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Vom Acker in die Chemiefabrik/Back To Future Festival: Private Function, Upright Citizens, The Marked Men, Knochenfabrik, Elbtalherzen, Ed Serious, Nici, 19.07.2025 in Dresden, Chemiefabrik - Bericht von der Redaktion

Vom Acker in die Chemiefabrik Tag 3, 19.07.2025 in Dresden

Back To Future Ersatzveranstaltung steht an. Private Function muss ich mir einfach nochmal geben. Zeitlich wäre eh nur der Samstag gegangen.
Ich spule nochmal zurück Richtung April. Mich juckts ja eigentlich nicht was so spielt beim BTF. Hab immer earlyBird und glotze dann was so kommt und da ist immer sehr viel Gutes dabei. Dieses Jahr empfand ich das aber schon etwas lahm und tendenziell wenig auf jüngeren Nachwuchs achtend. Die Zeile Private Function - Die Verlierer schien mir selbst am Sinnvollsten. Im unteren Bereich aber schon ganz viele Schmankerl. Oben bei die Headliner hatte ich aber schon das Gefühl, dass es eine schwierige Auswahl ist, Bands hinzustellen, die soundso andauernd durch Deutschland touren (im Vorjahr schon Dritte Wahl) oder so gut wie halbtot sich langsam in Rente schicken. Jimmy Pursey konnte doch schon vor 20 Jahren nicht mehr singen. Da gab es mal eine Kuriosität, dass die Band ohne Pursey mit "Western Culture" das imho beste Album der Band außerhalb der Urschleimphase herausgebracht hatte. Smoke Blow daher die einzige Band, wo ich sage: das zieht zu 100%. Dazu kommen einige Oi-Bands, die mir auch ein Achselzucken entlocken. Wo sind Bands wie Homefront, Beton Armé, Syndrome 81, Rancoeur, Rixe, Cuir, CMI, Chisel, Oi Boys, Cran oder meinetwegen du Kaputtnix von Vole. Die letzten zwei Jahre hätte ich auch Lambrini Girls auf dem Billing erwartet. Sieht man die nicht? Bekommt man die nicht? Amyl & The Sniffers hat man doch auch schon verpasst und jetzt ists eh zu spät. Immerhin steht Los Fastidios nicht auf dem Zettel. Die kann man vielleicht mal buchen, wenn die eine 5-jährige Pause machen. Mit The Unseen hatte ein benachbartes Festival auch einen Differencemaker, wenn man sich geldtechnisch zwischen zwei Sachen entscheiden muss, ein echtes Argument. Bei deutschem Zeug fühle ich halt so Sachen wie Burnout Ostwest, Ersatzkopf oder halt Team Scheiße, die junge Leute anlocken sollten. Da ist ja Stauffenberg die progressiveste Band im gesamten Lineup.
Gut eine Woche nachdem die Promo herausgeschickt wurde, gab es dann die Absage und ich war sauer bis hin zu schockiert. Weil es aus dem Nichts kam. Mein Bruder kauft das Wochenendeticket immer Abendkasse, weil da doch das BTF mehr von hätte. So kann auch die Denke sein bei Ü50. Ich kenne auch Leute, die je nach Wetter kommen. Und gerade dieses sollte in den nächsten Jahren ein immer größeres Thema werden. Insbesondere der BTF-Termin könnte ein Termin sein, der innerhalb der nächsten 20 Jahren Festivals allgemein in Gegenden wie Sachsen obsolet machen sollten, weil die Chancen eines Totalausfalls immer weiter steigen werden.
Wenn man ansonsten kein Bock auf Kommunikation hat während der Vorverkaufsphase, sollte man vielleicht eine progressive Preissteigerung einführen, wo alle 2 Monate der Preis um exakt 6,66€ steigt? Und vielleicht einen Endpreis für Gutbetuchte direkt auch am Anfang anbieten. Keine Ahnung ob dies helfen könnte. Was weiß ich schon...
Dann wurde die Ersatzveranstaltung geleakt, wo mir Red Dons, The Observers und Private Function gereicht hätten. Alle schön verteilt auf drei Tage.
 Wir schreiben den 19. Julei und seit zwei Tagen dürfen sich zwei Rechtsextremisten den selben Todestag teilen. Ein Rest in Shit geht raus an Udo Voigt und Felix Baumgartner. Bei Letzteren lass ich aber auch Rechtsradikal gelten, bei so viel neoliberalen Bullshit, wie der absonderte. Ich schreib das auch nur, weil der irgendwie wie eine Art Held gefeiert wurde und es mir sauer aufgestoßen ist. Auf Dresdner Straßen sehen wir derweil schon die nächsten Unfallopfer.
