Da steht dieser kleine verschüchtert wirkende Kerl mit seiner Klampfe mutterseelenalleine auf der Bühne vor Leuten, die ihn nicht kennen. Fast möchte man ihn in den Arm nehmen und trösten. Dann gehen die Lichter aus, die Scheinwerfer werfen ihr Licht auf die Bühne und dann legt der Typ los und du denkst: "Mach stundenlang weiter und hör nicht auf zu spielen. Scheiß auf die Hauptgruppe. Ich will in deinen Liedern und Texten versinken, denn genau so ist mein Leben." Genau so ist mir das mal auf einem Adolar-Konzert im FZW Dortmund passiert. Trotzdem ist TigerYouth schon kein Geheim-Tipp mehr. Da sind zum einen die kostenlos erhältlichen Demos auf Bandcamp und dann die wunderschöne Live-at-Lala-Studios-Platte. Und genau dort ist auch dieses Album mit den 14 bzw. 13 Liedern aufgenommen worden.
Leute, der Typ ist mehr Punk als dieses Elektrogitarren-Gewimmer-Rumgegröhle. Der hat Ahnung vom Leben und schafft es, punkig auf der Lagerfeuer-Gatarre zu spielen ohne seine Texte in ein weinerliches Songwriter-Kostüm zu verkleiden. Die 13 Lieder packen einen einfach. Die muss und will man einfach hören. Pogo kann man dazu nicht tanzen. Aber wenn du mal was vom Leben aufs Maul gekriegt hast, ist dieses Album genau das richtige für dich. Im Pressetext zum Album steht, dass das Album mehr von Kneipenschlägerei als von einem Indie-Akustik-Teekränzchen hat. Die Beschreibung trifft es ganz gut.
Und aufm Konzert alle mitgrölen: "Ich hab noch nie gern mitgeschrieben, wenn der Lehrer was diktiert. Ich hab noch nie gern mitgeschrieben, egal wer was diktiert."