"Faust die Rock-Oper" fuhr einst durch die Stadthallen dieser Republik, mit einem Mix aus Mamma Mia und Queen wurde das Machwerk des alten Goethe laienhaft in Szene gesetzt. Arabrot und ihre Platte "Norwegian Gothic" könnte der Soundtrack für ähnliche Arbeiten sein.
Allein die Songtitel lesen sich in ihrer Reihung schon wie Szenen des klassischen Vieraktdramas:
Eröffnungsszene "Carnival of Love": Maskenball, das tausendmal gesehene Setting zu Beginn des Stücks, schafft eine feierliche Atmosphäre.
In "The Rule of Silence" gibts nen heißen Kuss oder mindestens verstohlene Blicke zwischen einem in einem roten Anzug, der auch eine Zirkusdirektoren-Uniform sein könnte, gekleideten Jüngling und einer 14-jährigen Prinzessin (alles im Kontext seiner Zeit, Freunde).
Song 3 ist unbedeutend, gleich der kurzen Liaison unserer zwei Protagonist*innen, also springen wir zu Szene 4 "The Lie".
Hier erleben dir den ersten Bruch, welcher das Stück zum wahren Drama werden lässt. Entweder ist er gar kein schöner Prinz oder sie gar nicht 14, auch das ist im Kontext und dem entsprechenden Empörungsfaktor zu variieren. In Szene 5 "The Crowns" wird dann klar was das Problem ist, der Arsch will nur die Kohle, wahlweise geht's ihm auch nur um die seinigen, auch das ist zu variieren, er ist auf jeden Fall n Arsch. *Überraschung!*
In Szene 6 taucht dann der bis dato lediglich am Rande aufblitzende Küchenbursche auf, welcher sich als wahrer Ritter entpuppt: "Kinks Of The Heart". Er entführt die junge Prinzessin, später wird man an dieser Stelle von einer leidenschaftlichen Verführung sprechen, wie gesagt, alles im Kontext seiner Zeit, damals war man da nicht so.
Die folgenden Szenen (einer Ehe) sind absolut unbedeutend: In Szene 8 "The Voice" hört irgendwer Stimmen, in 9 "Hallucinational" fantasiert entweder der fiese geldgeile Sack von einem Imperium à la Mordor oder Lisbeth hat ein Erweckungserlebnis und möchte mit ihrem Entführer zurück an den heimischen Hof, an welchem sich der fiese Krohnjuwelenkratzer inzwischen breit gemacht hat (weiß der Geier wieso). Achja, in Szene 11 "Hard Love" wird endlich gebumst, wer mit wem ist eigentlich egal.
Die Parallelität des Unbedeutenden findet ihr Ende in der Schlussszene und dem passenden letzten Song des Albums:
"You're Not That Special", wie wahr.
01. Carnival Of Love
02. The Rule Of Silence
03. Feel It On
04. The Lie
05. The Crows
06. Kinks Of The Heart
07. Hailstones For Rain
08. The Voice
09. Hallucinational
10. (This Is) The Night
11. Hard Love
12. Impact Heavily Onto The Concrete
13. Hounds Of Heaven
14. Deadlock
15. The Moon Is Dead
16. You're Not That Special