossi: Faszinierend auch, wie viele Veranstaltungsräume es hier in der Stadt gibt und alle fußläufig vom Marktplatz zu erreichen.
Fö: Hier geht es nun los mit SOFT PLAY! Die zweite Band heute, die ich schon vorher kannte, seit ich mal irgendwann über ein Live-Video gestolpert bin und mir daraufhin ne komplette Show der Briten auf Youtube gegeben hab. Allerdings hießen sie damals noch Slaves, ein Name, den sie wegen rassistischer Konnotierung vor 2-3 Jahren abgelegt haben. Für diesen Namenswechsel haben die "cherries on the woke cake" damals nen Shitstorm von alten weißen männlichen Fans bekommen. Den Shitstorm wiederum verarbeiteten sie in "Punk's Dead". Was ein großartiger Song. Wird natürlich heute auch gespielt.
Schlossi: Kamen die alten weißen Männer mit dem Wort "soft" nicht klar, oder waren die einfach Fans von Sklaverei?
Fö: Die Band, das sind zwei Typen, aufgepumpt und zutätowiert. Schlagzeug und Gitarre. Der Drummer ist auch der Hauptsänger, drischt energisch auf seinen Trommeln rum als würde er mit nem Baseballschläger Nägel in ne Stahltür kloppen. Natürlich spielt er im Stehen, klar. Also, die beiden stehen da auf dieser riesigen Bühne und brüllen alles nieder, find ich irgendwie saugeil. Musikalisch würd ich's vielleicht so in der Nähe von Idles einsortieren, vielleicht mit der Aggressivität von Sleaford Mods. Ein musikalischer Bereich, der sich zumindest am heutigen Tag auch bei vielen anderen Bands durchschlägt. Sind halt auch viele UK-Bands im Programm.
Dr_Lü-Ken_moderiert: Musikalisch finde ich die Band zunächst gar nicht so spannend. Ich finde Soft Play passen für mich in die Kategorie Alternative (was auch immer das bedeuten mag). Irgendwie empfinde ich dabei auch starke Crossover-Assoziationen. Live ist die Show aber gut anzusehen. Der Drummer sieht wirklich brutal aus, wie er auf die Trommel eindrischt. Vielleicht ist das der erwachsene Protagonist aus die Blechtrommel oder ein Mann, der frisch aus der Eisenhütte vom Amboss abgehauen ist. Dazu singt er überaus gekonnt. Sein Kompagnon spielt das einzige andere Instrument auf der Bühne in Form von einer Gitarre und hat hinter sich eine Wand an Gitarrenboxen aufgetürmt. 
Fö: Macht schon Bock, auch wenn die Zutaten irgendwie manchmal skurril sind. Für ein Lied wurde Platz in der Menge geschaffen für einen Frauen-Moshpit (gibt es eigentlich einen englischen Äquivalenz-Begriff für FLINTA?) - aber halt für ein Lied, das nur 7 Sekunden lang ist. Gut gemeint, aber äh, auch irgendwie nicht so ganz gut. Aber 7 Sekunden sind natürlich eine Ewigkeit für echte Männer, die moshen wollen. Haben auch nicht alle geschafft, so lange zu warten.
Dr_Lü-Ken_moderiert: Ja, das habe ich als ebenso seltsam empfunden. Gleichermaßen bin ich oft verwundert von der Message solcher Bands, die sich zu weicher Männlichkeit bekennen, aber wiederum als gestählte Vollmaschinen auf die Bühne treten. Ich finde, Verhalten und Auftreten passen da oft nicht zusammen und es wirkt auf mich eher unauthentisch. 
Schlossi: Liegt in dem vermeintlichen Widerspruch nicht gerade der Reiz?
Fö: Ich find's eigentlich eher positiv, wenn der Kampf um mehr Diversität auch divers geführt wird.
Fö: Das Vieh hier ist das Maskottchen vom Sniester Festival: Eine Katze! Taucht immer mal auf Bühnen auf, will tanzen und stagediven, und nervt eigentlich wie alle anderen Leute mit Ganzkörperkostümen auf Festivals. Aber andererseits ist die scheiß Katze aber auch verdammt süß!
Schlossi: Okay, mit dem letzten Satz hast du's gerettet.
Fö: Wieder rüber in den kleineren Saal des Paard zu JOOLS! Auch die kannte ich zumindest so grob schon vorm Festival, bin aber trotzdem positiv überrascht vom Auftritt. Für den heutigen Tag auf jeden Fall mein Highlight!
Schlossi: Meins auch. Tolle Band!
Fö: Jools kommen aus Leicester UK, sind live definitiv noch einiges extremer und rauer als die Aufnahmen vermuten lassen. Und sehr well dressed! Musik ist irgendwie Punk, aber Punk für große Bühnen, mit abwechslungsreichen Songstrukturen und stimmiger Show. Richtig stark! Hauptgesang einmal männlich und einmal weiblich, auch ne gute Kombination. Hört doch mal rein!
Fö: In Erinnerung geblieben ist mir noch ne wütende und engagierte Ansage der Sängerin, es ging um Femizide und Gewalt gegen Frauen und endete auf den Satz "the world should be happy that women like me want equality and not revenge!"
Fö: Kurzweiliger Auftritt, immer passiert irgendwas, ohne durcheinander zu wirken. einfach toll!
Fö: Das war's auch "schon" mit Tag 1! Bands, die ich noch gerne gesehen hätte: Daufødt, Ramkot, The Oozes, Native James, Bombstrap - und eigentlich alle anderen auch. Aber man kann nicht alles haben! 8 Bands gesehen, 8 davon zum ersten Mal live gesehen, 6 spielten mit freien Oberkörpern, 4 mit (gelesener) FLINTA-Beteiligung, 2 mit Palästina-Bekundungen. Soweit die Statistik. Bis morgen!


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