Endlich neues Futter aus dem Hause Audiolith, das sogar das Potenzial hat genre- und szenenübergreifend Anklang zu finden. So ist der Spagat zwischen Punkrock und elektronischer Musik nicht immer einfach. Generell gelingt das bei Audiolith-Bands meist vor allem über das klare Bekenntnis zum Antifaschismus und gegen Antisemitismus, was richtig und wichtig ist, aber alleine noch nicht für ein gutes Album sorgt. Da braucht es schon mehr, zum Beispiel einen authentischen und guten Mix aus beiden Welten, wie man ihn sehr gelungen zuletzt bei den Kaput Krauts hören durfte. Wobei ich das ja aus Sicht des Punkrock-Redakteurs schreibe. Technoaffine Menschen dürften statt den Krauts sicherlich andere Nennungen machen, vor allem auch weil die elektronischen Parts bei den Kaput Krauts in erster Linie nur als Begleitsymptom und nicht als stützendes Element dienen.
Ganz anders hier bei den Bierbabes. Dieses Album bietet eingängige Partybeats mit durchaus kreativen Texten. So wird bei "Luft raus" sowohl Boomerhumor kokettiert als auch gekonnt mit Anglizismen und popkulturellen Referenzen gespielt.
Auch geschwindigkeitstechnisch wird hier ganz schön angezogen. So ist der Opener-Track noch ein bisschen moderat, aber spätestens beim Drop von "Kaffee Togo" und dann bei "Stagedive" wird die Notbremse von der Wand gerissen und durch das Fenster geballert. Bei "PMS" wird dann mal kurz gedrosselt, nur um mit "Tarot" wieder eine eingängige Partyhymne vom Start zu lassen.
Textlich geht es ansonsten vor allem ums Feiern, das aber bitte schön so gestaltet werden sollte, dass sich alle wohl fühlen.
"Alle haben Respekt, Hände nur wo sie sollen. Knappe Hose, OKF, trotzdem Safe Word nach vorn."
Politiktechno machen Bierbabes aber trotzdem nicht, es geht halt vor allem ums Feiern und um das fröhliche Konsumieren von Substanzen, wobei von Kaffee und Bier bis zu bewusstseinserweiternden Mitteln alles dabei ist. Nicht so explizit und in die Fresse wie bei Ikkimel, aber immer noch sehr eindeutig und dementsprechend eher wie Reeza.
Nichtsdestotrotz insgesamt ein textlich wie musikalisch sehr rundes Mini-Album.
Fazit: Der Partyzug kann definitiv sowohl woke als auch ohne Bremsen fahren. Zumindest sind die Bierbabes der beste Beweis dafür.
Anspieltipps: Kaffee Togo, Stagedive