Ich tröpfele anfang des Sets von NICI ein, den ich schonmal gemalt habe. Die Bühne wurde direkt vor dem Bad aufgebaut, sodass für ein paar Füße Waldbadfeeling entstand. Ich socialize bissl rum und auf die Frage an einem Bierschinkenmember, ob es gestern ein Highlight gab, kam ein kaltes Nein mit anschließend schelmischen Kicherns. Leute, die seit Donnerstag da waren haben mehrheitlich THE DROWNS gefeiert.
Im Grunde hätte NICI auch mitten im Biergarten spielen können. Sehr angenehm poppiger Darkwave, der exzellent bei kaltem Bierchen und warmen Temperaturen funktioniert.
 ED SERIOUS, das Soloprojekt um Ernstl von Pissed Ones, darf auch noch im Bad ran. Es gibt Garagenpunk aber ich hab persönlich nicht so viel mitbekommen. Am Ende gibt´s dann ein richtiges Vollkörperbad.
UPRIGHT CITIZENS sagen mir eigentlich wenig. 1980 gegründet, dürften mir kaum mehr als 3-4 Samplerbeiträge bekannt sein. "Hast du schonmal eine Band auf der Bühne gesehen, die ihre eigenen T-Shirts trägt?" wird neben mir gefragt. Ich kann nur entgegnen, dass das in der Regel bei Aushilfsmusikern oder bei Bands passiert am Ende der Tour, wenn alles nur noch räudig ist und die ihren eigenen Merch anziehen. Ich muss somit kombinieren, dass der Sänger und der Drummer die Aushilfsmusiker sein dürften und die anderen beiden Originalmitglieder. Zwinkersmiley.
Die Band ist aber echt gut gealtert. Der Sound ist satt, der Gesang super und die Songs funktionieren ohne Vorkenntnisse. Retrospektiv müssten die meisten Songs aus der Setlist vom 82er Mini-Album "Bombs Of Peace" sein, darunter auch ein deutschsprachiger Song "Neonazis in der BRD". Für mich eine sehr positive Überraschung.
Nach etwas Essenspause treffen wir zur Hälfte von THE MARKED MEN ein - mach fix nen Foto - und bin erfreut, dass eine Frau mitsingt. Als ich auf die Bühne glotze, war es dann doch der werte Herr rechts. Alle anderen sangen auch noch mit, aber die speziellen hochtönigen Songs catchten viel mehr.
 Band ist okay, haut mich jetzt aber auch nicht so aus den Latschen.
KNOCHENFABRIK ist eine dieser Bands, wo ich mich Ende der 90er lange Zeit vom deutschem Punk verabschiedete. Ich geh zweimal rein und sehe "Am Fadenkreuz" und einen Song über einen Fußballer. Wahrscheinlich Bodo Eierkopp denke ich - ging halt um irgendeinen 'Hüter. Paar Minuten später werde ich aufgeklärt, dass es Toni Schumacher war, der einzig durch ein lebensgefährdendes Foul an einem französischen Spieler in die Annalen von DDR-Fußballwissen einging. In der Zone wurde sicherlich verschwiegen, dass er sich bei jemand Lebendigen entschuldigen konnte. Nuja. Leute feierten das Schauspiel ab. Immerhin. Ich merke mal wieder wie gut Detlef sein kann... Da gab es glaube ich mal ein Missverstehen. Ich finde Knochenfabrik tatsächlich fürchterlich. Das kam vielleicht damals nicht so klar rüber.
Hauptgrund des Erscheinens sind PRIVATE FUNCTION, die letztes Jahr leider von FKPScorpio durch Deutschland geschickt werden und ich somit aus Gründen nicht in den Genuss einer Show kommen durfte. BTF sei Dank sind heute Gewissensbisse nicht relevant. PF sind ansonsten mit neuem Album am Start, welches ich beim Durchhören als extrem schwer zugänglich beschreiben würde, da überhaupt keine Stringenz herrscht. Jeder Song klingt anders, mit Genres wird Pingpong gespielt und ich ahne dass alle Songs live abgehen werden. Spoiler: Konzert des Jahres (mal wieder).
 Das Elekrointro lässt erstmal alles am Körper vibrieren. Anschließend sollte man der Band "Hals- und Beinbruch" wünschen, dass da nicht wirklich mal was passiert.
