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Wacken:Open:Air 2017 Teil 1: Henry Rollins, Boomtown Rats, Charlie Harper, Ugly Kid Joe, Flotsam And Jetsam, Ophan, Once Upon, Megalodon, Abinchova, Nova Prospect, Animator, Blaas of Glory, 02.-03.08.2017 in Wacken, Festivalgelände - Bericht von der Redaktion

Wacken:Open:Air 2017 Teil 1: Dienstag/Mittwoch, 02.-03.08.2017

Kabl: Soll ich oder soll ich nicht? Die Entscheidung auf ein Festival zu fahren oder es doch tunlichst zu lassen, hat sich bei mir wohl noch nie länger hinausgezögert. Als die ersten Bands bekannt gegeben wurden und einige meiner Bekannten die Tickets direkt bestellten, lehnte ich noch dankend ab, was einerseits am sehr hohen Preis, andererseits an den unspektakulären Bands lag. Doch dann wurde das Line-Up irgendwie doch immer besser und ich hatte in etwa 20 Bands auf dem Zettel, die ich mir anschauen würde. Der Schwabe in mir rechnete und stellte fest, dass Einzelshows der Bands um ein Vielfaches teurer sein würden. Also, Ticket von einem Bekannten abgekauft, der doch keinen Bock mehr hatte, da ihm das Line-Up zu durchwachsen wurde. In der Zwischenzeit vertickten auch die meisten anderen eigentlichen Mitfahrer (siehe Satz 2 dieses Berichtes) ihre Karten wieder. Jetzt stand ich da wie die Katz vor dem Presssack. Ich würde nun alleine von Dinkelscherben anreisen müssen. Plötzlich taucht eine Pressekarte für Bierschinken auf. Der Schwabe in mir bekommt da glänzende Augen: Wacken für umsonst und mit wichtigem Presseband? Sicherlich. Also, eigene Karte erneut vertickt, PDF ausgedruckt und noch Mitfahrer aus Welden (Zwischen Zusmarshausen und Adelsried liegt das, es gibt da eine weltberühmte Band, die heißt "No Rules" sowie eine Theaterbühne, einen Edeka und einen Metzger) aufgespürt. Am Dienstag ging es dann los.
Hier noch ein paar generelle Anmerkungen zum Bericht:
1) Wie der Leser sehen wird, sind die Bilder nicht sonderlich abwechslungsreich. Das liegt daran, dass ich mir die meiste Zeit Bands im kleineren Rahmen, in der "Bullhead-Area", im Fachjargon auch "Knüppelzelt" genannt, angeschaut habe.
2) Eigentlich wollte ich einen Bericht im Metal-Hammer-Stil schreiben, das war mir aber zu stumpf. Trotzdem bin ich gespannt, wie oft im Metal-Hammer-Bericht über das Wacken-Open-Air die Floskeln "...machen keine Gefangenen...", "...die dienstalte Band hat es immer noch drauf..." oder auch "...XY (Musikrichtung einsetzen) geht immer" vorkommen. Auch mein Vorsatz, den Bericht zur Abwechslung mal objektiv und sachlich zu verfassen, habe ich wieder verworfen. Dennoch konzentriere ich mich in der Berichterstattung hauptsächlich auf die Bands und versuche, nicht allzu viele Insider-Anekdoten unterzubringen - dafür aber einige Floskeln.
Kabl: Wir beschließen, mit zwei Autos am Dienstag anzureisen. Abfahrt: 17 Uhr, sodass wir gegen 1.00 Uhr nachts auf dem Campingplatz sind und ohne Anreisestau ankommen können. Da wir nach einer Stunde Fahrtzeit bereits im Stau stehen, kommen wir erst nach 2.00 Uhr an. Egal, Anfahrt läuft problemlos und ich penne noch ein paar Stunden...
Kabl: ...um mir am nächsten Tag am Morgen mein Presseband zu holen. Nach einem circa einstündigen Marsch durch ganz Wacken (immer wieder toll zu sehen, wie das ganze Dorf ins Festival integriert ist), komme ich endlich bei der gut versteckten Bändchenvergabe für wichtige Menschen an. Hier spielen sich zugleich die unschönsten Szenen des Festivals ab und das liegt nicht daran, dass man sehr lange (circa 90 Minuten) auf sein Band warten muss (geschenkt!), sondern an der ekelhaften Arroganz einiger Journalisten. So werde ich von irgendeinem pseudowichtigen Proll mit Hipsterbart angepöbelt, warum ich mich vordrängle, obwohl ich nur wissen wollte, in welche Schlange (es gab drei) ich mich stellen muss.
Kabl: Er gibt mir keine Antwort, sondern weist mich mit ätzend arroganter Stimme zurecht, ich solle abhauen. Ein anderer ganz wichtiger Typ, mit seinem bestimmt noch wichtigeren Kumpel, lässt sich zu dem Satz hinreisen: "Boah, so viele Leute hier. Bekommt hier jeder ein Presseband, der auch nur einen Stift und einen Zettel zu Hause hat?" Es folgt ein Dialog darüber, was für geile journalistische Leistungen die beiden bereits abgeliefert haben, zum Beispiel, dass sie einen Bericht über eine Schönheitskönigin von einem kleinen Dorf geschrieben haben oder Heiner Geißler beim Brunzen fotografiert haben, aber dies aus moralischen Gründen nicht veröffentlicht haben. Ihr seht: Enorm wichtige Leute, die unbedingt raushängen lassen müssen, wie wichtig sie sind.
phips: Der gute CamperPark, zumindest ein Teil davon. Eine gute Sache für Leute die mit leichtem Gepäck anreisen wollen. Dekadenz pur, wenn man sich hier einen Wohnwagen oder sogar eine Blockhütte mietet. Soweit ich weiß alles mit Stromanschluss und eigenem Kühlschrank. Aber eine nächtliche Zeltplatzparty sollte man hier nicht erwarten.
