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K-Indie On Festival: Dragon Pony, Dabda, Wah Wah Wah, Drinking Girls And Boys Choir, Redoor, Lee Seung Yoon, 20.-21.09.2025 in Berlin, Säälchen - Bericht von matsch

K-Indie On Festival, 20.-21.09.2025 in Berlin

Das koreanische Kulturzentrum lädt zur dritten Ausgabe des K-Indie On Festivals ins Säälchen an den Holzmarkt. Das schreibe ich so wissend, habe aber erst kurz vorher davon erfahren und sonst noch nichts davon mitbekommen. Diesmal ist die großartige Daeguer Skatepunkband DRINKING GIRLS AND BOYS CHOIR (드링킹소년소녀합창단) dabei und der Grund, dass ich hin will. Die stehen schon seit geraumer Zeit unter meiner Beobachtung und zwei Mal habe ich sie fast live gesehen. Diesmal kommen sie sogar nach Deutschland und da soll es klappen. Davon hält mich auch kein mutmaßlicher Hörsturz ab, der mich am Freitag auf einem Ohr taub werden lässt.
In Korea selbst durfte ich schon ein bisschen von der Subkultur mitbekommen und habe dort einige gute Bands entdeckt, sodass ich  mir für beide Abende ein Ticket besorgt habe.
Erster Abend (20.09.2025):
Auf dem Hinweg keept er hier in der Mitte "rockin' in a free world" mit Akkustikgitarre und  Mundharmonika passend zum Motto der Veranstaltung, zu der ich unterwegs bin: "No Borders, Just Rock (락)!"
Vorab gibt es eine Begrüßung von einem mutmaßlichen Organisator oder Vertreter des koreanischen Kulturzentrums, der hofft, dass wir feiern und viel Spaß wünscht.
Dann betreten pünktlich um 19 Uhr DRAGON PONY (드래곤포니) die Bühne. Die ersten Reihen kreischen direkt los. Das mit dem Feiern könnte klappen.
Bestechende Drumfills und eine gut platzierte Double Bass (vlt.sogar einfüßig gespielt?), hübsche Leadmelodien von der weißen Gitarre, die allerdings oft wie ein Synthie oder ein Klavier klingt. Rockmusik mit Pop und zwischendrin nach vorne gehenden Momenten. Für die Band hat jemand so Fanplakate gedruckt, die zu einem bestimmten Song hochgehalten werden sollen. Irgendwie süß.
Als das Mikrofon einmal ausfällt, hört man einiges Zusätzliches vom Playback. Das und die Publikumsanimation zwischendurch schreckt eben jenes allerdings nicht ab, sondern wirkt sich sogar stimmungsfördernd aus, sodass spätestens beim letzten Song alle durch das vorangestellte Runter-Hoch-Spiel tanzen. Nach dem Set wird noch schnell für ein Foto mit dem Publikum posiert. Dabei taucht plötzlich eine D-Landflagge auf der Bühne auf, die aber immerhin mit Bandnamen und dem Leitspruch des Festivals bemalt ist. Schöner fände ich sie brennend. (Andererseits ist ein "No Borders" auf einer Nationalflagge schon ein ganz netter Schriftzug).
Der erste von den wahnsinnig effektiven Umbauten dauert nur so ca. 15 Minuten. Das wird auch bei den anderen Bands nicht länger werden. Ein Mann mit Funkgerät treibt den Umbau voran, während sich DABDA (다브다) aus Seoul schon warm soundchecken. Sie entschuldigen sich dafür, spielen aber hier schon komplizierten Kram mit einer Souveränität, dass es wirkt, als machen sie das eigentlich nur kurz, um die Wartezeit zu überbrücken.
Das Set von DABDA ist proggig, jazzig und dann nur noch schön. Ich weiß nicht, ob man das dann auch Blastbeats nennt, aber die Songs brechen immer mal wieder in Chaos aus, das dann völlig selbstverständlich in hüpfende Eskapaden eskaliert.
Die Gitarristin und Sängerin nutzt verschiedene Plektren für verschiedene Songs und der Bassist wagt auch mal einen Sprung mitten im Lauf. Alles sehr beeindruckend und bestimmt nicht gut für meinen Hörsturz.
Die Band hat selbst sehr viel Spaß dabei und lässt uns im letzten Song kurz vor dem Höhepunkt nach mehr verlangend zurück. Natürlich kaufe ich mir im Anschluss eine CD, die sie zum Glück am Merchtisch offerieren.
Auch WAH WAH WAH 와와와 spielen sich beim Soundcheck warm und starten dann Deep Purple-ig oder so Truckstop-, "Oho-Black-Betty"-mäßig. Am Anfang wird für einen Song auch kurz mal die Querflöte ausgepackt. Gesang wie aus einem alten Transistorradio, ist aber auch nicht so viel Text. Die Double Bass wird auch getreten und dazwischen erinnert es gelegentlich ein bisschen an The Doors.
Hard Rock mit Finger in die Luft und vielen Impulsen, doll mit dem Kopf zu nicken.
Beim letzten Song wird es dunkel und rot und von der Lichtstimmung Heavy-Metal-ig mit Teufelsanbetungscharme. Die Lichmenschen machen nicht nur hier eine ganz ansehnliche Beleuchtung.
Nochmal den Anfangsverdacht geprüft: Das Drumset hatte eine Double Bass. Einfüßig wurde hier nicht gespielt. Das wär auch wahnsinnig gewesen sonst.
Zwanzig vor Zehn ist der erste Abend vorbei, jede Band hat gut 40 Minuten gespielt, das Publikum war lieb, der Sound gut und trotz voller vorderer Reihen genug Platz. Man merkt noch, dass draußen vorher 30 Grad waren.
 
