Team Scheisse, Pogendroblem, 24.10.2025 in Dresden, Alter Schlachthof - Bericht von Zwen
Team Scheisse, 24.10.2025 in Dresden
Naja, jetzt nicht Italien, Spanien, Kroatien oder so, zunächst geht es erstmal nach Darmstadt auf ein paar Aperol Spritz und von dort an den Rhein. Hier zu sehen Kaiser Wilhelm, der hier ins Deutsche Eck reinreitet. Irgendwie beeindruckend, irgendwie auch übertrieben, da wirkt es ja fast schon bescheiden, dass Trump sich nur einen Ballsaal errichten lassen möchte.
Apropos, hier am Rhein scheint es wohl Service zu sein, dass man an den Merchbänken nicht nur CDs sondern auch gleich ganze Text- und Notenzettel erwerben kann und das Ganze sogar für lau. Da bleibt noch sehr viel Geld für die Bundesgartenschau demnächst in Dortmund!
Wir stecken das Geld aber lieber in ein Erinnerungsmuseum nahe Verdun und erfahren viel über den Ersten Weltkrieg. Besonders eindrücklich sind aber auf mich nicht die Infotafeln, sondern viel mehr die zerklüftete "Mondlandschaft" hier in den wieder grün gewordenen Feldern. Teilweise haben die Hügel durch den extremen Artillerie-Beschuss im Ersten Weltkrieg bis zu sieben Meter an Höhe verloren. Ein eindrücklicher Ort, dessen Besuch ich gerade vor dem Hintergrund des neuen Militarisierungsfetisches in der Welt empfehle.
Weiter ging es dann in die Vogesen (ich warne schon mal vor, dass jetzt nur noch Wandercontent folgt, versuche mich aber kurz zu fassen). Dort ging es dann als kleine Vorbereitung auf Österreich auf knapp 1.500 m. Toller Blick und klasse Wetter wie ihr seht.
In Österreich wurde dann (leider ohne die Band) der Marchkopf bestiegen. Der einem mit Schnee und vereinzelt Glätte den Aufstieg nicht immer leicht machte. Außerdem musste man auf die Fauna Acht geben.
Wetter ist immer noch stark, aber nicht mehr so perfekt wie in Frankreich. So ziehen mir hier immer wieder Wolken vor die Nase, was zwar auf der einen Seite ziemlich beeindruckend ist, auf der anderen aber auch häufig die Aussicht nimmt.
Nach Österreich folgt logischerweise die Slowakei, wo ich nicht in der Tatra, sondern in den Wäldern der Fatra lande. Hier wandere ich durch endlose Wälder mit wirklich coolen Felsformationen und habe dann von oben einen wirklich guten Blick auf das ganze Gebiet.
Dann war ich noch im UNESCO-Dorf Vlkolinec, das eigentlich 8 Euro Eintritt kostet, aber irgendwie scheint das niemanden zu jucken. Vielleicht weil ich in der absoluten Nebensaison hier bin. Ich muss auch ehrlich sagen, dass die Besichtigung der Häuser zwar ganz nett ist, aber so wirklich 8 Euro ist es jetzt nicht wert. Meine Meinung.
Dann ging es noch zu meinem letzten Halt in der Slowakei, dem Babia Gora, welcher auch die Grenze zu Polen markiert. Windig ist es und vereiste Kletterpassagen gab es auf meiner Tour ebenso.
Uuuuuund dann die lange Rückfahrt durch Polen und (besonders schmerzvoll!) durch Deutschland. Urgh! Zum Glück muss ich nicht alles am Stück fahren, so mache ich, bevor ich entspannt an den Grenzern vorbeifahre, noch Halt in den Geburtsorten meiner Großeltern. Während Stary Śleszów eher unspektakulär ist, stehen im Dorf Jakubow noch viele der alten Häuser, z.B. auch das Geburtshaus von Oma. Okay, wahrscheinlich wäre ich nicht hierher gekommen, wenn es nicht eh auf meiner Route gelegen hätte, aber so war es für mich ein ziemlich willkommener und interessanter Stopp.