 Ich habe direkt Sänger Chris über mir und die Box neigte sich kurz bedrohlich in meine Richtung. Anschließend werden die Stagehands einiges zu tun bekommen. Ob Chris selbst mehr im Publikum oder auf der Bühne war? Es könnte echt knapp sein. Und wer die Band mal da hat --- gebt nicht euer bestes Equipment in Richtung Mikrofonierung raus... Nachdem die ersten Songs die ganze Szenerie in ein Tollhaus verwandeln, gibts schon den ersten gelungenen Joke, wo doch die hiesige Stadt am bekanntesten durch die Band Dresden Dolls geworden ist. Dass die Dresden Dolls dafür zuständig sind, dass das Dresdner Elbtal den Status des Weltkulturerbes verlor, wird allerdings mal wieder verheimlicht. Auf ein Cover wie "Shores Of California" im Private-Function-Style müssen wir allerdings verzichten.
 Mit dem Satiremonster "Give War A Chance" holt man dann auch mal die Paliflagge raus. Shirts des Songs gehen später gut über die Ladentheke. Die Vorstellung, dass man ab und zu diese freiwilligen Soldaten sich gegenseitig umbringen lässt -joa-meine Menschenfeindlichkeit in mir sagt "vielleicht". Im Kontext: Auf dem Shirt ist so eine Stahlhelmbratze zu sehen auf den geschossen wird. Der Helm hatte bissl NVA-Style.
 Ein paar Songs singt Milla und die schont sich in diesen Intermezzos überhaupt nicht. Mit Kniebandage da über die Brüstung ebenerdig zwischen das Publikum zu springen. Hut ab. Ein witziger Moment entstand, als ich gen Bühne glotze und auf einmal merke wie der mikrokabelhaltende Stagehand auf einmal voll die Arme schützend über den sehr gut geschorenen Kopf hielt, ehe das Mikro einem Meter hinter ihm mit einem ordentlichen Schlag aus der Box detonierte. Und das ist nur eine Anekdote von vielen die auf so einem Private Function Gig passieren können.
 Als Coverversion gab es die "Strandf*tzen" hust, äh BITCH BOYS [sic] mit "I Get Around". War da jemand von Shocks beteiligt an dem Auswurf?
 Kurz vor Schluss kommt neben vielleicht "Koala" mit den Countrysong "Holbrook" das einzige mal etwas Ruhe in den 60minütigen Irrsinn rein. Koala wird später mein nächtlicher Ohrwurm werden. Funfact: Dresden ist einer von 13 Tierqualanstalten zur Belustigung (im allgemeinen Sprachgebrauch Zoo genannt) in Europa, die lebendige Koalas halten. Ist die Armee der 12 Monkeys eigentlich schon gegründet. Ach nee - die werden ja aus Sicherheit gerade in Nürnberg erschossen. Exakt 12! Terry Gilliam wäre bestimmt stolz auf die Deutschen. Bestimmt...
 Anschließend sehe ich mein zweites Schlagerkonzert nach Alexander Markus annudazumal. Die ELBTALHERZEN covern sich einmal quer durch Ostdeutschland und ein paar Wessischlager haben se auch noch druff. Für Sachsen wird "Bakschischrepublik" von Herbst in Peking ins Programm aufgenommen, wo ich von der humppamäßigen Interpretation eher enttäuscht bin. Ansonsten war es eher ein Liederraten. Im Bild ist das zugegeben sehr gut gesungene "Mit dem Knüppel in der Hand" von Schleim-Keim zu sehen. Es gab "Straßenkampf", den "Punkrockkönig vom Mansfelderland Land" oder "Spione im Café". Ganz schlimm war das elendig lange "Mallorca" von Canalterror. Die einzige mir nicht geläufige Nummer war bei mir "Erschießen" von Ideal.
 Als Rausschmeißer funktionierte es ganz gut, aber würde ich mir das freiwillig ein zweites Mal anschauen? Eher njääää? Eine gute Menge feierte trotzdem diese Skurrilität und als Abschluss holt man noch "Punkrock Pur" der FreiBierIdeologen aus der brandenburgischen Liedgutkiste. Die Mucke ist halt komplett fürchterlich für meine Ohren. Das muss man sich eigentlich direkt mit etwas süßen Grindcore aus den Synapsen waschen. Für Hochzeiten werden die Elbtalherzen aber bestimmt gut gebucht.
 So geht´s dann schnell auf die Autobahn, wo die Mitfahrer schon teilweise drängelten. Ansonsten: Möge der Vorverkauf mit euch sein.


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