Auf dem Rückweg ist die Duolingo-Eule böse, muss sie aber gar nicht sein, denn ich habe doch koreanisch gelernt. Mehr Musik als Vokabeln zwar, aber ich würde sagen, das hat sich auch mehr gelohnt.
Zweiter Abend (21.09.2025):
Beim Umbau am zweiten Abend werden die Zeiten von gestern unterboten, sodass sich die Stagetimes nach vorne verschieben. Das habe ich auch noch nicht erlebt.
Wie gestern sind die vorderen Reihen bereits vor dem Start so gut gefüllt, dass ich mir etwas mittiger einen Platz suche, um DRINKING GIRLS AND BOYS CHOIR zu sehen.
Schneller Skatepunk auf koreanisch (und gelegentlich englisch). Was MJ an Energie ins Schlagzeug gibt, wird Meena am Bass auf der Bühne los. Wenn sie nicht grade die Leadstimme singt, flitzt sie hin und her und wird am Ende noch stagediven. Megan an der Gitarre ist im Vergleich dann eher zurückhaltend, aber nicht bei dem, was sie spielt.
Der Sound ist ein bisschen weniger voll, als bei den anderen Bands bisher, aber DGBC sind auch die einzigen ohne Playbackelemente, was ich an dieser Stelle ausdrücklich honorieren möchte. Dafür ist es nämlich schon roh und live. Die einzige Band ohne große Effekte, dafür aber mit Energie ohne Ende.
Sie spielen ein paar neue Songs, aber auch Klassiker von den beiden Alben, die ich hier unbedingt noch geneigten Skatepunkhörenden empfehlen möchte (Marriage License & Keep Drinking). Ein Ausflug ins Publikum wird kurz vor Schluss auch noch gewagt, bevor DGBC Bass und Mikro ans Publikum abgeben und mit "Linda Linda" ihr Set beenden.
Der Sound von REDOOR 리도어 klingt im Anschluss fetter, als er ist. Hier wird die Playbackgeschichte nämlich wieder hochgefahren. Auch liegt so ein Effekt auf der Stimme, der gewöhnungsbedürftig ist.
Es gibt eine cheesy Ballade, neben mir wird geknutscht und auch REDOOR posieren am Ende mit Deutschlandflagge, auf der Konzertmotto und Bandname stehen. (Es haben alle Bands so eine bekommen und damit ein Abschlussfoto gemacht.)
LEE SEUNG YOON 이승윤 beendet den Abend und ich habe mir nur notiert: viel Kopfstimme. Dem Publikum gefällt es aber gut. LEE SEUNG YOON wiederum lässt verlauten: "You are geil."
Zwischendurch war das von LEE SEUNG YOON Dargebotene ganz nett, aber meine Zusammenstellung für's nächste Mal besteht ganz klar aus DRINKING GIRLS AND BOYS CHOIR, DABDA und WAH WAH WAH.
Am Montag höre ich wieder auf beiden Ohren etwas und am Dienstag wird die HNO-Ärztin alles in Ordnung finden. Die heilsamen Kräfte des (Punk-)Rock.


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