"25 sein ist scheiße, 25 sein tut weh" – VAN HOLZEN rücken auf ihrem neuen Langspieler SOLANG DIE ERDE SICH DREHT nah an sich selbst heran und präsentieren ein Coming-of-Age-Werk im alternativen Soundgewand.
Gehaltvoll und verhältnismäßig klar reflektieren die Ulmer innere und äußere Identität, Liebe und Verlust sowie Missstände ihrer Lebensrealität. Gefühle von Erschöpfung und Überforderung machen sich breit während Mitmenschen Lichtblicke geben. Der Ton ist zurückhaltender und bedachter. Seltener trifft man auf wuchtige Klangmauern, dafür auf vielfältige Instrumentalisierung und Akzentuierung, die in der qualitativen Produktion von kidney paradise und Flo toll aufgehen.
Auf dieser Platte gelingt es Van Holzen auf bemerkenswerte Weise, musikalische Szenerien zu schaffen und Bilder vor dem inneren Auge zu kreieren: Vorbei lässt alles an einem vorbeiziehen während man durch die Nacht rauscht, mit Ein neues Programm erlebt man einen wahnsinnigen digitalen Albtraum und bei Bergab fallen HörerInnen in eine endlose Abwärtsspirale.
Eine Überraschung ist Gut Genug. Zum einen passen die zeitlupenartigen Instrumentals hervorragend zur im Song beschriebenen vergifteten Situation der Erwartungserfüllung. Zum anderen klingt es selten harmonisch, wie sich Lance auf den Beat schwingt und die Attitüde des Raps in den melodischen Chorus mündet – ein lohnenswertes Feature, das Genregrenzen bricht.
SOLANG DIE ERDE SICH DREHT ist ein mutiges Album, auf dem Van Holzen ganz persönlich auftreten. Die bewährte Vehemenz tritt etwas in den Hintergrund, um Raum für musikalischen Tiefgang und eine nachdenkliche Seite zu schaffen.