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Inter Arma, Wayfarer, 11.08.2025 in Nijmegen (NL), Doornroosje - Bericht von Matt Greasejar

Inter Arma, 11.08.2025 in Nijmegen (NL)

Interessieren Metal-Konzerte außerhalb der AZ-Sphäre eigentlich irgendeinen Bierschinken-Leser (außer Dr. Mabuse)? Egal, ich hatte Bock auf  Wayfarer, der Lichtmensch des Doorroosje hatte Bock auf schönes Licht, und ich hatte keinen Bock, die unter diesen Umständen entstandenen Bilder auf der Speicherkarte verschimmeln zu lassen. So here we go.
Nijmegen liegt kurz hinter der deutschen Grenze bei Kleve, ist mit dem Auto ziemlich genau eine Stunde vom Westrand des Ruhrgebiets entfernt und hat mit dem Doornroosje ein von der Stadt betriebenes Kulturzentrum mit sehr geschmackssicherem Programm, z.B. dem jährlichen Soulcrusher-Festival. (Theoretisch ist der Hauptbahnhof wegen der Grenznähe sogar mit Deutschland- bzw. VRR-Tickets erreichbar, und das Doornroosje liegt direkt daneben. Blöderweise geht das nur mit einem Bus der von/nach Kleve - wo man ja auch erst mal hin und wieder weg kommen muss - einmal in der Stunde elend lang über Land zuckelt, und die letzte Verbindung zurück geht um 21:30. Also blieb an diesem Montagabend nur das Auto, sorry Greta.)
Vor Ort kann man lecker essen. (Symbolbild)
Der Grund für meine Anreise: Wayfarer. Die stehen im Plattenregal unter Black Metal, kommen aber eigentlich aus der Alternative-Country/Americana-Szene von Denver, Colorado, die unter anderem 16 Horsepower/Wovenhand oder auch Slim Cessna's Auto Club hervor gebracht hat. Und so hören die sich auch an...
...allerdings kommt das Metallische in Form von Blastbeats, Growl- und Keifgesang schon sehr deutlich durch. Ist das jetzt Black Metal mit Slide Guitar oder Americana mit Blastbeats? Mir egal, ich find's geil. 
Zu so einem Style kann man dann auch mal ironiefrei Cowboyhut und -Stiefel tragen.
Damit sind sie in Europa inzwischen beim Quasi-Majorlabel Century Media gelandet, während sie "drüben" auf Profound Lore (u.A. mit Spectral Wound, Wormwitch und Antichrist Siege Machine) veröffentlichen. Also bei Kanadiern, was in Zeiten wie diesen ja erst mal Sympathie-Pluspunkte gibt.
Auf der letzten Clubtour mit den finnischen Pagan-Schwarzmetallern Havukruunu noch vor einer sehr trven Szene-Crowd unterwegs, bestehen Wayfarer heute auch vor dem Publikum von Inter Arma. Und das hätte man, wäre nicht das eine oder andere einschlägige T-Shirt zu sehen, auch für eine Studentenparty halten können.
Die Getränkeversorgung ist, NL-typisch, arschteuer, aber wenn gewünscht, sehr gut: Neben Standardbier wird das lokale Craftbeer mit dem schönen Namen "Oersoep" ausgeschenkt. Und das schmeckt auch in der alkoholfreien Variante super. Alles andere wäre bei 5,80 für die 0,33er Büchse auch eine Frechheit.
Den Headliner, Inter Arma aus Richmond, Virginia, hatte ich nach dem Reinhören im Vorfeld als überhypete Hipster-Scheiße abgehakt. Dass offenbar kein Bandmitglied einen funktionierenden Rasierer besitzt, bestätigt erst mal die niedrig gehängte Erwartung. Redneck-Hippies, das schlimmste aus beiden Welten...
...aber dann legen die Südstaaten-Zausel los, und haben mich vom ersten Ton an auf ihrer Seite. Weniger Gefrickel, mehr Geballer. Die Fortsetzung von Black Metal, Doom und Sludge mit anderen Mitteln...
...und vor allem mit einer wahnsinnigen Energie. Ich bin begeistert! (Dass sie sich verspieltes Gedudel und Gegniedel, wie z.B. bei Endless Grey vom aktuellen Album, verkneifen sondern das Gaspedal der Sludge-Dampfwalze in einer Tour durchgedrückt lassen, gefällt mir natürlich - wenn es um Musik geht, bin und bleibe ich Proll, da machste nix mehr dran.)
Die über jeden Zweifel erhabene Licht- und Soundanlage der Location tut - wie schon bei Wayfarer - ihr übriges, um diese musikalische Machtdemonstration beeindruckend ans Publikum weiter zu geben. Da knallt jedes Riff in die Fresse und jeder Beat in die Magengrube. So sehr ich den ranzigen Charme krachiger DIY-Punk-Shows mag - als Abwechslung ist so ein Konzert unter perfekten technischen Rahmenbedingungen auch mal was Feines. 
Luxusproblem am Rand: Zur edlen Ausstattung des Doornroosje gehört auch eine Klimaanlage. Bei 30 Grad Außentemperatur freut man sich da erst mal drüber. Aber an diesem Abend hätte man das Ding ruhig ein bisschen weniger ballern lassen können. Kerr kerr kerr, nächstes Mal nehm' ich mir für drinnen eine Jacke mit!
Jau, Inter Arma. Nix erwartet, alles gekriegt. Wayfarer haben sowieso mal wieder geliefert. Und die Pommes waren lecker. Das Bier auch. Die Grenzkontrolle auf der Heimfahrt hat einerseits genervt, #dankeCDU, aber andererseits hatte Mitfahrer Lars schon Recht: "Dass man uns in unserem fortgeschrittenen Alter noch den einen oder anderen Gesetzesbruch zutraut, ist doch auch ein Kompliment."


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