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Briefbombe:
Briefbombe

Mit Bierschinken durch die Nacht
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Es ist kurz nach Mitternacht, ich sitze vor meinem Laptop und kann nicht schlafen. Neben mir liegt ein Feuerzeug, eine Packung blaue Gauloises und auf der anderen Seite des Laptops steht eine Tasse Fencheltee. Ich merke, das wird heute nichts mehr mit Schlaf. Da ich schon diverse Podcasts gehört, Netflix leer geschaut und im TV naturgemäß nichts Sinnvolles außer Dschungelcamp läuft, entscheide ich mich dazu, ein paar Rezis für Deutschlands bestes und beliebtestes Onlinefanzine zu verfassen, um mich zu beschäftigen. Meine Wahl fällt auf drei Tapes vom Hamburger Plattenlabel Brainwasher Records. Also krame ich meinen Sony Walkman aus der untersten Schublade meines Nachttischs und stöpsel die Kopfhörer ein. Das erste Tape, das ich heute Nacht begutachten werde, ist von dem Hamburger Quartett BRIEFBOMBE. Namedropping gefällig? Ok! Hier spielen Leute von u.a. xschmuzigermenschx, Loser Youth und Miley Silence. Also Klappe auf, Tape rein und Play gedrückt ...

Nach einem kurzen Einspieler knallt mir brutaler HC-Punk um die Ohren, der in den wenigen Sekunden, die die Songs andauern, auch schon mal zu rasendem Powerviolence mutieren kann. Das heißt, sobald kurz ein winziger Moshpart angetäuscht wird, schlägt die Band schon wieder einen Haken und rast mit einem wahnsinnigen Gebretter weiter in Richtung Songende. Wie bei einem Fußballspiel, bei dem man dribbelnd auf das Tor zu läuft, im Elfmeterraum mit ein paar Hacke-und-Spitze-Tricks die gegnerischen Verteidiger ausfummelt, um dann kurz bevor man zum finalen Schuss ansetzt, abzubrechen, um im Vollsprint vor den Pfosten zu rennen. Passend zum Namen werden hier nur Themen beackert, die in den Bereich der Brief- und Paketsendungen fallen. Soweit, so obskur! Dadurch haben sie bei mir auf jeden Fall schon mal einen Stein im Brett bzw. einen Brief im Schlitz. Genau mein Humor! Gewidmet sind die Songs jedem zerbrochenen Paket und jedem Opfer der Haupt-Postfiliale an der Kaltenkirchener Strasse in Hamburg, die durch ihre exorbitanten Wartezeiten wohl schon so einige Menschen in den Wahnsinn getrieben hat.

Kurz schweifen meine Gedanken ab und ich muss daran denken, wie mir Post und Paketdienste schon den letzten Nerv geraubt haben. Die Erfahrungen reichen dabei von angeblich ausgelieferten Paketen, die aber eigentlich seit Wochen in irgendeinem Depot vor sich hinvegetieren (Inhalt: eine nun natürlich tote Topfpflanze), aus dem Treppenhaus entwendete Pakete mit hohem Wert und Pakete, die in unserer sich vor der Wohnungstür befindlichen Waschmaschine deponiert wurden, ... aber eine intensivere Beschreibung aller Vorfälle würde hier zu weit gehen.

Gesungen oder wohl eher geschrien wird dabei von Sängerin Chris auf deutsch. Leider versteht man durch den recht krachigen Mix sehr wenig von dem, was einem da mitgeteilt wird, was den Witz um einiges schmälert. Zusammengekleistert wurden die Songs mithilfe von einigen themenbezogenen Snippets, was dem Ganzen noch mehr Charme verleiht. Wenn ich dann noch auf der Bandcampseite der Band sehe, dass sie in Post-Westen auftreten, bin ich komplett hin und weg, so viel Hingabe, um ein Konzept auf die Beine zu stellen und zu verfolgen, ist doch etwas Wunderbares oder nicht?

Abschließender Gedanke: Bleibt es bei einem kurzen Lacher oder wird das Ganze zum Running Gag?

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Peter 02/2022
Hörprobe:
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Briefbombe - Briefbombe

Stil: Post-Punk, Post-Hardcore, Post-Violence
VÖ: 2022, Tape, Brainwasher Records


Tracklist:

01. Aus dem Leben einer 14-jährigen Prospektzustellerin
02. Briefbombe
03. Arbeitstitel Arbeitskampf
04. Schwere Vorwürfe gegen UPS
05. Plz Mr Postman
06. Unabomber
07. GLS DPD
08. Verdächtige Briefe legen Postverteilung lahm


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Thruntilldeath
(Thruntilldeath)
01.05.2022 22:50
Boah, wieso ist das denn an mir vorbeigegangen bis gestern Abend, als die auf einmal aufm Festival vor mir standen? Brachial gutes Ding!

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