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The Dead End Kids:
The Power Of Now

Der Herbst bricht schlagartig über uns herein und draußen ist es nass, kalt, neblig und generell bäh. Bei mir drinnen scheint allerdings die Sonne aus den Boxen, denn das neue The-Dead-End-Kids-Album The Power of Now bereichert meine Ohren und die der Nachbarschaft. Zwei Jahre nach HEISS UND DRECKIG gibt's eine neue Schippe des Trios. Konsequent wird flotter Punkrock munter mit Metal-Riffs versetzt und ergänzt sich zum typischen The-Dead-End-Kids-Sound. Das ist jetzt nix bahnbrechend Neues, aber noch nie hat es sich so mühelos und selbstverständlich angefühlt. Also alles was mensch an der Band mag, höchstens noch besser. Liegt es am neuen Produzententeam oder natürlicher Weiterentwicklung? Eigentlich auch wurscht, darüber können sich Schreiberlinge seriöser Postillen den Kopf zerbrechen. Das Bierschinken-Credo des absoluten Minimalismus wird auch in diesem Review durchgezogen und wen interessieren Hintergründe, wenn es so schön knallt wie auf diesem Album.

Ich habe ja auch eine nicht-so-heimliche Vorliebe für Metal jeder Couleur und was gibt es schöneres, wenn das Genre im flotten Punkrock-Kleid daherkommt. Als ob mensch zwei Bands auf einmal hört - super effektiv. Spontan fallen mir neben The Dead End Kids noch Straightline und vielleicht Die Dorks ein, die daraus einen echten eigenen Sound entwickelt haben. Die Single Millennial Crisis habe ich zum ersten Mal als Stream eines verachtenswerten Anbieters als Vorschlag gehört und nach 5 Sekunden war klar, welche Band das ist. Sehr vielversprechend, aber wie sieht das auf voller Länge aus? Der Schrei von Ronny James Caro (oder Fatima?) zu Beginn des Intros Church of Glitzerpower schlägt die Hörer gleich in den Bann, obwohl Kirchen ja eigentlich bäh sind, bei diesem Gotteshaus machen wir mal ne Ausnahme. Millennial Crisis wurde ja schon gelobt, dann kann ich gleich mit Angriff der Yogi-Ritter weitermachen, auch zu Recht als Single ausgekoppelt worden. Super eingängig, der Pop-Zuckerguss sitzt und der Text mit den einfachen Paarreimen - das passt einfach. Bei Z-Promis fühle ich mich als Trash-TV Fan zu gleichem Maß angesprochen wie ertappt und Charlies Gitarre soliert immer noch in meinem Kopf. Der Refrain von HDGDL <3 zaubert Gänsehaut auf die Unterarme und gibt (hoffentlich) einen Vorgeschmack auf das Talent, was noch in der Band schlummert. Mit Wieder wird hart am Kitsch gekratzt, aber die Band kriegt kurz vorher noch die Kurve, weil der Song entwaffnend wirkt.

Inhaltlich sind die Texte dieses Mal persönlicher und weniger direkt politisch. Wobei in Songs wie Millennial Crisis, So viel Frust oder Friede, Freude, Eierkuchen durchaus (in)direkte Gesellschaftskritik versteckt ist. Ich brauche auch nicht ausschließlich Alben, die mir sagen wie beschissen die Lage gerade ist. Dazu reicht es Tagesschau zu schauen oder die letzte Berlin-2.0-Platte anzuhören. Ich finde es genauso wichtig, Zwischenmenschliches wie in Du und Ich oder GV mal nicht problematisiert zu behandeln. Was nicht heißen soll, dass Songs wie Übergriff von Heiß und Dreckig nicht weiterhin den Finger in die Wunde legen sollen, bitte nicht falsch verstehen.

Ich höre hier ne sehr selbstsichere Band, die ihre Stärken konsequent ausbaut und noch lange nicht am Ende ist. Ich finde, bei The Dead End Kids scheint immer die Sonne aus den Lautsprechern - auch bei ernsten Themen wie z.B. Verlust in Hanami. Ein echt schönes, echt trauriges Lied und doch grinsen die Gitarren und es passt trotzdem.

Wie auch schon beim Vorgänger gibt's hier einfach ganz viele tolle Sachen zu entdecken. Die Riffs, die Harmonien, es wird "Fettabsaugungs-OP" auf "ALG" gereimt, der Soca (?) Beat bei Abriss, der dann in ein Solo mündet, das Saxophon bei GV - hach, wat schön. Nicht weniger als dreimal habe ich beim Hören gedacht "Ne, DAS ist jetzt aber der beste The Dead End Kids Song bisher." - was ja kein schlechtes Zeichen ist.

Darauf nen Yogi-Tee Schoko (sind da eigentlich immer noch die bescheuerten Sprüche drauf?).

 

P.S.: Die Tour startet am 23.10. in Karlsruhe - geht halt mal hin und schaut's euch an. Weitere Daten im Bierschinken-Kalender oires Vertrauens.

 

Horace 10/2025
Hörprobe:
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Stil: Punk
Herkunft: Leipzig, Dresden
The Dead End Kids - The Power Of Now

Stil: Punkrock
VÖ: 26.09.2025, LP, Rilrec (Link)


Tracklist:
01. Church of Glitzerpower...
02. Millennial Crisis
03. Angriff der Yogi-Ritter
04. So viel Frust
05. Z-Promis
06. Abriss
07. Wieder
08. HDGDL <3
09. Sport ist Mord
10. Du und Ich
11. GV
12. Friede, Freude, Eierkuchen
13. Lichtfresser
14. Hanami



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