Der Bandname HEATHCLIFF ist mir in den letzten Jahren des Öfteren mal untergekommen, gesehen oder gehört habe ich von der Band bislang allerdings noch nichts, obwohl es sich hier schon um den dritten Langspieler handelt. Tief verbuddelt in meinen Gehirnwindungen ploppte allerdings so eine Ahnung auf, dass ich hier grob etwas Ähnliches wie von den ebenfalls aus München stammenden STRAIGHTLINE zu erwarten habe (Skatepunk mit Metal-Kante), also schauen wir mal.
Das Album startet mit jazzigem Geklimper, nur um dann in ein Highspeed-Gekloppe zu münden. Die ersten 53 Sekunden sind also schon mal ein echter Appetithappen. Weiter geht es mit der Video-Auskopplung Mirror, Mirror, FUA! die vergleichsweise straight los legt, aber dann im letzten Viertel in einen Metal-Brecher übergeht. Das darauffolgende Circles ist dann eher ein im Midtempo gehaltener, schön melodischer Song, der sich dennoch an Intensität immer mehr aufbaut. Won`t Get Us Down wechselt das Tempo dann immer wieder zwischen schnell und schneller und endet in einer Reggae-Einlage.
Und so geht es eigentlich weiter, jeder Song hält seine Überraschungen bereit, es wird nie auch nur ansatzweise langweilig oder eintönig, das exakte Gegenteil, mensch fragt sich immer, was wohl als Nächstes kommt? An dieser Stelle mag ich einmal ausnahmsweise die Presseinfo zitieren, da es hier wirklich zutrifft:" 90s-Skatepunk trifft auf Hardcore, Metal und eine Prise Reggae". Das beschreibt es in etwa, wird dem Ganzen aber immer noch nicht gerecht, denn wie das alles hier verwoben wird ist wirklich einfach sensationell.
Das mündet zur Mitte des Albums im Millencolin-Cover Friends `Til The End, das wirklich eine sehr gelungene komplette Neuinterpretation ist. Und gerade weil es ein Cover ist, wird hier deutlich, wie neu und modern interpretierter 90er Skatepunk auch heute noch relevant ist und mitreißen kann.
Aber der Ideenreichtum von Heathcliff ist noch lange nicht am Ende. Der wilde Ritt geht ohne jegliche Qualitätsverluste auch durch die zweite Hälfte des Albums weiter. Tolle Bassläufe, zuhauf Metal Leadguitars (z.B. zu Beginn von Stargazer, erinnert fast schon an Maiden), vereinzelt ruhige Passagen, aber auch mal harte Vocals und so weiter und so weiter. Postcard From A Parallel Universe ist einfach ein Album, das auf der einen Seite super durchzuhören ist, aber gleichzeitig so voll von Ideen und Impulsen ist, dass es zum verrückt werden ist. Nach den 11 Songs in 26 Minuten fühlt man sich fast wie im Rausch. Mir ist bewusst, ich verstricke mich hier fast schon in Superlativen, aber ich bin einfach nur razz begeistert.
Wer technisch versierten, abwechslungsreichen Skatepunk der härteren Gangart und trotzdem Melodie mag, findet hier sein Traumalbum.
1328 03.09.2025 11:40 |
Bart von Straightline hat seinerzeit die Band mitbegründet. Die Gehirnwindungen liegen also richtig :) |