Die Bundesrepublik begrüßt mich dann zunächst mit diesem Sonnenuntergang. Ein Scam wie sich in den nächsten Tagen herausstellen soll, so ist das Wetter ab da nur noch unangenehm und regnerisch. Dementsprechend ist die Rückreise auch eher wenig angenehm oder gar sehenswert. Glücklicherweise erschnorre ich mir bei Benta dreist Gästeliste für Team Scheisse und Pogendroblem in Dresden. Keine Ahnung wie viel die Tickets kosten...20? 30? 40? Egal! Auf jeden Fall zu teuer.
Das mit dem zu teuer sieht aber ein komplett gefüllter Alter Schlachthof etwas anders. Als ich reinkomme, spielen Pogendroblem nämlich schon und der Moshpit ist einfach mal größer als bei Sum 41 und hat außerdem mehr Einkaufswagen, nämlich genau einen.
Ansonsten ist der Sound - typisch große Halle - eher bescheiden, sehr hallig und ziemlich dumpf, wird aber im Laufe des Sets besser. Apropos Set: Zu hören gibt es sehr viel vom neuen und sehr guten Album "Great Resignation" wie z.B. "Es kann nicht immer so weiter gehen", "Die Sache", "Self Checkout" oder "Chillig chillig".
Stark auch das semi-transparente Banner von Pogendroblem, das auf dem riesigen Team Scheisse-Banner wie ein schlecht draufgerotzter Sticker wirkt. Voll gut!
Sehr stabil ist, dass sowohl Pogendroblem als auch Team Scheisse Aktivist*innen Raum geben, die dazu aufrufen sich gegen eine Veranstaltung der AFD-Jugend am 29. und 30. November in Gießen zu mobilisieren. Dementsprechend bin ich doch froh, dass die Halle nicht nur voll ist, sondern die Aktion auch sehr wohlwollend vom Publikum aufgenommen wird. Der Osten bleibt stabil, zumindest heute.
Ansonsten kann ich auch gar nicht so viel übers Publikum meckern. Klar sind am Ende einige ziemlich besoffen, aber das fällt für mich wohl heute abend auch nur so stark ins Gewicht, weil ich selbst nüchtern bin und grundsätzlich sind alle Menschen heute, so wie ich das mitbekommen habe, sehr rücksichtsvoll und hören sich auch geduldig die Ansagen von Team Scheisse an, in denen diese die Notwendigkeit von FLINTA+-Moshpits erklären. Das Publikum und vor allem die anwesenden Dudes scheinen auch kein Problem damit zu haben, Raum zu geben.
Musikalisch wird viel vom neuen Album gespielt, was jetzt nicht super überraschend ist und ja auch irgendwie Sinn macht. Leider fallen deswegen ein paar alte Knaller wie "Vorgesetzter" raus und dafür gibt es dann "Kaffee die Tage" zu hören. Naja, aus meiner Sicht nicht wirklich ein Hit, dafür haben alle bei "Mittelfinger" Spaß. Auch "Copkiller von Bodycount" und "Altbauwohnung" geht ganz gut rein, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass die neuen Sachen von Team Scheisse textlich noch ein bisschen mehr als die alten Songs, auf Wiederholung der immergleichen drei Wörter setzen, als das bereits zuvor der Fall war. Das ist schon frech!
Ansonsten schwankt die Band irgendwo zwischen professionellem Rockstar-Image mit speziellem Bühnenbild und gestimmten Gitarren, aber auch charmantem Chaos, so kommt es nicht selten bei den Ansagen vor, dass alle einfach durcheinander quatschen. Des Weiteren fällt mir auf, dass besonders Drums und Gitarren viel besser aufeinander eingespielt wirken. Wurde im Vorfeld der Tour etwa geprobt? Schämt euch!



















