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Jello Biafra and the Guantanamo School of Medicine, Angel City Outcasts, 01.08.2011 in Dortmund, FZW - Bericht von Fö

Jello Biafra and the Guantanamo School of Medicine, 01.08.2011 in Dortmund

Nach dem diesjährigen Ruhrpott Rodeo war mir eigentlich klar, dass ich mir Jello Biafra und seine Guantanamo School of Medicine nochmal auf nem Einzelkonzert geben muss. Fantastischer Auftritt auf dem Rodeo und mal eben sämtliche anderen Bands locker in die Tasche gesteckt. Tja, und wie es der Zufall will, wird Jello kurze Zeit später ins Dortmunder FZW gebucht. Tjoah - sollte man wohl hin!
Vorm FZW ungeahnte Menschenmassen, einige von ihnen mit ordentlich Enttäuschung im Gesicht: Ist nämlich ausverkauft. Sehr schade für viele Fans, die den Helden ihrer Jugend(?) nochmal sehen wollten...ob es Straßenschlachten vorm Laden gab, kann ich leider nicht berichten.
Erstmal rein. Drinnen erfahre ich, dass bereits eine Band gespielt hat - Hoppla, wusste gar nicht dass zwei Vorbands gesetzt waren. "Rat City Riot" habe ich anscheinend verpasst. Schade, sollen laut Timo nen guten Auftritt hingelegt haben. Dafür jetzt auf der Bühne: Angel City Outcasts.
Deren Performance ist mir persönlich etwas zu steif. Zu hören gibts Punkrock mit ein paar Rock'n'Roll- und Western-Einflüssen. Eigentlich ja ganz nett, aber leider gibt es halt unzählige Bands dieser Gangart, und so richtig überzeugen können Angel City Outcasts nicht.
Da helfen auch die Coversongs nicht. KISS werden mit "LA Rock City" (wie originell!) interpretiert, und bei AC/DC's "Whole Lotta Rosie" feiern sogar ein paar Zuschauer mit. Irgendwie schon schade, wenn das einzige was hängenbleibt die Coversongs sind.
Naja, die eigenen Sachen waren auch okay, und schlecht war die Band mit Sicherheit nicht - aber eben ziemlich belanglos und ohne wirkliche Highlights. Vielleicht bin ich auch einfach zu sehr darauf fixiert, gleich Jello Biafra zu sehen...
Ein wenig Umbaupausegedöns, und irgendwann kommt Gitarrist Ralph Spight auf die Bühne und leitet gekonnt vom Soundcheck über zur eigentlichen Show. Ein wenig Gitarrengefauche und Fußpedalgefrickel, bis schließlich auch der Rest der Band die Bühne betritt...
...und natürlich auch Jello Biafra! Das Publikum jubelt ihm direkt zu, begeistert folgt man all seinen Bewegungen und mit "Strength Thru Shopping" beginnt der Auftritt. Was folgt, ist eine irre mitreißende Punkrock-Sause, bei der einfach alles stimmt.
Insbesondere die Ausstrahlung von Herrn Biafra füllt mal wieder den gesamten Raum. Was ein Typ! Energisch fegt er über die Bühne und präsentiert die Songs mit einer Präsenz und Leichtigkeit, dass man ihm einfach nur aus der Hand fressen will. Der Westfale bekommt gar spontan homoerotische Fantasien.
Zwischen den Songs wird ganz gerne mal geredet - aber nie aufgesetzt, sondern immer höchst politisch und am Zahn der Zeit. Jello regt sich auf über Folter und nicht erfüllte Wahlversprechen, wettert gegen Kapitalismus und Religion und zeigt sich dabei ebenso umtriebig wie durchweg sympathisch.
Ausverkauft isses, wie gesagt - und die Massen drängen sich im verschwitzt-schwülen Club des FZW. Und mir tuts auch wieder gut, ein Konzert zu besuchen, auf dem ich den Altersdurchschnitt mal nicht in die Höhe treibe. Es wird ordentlich gepogt, der Großteil hält sich aber angenehm zurück (das Alter? Der Werktag? Who knows)
Im Gepäck haben Jello und die GSOM ihre neue EP "Enhanced Methods Of Questioning", die mit Songs wie "Victory Stinks" (für die Kriegsveteranen) oder "Invasion Of The Mind Snatchers" (für den Horrorfilmmonster-Papst) gut gewürdigt wird.
Außerdem natürlich diverse Stücke vom Album "The Audacity of Hype" - "New Feudalism", "Electronic Plantation", "Panic Land", "Three Strikes". Live nochmal um einiges mitreißender als auf Platte! Ist aber alles nichts gegen die unweigerlichen Dead-Kennedys-Cover, die selbstverständlich dargeboten werden müssen. Bei "California über alles" steht der Laden schier Kopf!
Wenn man diesen Auftritt sieht, ist es nochmal umso unverständlicher, warum der Rest der Dead Kennedys ohne ihren charismatischen Frontmann versucht hat, noch ein wenig Erfolg einzuheimsen. Jello Biafra beherrscht die Bühne einfach wie kein Zweiter - so einen Mann kann man nicht ersetzen!
Dabei benimmt er sich mitunter auch recht divenhaft. Immer die volle Kontrolle behalten, lautet wohl die Devise. Wehe es landet mal irgendwas auf der Bühne, was dort nicht hingehört - und das Mikro hält er zwar gerne mal ins Publikum, aber wer es anfässt kriegt galant eine geklatscht.
Dass der Rest der Band ein wenig in den Hintergrund gerät, ist irgendwie verständlich. Zu Unrecht natürlich, sind sie doch allesamt gestandene Musiker und geben auf der Bühne auch ein wirklich stimmiges Bild ab. Kann sich Bassist Andrew Weiss eigentlich keine Schuhe leisten?
Ein weiterer Song geht raus an die Anti-Immigrations-Rassismus-Welle (mit Bezug zu den Ereignissen in Norwegen) und wieder redet sich Jello wunderbar in Rage. Das kann er wirklich gut - hat ja schließlich auch schon einige Spoken-Word-Sachen rausgebracht.
Mit "Bleed For Me" gibts ein weiteres Stück seiner alten Band Dead Kennedys, bevor es schließlich in die Zugabe geht. Mit "The Cell That Will Not Die" kehrt die Band zurück und wird dafür frenetisch gefeiert - mittlerweile ist hier alles am Kochen, immer wieder schmeißt sich auch Jello selbst in die Massen. Ja, auch mit freiem Oberkörper.
Selbstverständlich darf auch "Holiday in Cambodia" nicht fehlen, und als der ganze Club lauthals "Pol Pot" brüllt, bekommt man wieder mal ne Gänsehaut. Großartiger Song!
Anschließend geht die Band wieder von der Bühne, kehrt aber nach ausgiebigen Zuspruchsbekundungen des Publikums auch ein zweites Mal wieder zurück, um uns den sprichwörtlichen Rest zu geben. Insgesamt gut anderthalb Stunden Spielzeit, da können sich so einige Hardcore-Bands mal ne Scheibe von abschneiden - und zu keinem Zeitpunkt wurde es langweilig oder öde.
Naja, genug der Abfeierei. Mit dem hymnenhaften "I Won't Give Up" verabschiedet sich die Band endgültig, die Zuschauer (mit diesem verräterischen Glänzen in den Augen) schlagen voller Freude ein letztes Mal mit Jello und der Band ein, und dann ist der Spuk auch schon vorbei. Rundum gelungenes Konzert, und das für nen Montag. Wahnsinn!

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