Sieben Jahre haben sich Kackschlacht für ihre neue LP "Kackschlacht 2025" Zeit gelassen, davor gab's "Kackschlacht 2018" - wer rechnen kann, dem fällt's auf.

Zwischendurch ein Lebenszeichen in Form eines Sampler-Beitrags, 'Lack ab' auf "Sex mit Bekannten - Teil II." von Spastic Fantastic Records 2023.

K. sind Thomas, Gesang/Gitarre und Timo, Schlagzeug/Gesang, und ihr erstes Demo-Tape ist schon 13 1/2 Jahre alt. Und was denen nur zu zweit so möglich ist, kann schon schockierend sein, denn an Power fehlt's den beiden ganz und gar nicht.

Aber erstmal Cover gucken, schließlich steckt die Platte noch drin. Wie alle K.-Cover zweifarbig, diesmal wieder in s/w. Zu sehen gibt's n Foto einer Hauseinfahrt oder einer Zufahrt zum Hinterhof wie es sie millionenfach gibt, langweilig und irgendwie bekannt vorkommend, und deshalb fällt's erstmal gar nicht groß auf, eine Merkwürdigkeit im Detail, ein kleines Fenster dicht UNTER einem ziemlich großen - hab ich so noch nicht nie nirgendwo gesehen, wofür soll das gut sein - oder ist's nur ein verkackter Bauplan ? Vielleicht hatte der Fenstereinsetzer kein Bock auf Arbeit, aber Bock auf Saufen, und dann war's passiert. Vielleicht hat's auch Null Bedeutung.

Dann beim Hören fällt aber sofort auf das irgendwas anders ist, der Mix ist feiner, die Snare sticht nicht mehr so hervor, der Gesang ist more embedded, und beide Stimmen mehr auf einander abgestimmt. Dadurch wirkt's natürlich erstmal nicht mehr so roh. Noch mal anders wird's, sobald der Gesang einsetzt - Stimmbruch, schlechte Mikros, erkältet ins Studio ? Zwischendurch erkenne ich den Gesang so wenig wieder, dass es mir vorkommt, als hätten die n neuen Sänger. Das irritiert schon sehr.

14 Songs in 20 Minuten hat die neue Scheibe zu bieten, das ist mehr als die meisten alten Platten so hergeben. Das ist kurz, aber das ist egal, denn das wird durch einen hohen Völlig-Ausrasten-Faktor wett gemacht. 

2 davon, 'Gar kein Verlust' und 'Fehlentscheidung' könnten schon bekannt sein, vom Instagram-Beitrag "Live AZ Köln 26.8.23", von @marmangalos.

8 von den 14 Songs sind erbarmungslose Meisterwerke, und der Rest ist auch toll. Neben den schon erwähnten Songs sind noch 'Funktion', 'Mietleid/Mietlove', 'Das lange Leid', 'Für mich' und 'Was wollt ihr denn noch', (eine wahre Gewitterorgie an Song) besonders gelungen. 'Weißt du noch' ist zum Glück keine Alexandra-Coverversion, und ganz neu ist, dass das Wort "Liebe" zum allerersten mal fällt.

Wer D-Punk mag, wird hier bestens versorgt. K. sind so gut wie eh und je. 

Die Songstrukturen wie gewohnt abwechslungsreich durch Tempowechsel, Breaks, Fill-Ins, C-Parts und ständigen Wendungen. Prima ist auch der immer deutliche Gesang, so gut, dass das beiliegende Textblatt kaum gebraucht wird, und das trotz Rotz und Geschrei und gleichzeitiger Gitarrenquälerei.

K. sind zynisch, aber lustig zynisch, negativ und Anti-Alles-Und-Jeden, aber mit dem Hang, das in wunderliche Metaphern raus zu schreien, bspw. 'Ich habe eimerweise Ideen für kein Leben'. K. meinen es ernst, 'Ich finde leider alles scheiße, und davor hab ich Angst'. K. sind schnell, aggressiv und wütend, angepisst und heftig, und nicht zu bändigen, sie überschlagen sich beinahe. Sie geben alles und drehen so massiv auf und durch, das sie eigentlich abheben müssten. Und K. hören macht unglaublich Spaß. 

Gleichzeitig sind K. aber geerdet, wollen keine Booking-Agentur, machen keine Promo, wollen meine und deine Fresse nicht sehen, sind irgendwie Understatement, und es gibt verflucht wenig über sie zu lesen. Das ist an Konsequenz kaum zu überbieten. 

Irgendwann, vielleicht in sieben Jahren oder so, erscheint dann "Kackschlacht 2032", und die geht auch nur so 20 Minuten, und das tut wieder nix zur Sache, denn sie wird gut sein, ganz sicher ! Vorausgesetzt wir sind dann nicht schon alle tot. 'Denn irgendwann sind wir alle ...' - die restlichen Zeilen sind dem Song 'Alle Tot' zu entnehmen, oder einfach mal zuhören !

Übrigens, zur neuen LP gibt's ne Release-Party. Diese findet am 19.12. in Dortmund in der HirschQ statt. Dort können sich K. zum Jahresende ordentlich feiern lassen, für ein Jahr mit über 20 Gigs und toller neuer Platte.