BSK, deren letztes Album hier bereits besprochen wurde, stammen aus dem Örtchen Neuwied, aus dem auch TOXOPLASMA kommen. Mit denen verbindet sie meines Wissens allerdings nur, dass sie auch im weiten Spektrum des Punkrock zu verorten sind, denn ihr Punk ist wesentlich geradliniger und kommt sehr viel fröhlicher daher. Mit ihrem nun zweiten Longplayer sind sie nun beim PASCOW-Label Kidnap untergekommen, was mich zunächst erstaunt hat, da die Band noch sehr unbekannt ist und auf den ersten Blick für mich nicht wirklich zum Label passt.
Allerdings hört man die Weiterentwicklung der Band hin zu mehr Professionalität im Musizieren im Vergleich zu den letzten Veröffentlichungen deutlich. Die Texte sind wieder sehr kritisch sowie humoristisch. Das heißt, geprägt von Ironie, Sarkasmus und pfiffigen Wortspielen. Die Musik ist zudem ausgeklügelter, schmissiger und mit mehr soundtechnischen Experimenten versehen. So finden sich schräge Beats und Synthies (z. B. bei Klima RAF, Opa Punk, Nulltagewoche), eine traurige Tröte (Nicht links), A-capella-Ausflüge und Autotune (Keine Kappas) mit denen sie dann immer wieder klingen wie DIE ÄRZTE, DIE SHITLERS, ein ganz klein bisschen wie AKNE KID JOE (die sie jetzt auf ihrer Tour supporten) oder manchmal sogar wie eine Punk-Version von DIE PRINZEN. Das Grundgerüst der Songs bleibt währenddessen aber immer solider Deutschpunk. Am besten gefallen sie mir immer dann, wenn sie auch mal in feinster Netzbeschmutzer-Manier gegen die eigene Szene oder linke Bubble schießen. Zum Beispiel wenn es dann gegen hängengebliebene Alt-Punks geht, die sich gegen jegliche Veränderung stemmen und denken, sie hätten die Meinungshoheit (Opa-Punk). Wenn sie gekonnt aufzeigen, welches Verhalten dafür sorgen kann, dass die Genossen arrogant die Nase rümpfen (Nicht links). Oder dann, wenn sie frech ein größeres Regelwerk im Punk fordern, um damit Rücksichtslosigkeit entgegenzutreten (Autonomer Tempel). Auch ein Song wie Polizei in D besitzt eine augenzwinkernde Sprengkraft und einen wahren Kern, auch wenn man es nicht gern wahrhaben möchte. Gut gelacht habe ich dann auch beim straighten Klopper Oligarchenmoney oder bei Keine Kappas, der auch wieder die eigene Szene betrifft und bei dem ich mich sogar selbst etwas erwischt gefühlt habe. Allesamt strotzen sie dabei vor Mut, den Finger auch mal in die Wunde zu legen, sind gezeichnet von Thematiken, die sich immer sehr am Puls der Zeit bewegen, sowie Punktgenauigkeit beim Landen der Pointe. Aufgelevelt wird das Ganze dann noch durch die gut gewählten und gesetzten Snippets am Anfang oder Ende mancher Songs. Daneben werden dann noch Themen wie das ewige Hamsterrad (Nulltagewoche), die Realität in der Provinz (Wir sind hier nicht in Ehrenfeld) oder jugendliche Ziel- und Hoffnungslosigkeit (Nichts) beackert.
Die Aufnahme von "Keine Bewegung" ist ebenfalls gut gelungen, alles ist glasklar und da, wo es hingehört. Das zahlt sich vor allem hinsichtlich der Texte aus, die dadurch so gut verständlich sind, dass ihr Witz nicht auf der halben Strecke krepiert. Ich für meinen Teil habe an dem Album meinen Spaß, obwohl es sich eigentlich in einem Feld des Punkrocks bewegt, für das ich sonst wenig Beachtung und Begeisterung übrig habe. Das liegt wie gesagt hauptsächlich an dem treffenden und beißenden Humor und der Schmissigkeit, mit der die Songs musikalisch wie textlich vorgetragen werden. Diese Faktoren machen es mir fast unmöglich, mich ihnen zu entziehen. Ich denke, den Menschen von Kidnap Records wird es da ähnlich ergangen sein, sodass die eingangs erwähnte Verwunderung darüber, dass ein so "großes" Label hier zugegriffen hat, schnell wieder ausgehebelt wurde. Bleibt für mich abschließend nur zu sagen, dass ich vor dieser Leistung voller Respekt meinen Hut ziehe und mich für das Dauergrinsen beim Hören bedanken möchte.