Kabl: Das ist das Dorf, darauf reimt sich Schorf.
Kabl: Da steht ein Zelt, darauf reimt sich Welt.
phips: Der Raiba-Turm in Wacken seit 2012 auch in schwarz. Verantwortlich für den Mobilnetzempfang auf dem Festival. Mit der Telekom hatte ich da noch nie Probleme. Die anderen Provider hab ich nie getestet aber von meinen Mitreisenden hab ich gehört, dass mit O2 das Mobile Internet nicht wirklich gut funktioniert, aber wofür gibt es WLAN an den Duschcamps.
Kabl: Erstens habe ich dir gerade einen dass/das-Fehler korrigiert. Zweitens geht man nicht auf ein Festival um am Handy zu hängen. Du bist ja wie die Typen vor der Pressebändchenvergabe.
phips: Das Freibad in Wacken, ein Paradies für Exhibitionisten. Tatsächlich mussten doch einige Jägermeister ausgegeben werden.
phips: Blaas of Glory live auf der Freibad Stage. Da habe ich bisher die besten Konzerte gesehen, allerdings glaube ich, ist Blaas of Glory auch die einzige Band die sich traut dort aufzutreten. Hatten sogar Freistoß-Spray dabei, um der Masse Einhalt zu gebieten. Erfahrung halt!
phips: Der Circle-Pit um den Springbrunnen darf natürlich nicht fehlen! Da gönn ich mir doch noch einen "Kulike" (diesen herrlichen Cocktail kann man nur mit dem Duschwasser aus Wacken mixen) und schaue mir das Geschehen vom Rand aus an.
Kabl: Aufgrund der doch etwas längeren Wartezeit bei der Bändchenvergabe kann ich mir mein eigentliches Vorhaben, alle Bands des Metal Battles anzuschauen, getrost in den Hut stecken, aber mal realistisch gesehen hätte ich das wohl so oder so nicht gemacht. Ich habe mir tatsächlich zu den einzelnen Bands Notizen gemacht. Ich werde die jetzt mehr oder weniger im Wortlaut hier abtippen. Das hier ist ein Bild von ANIMATOR aus Irland, sie spielen Thrashmetal. Es folgt NOVA PROSPECT, ich habe mir notiert: "Nickelback in weiblich". Ich erinnere mich noch, dass die Sängerin mit einem Rad (also der Turnübung) auf die Bühne kam.
Kabl: Es folgen ABINCHOVA, Notiz: "Schweizer, die gern Eluveitie wären". MEGALODON kommen aus Süd Afrika und klingen wie Meshuggah. ONCE UPON kommen aus Lettland, schauen aus wie Hardcore-Prolls, machen aber ganz angenehmen vertrackten modernen Metal. Abschließend schaue ich noch OPHAN an, die kommen aus Bulgarien und ich notiere mir: "Irgendwie genau wie die beiden Bands vorher". Da die letzten drei Bands allesamt recht fordernd für das Gehör waren, verlasse ich das Knüppelzelt und ruhe mich ein Stündchen aus.
Kabl: Überraschung! Auf dem Weg zum Zeltplatz stoße ich ganz zufällig auf einen Geheimgig von NAPALM DEATH. Ich finde es sympathisch, dass eine Band wie diese, die ja wirklich alles andere als unbekannt ist, einfach mal auf dem Camping-Gelände mörtelt. Das blau/weiße Outfit steht der Band sehr gut.
phips: Die Einkaufsmeile zwischen Campground C und dem Infield, hier gibts fast alles. Theoretisch kann man ohne Gepäck anreisen und alles vor Ort holen. Die Händler in der Stadt rüsten auch kräftig auf und jeder verkauft Pavillons, Stühle und Zelte. Im Edeka gibt es in der Woche gefühlt auch nur Dosenbier...ein Paradies!
phips: Noch ein letztes Mal im Innenbereich neben dem Wackinger-Gelände auf den Boden setzen. Das war am Donnerstag zwar auch möglich, aber dann nur mit einer natürlichen Schlammpackung, die sich sanft um den Körper legt.
Kabl: HENRY ROLLINS, der ehemalige Sänger von Black Flag, hält von Mittwoch bis Freitag jeweils eine einstündige Spoken-Word-Performance im Welcome-To-The-Jungle-Zelt ab. Klingt erstmal sehr exotisch - auf dem ganzen Festival mörteln auf über 10 Bühnen nahezu ausschließlich Bands und der Herr erzählt als Kontrastprogramm dazu aus seinem Leben. Es funktioniert tatsächlich ausgesprochen gut. Das Zelt ist ziemlich voll und Rollins ist einfach ein begnadeter Erzähler. Sehr bewundernswert, wie er 60 Minuten ohne Punkt und Komma durchredet, stets lässig auf den Wrestling-Ring gelehnt, in der linken Hand das Mikrofon, mit der rechten Hand gestikulierend. Er erzählt einfach Geschichten aus seinem Leben, wobei die obligatorische Trumpkritik und Lemmy-Huldigung nicht fehlen dürfen. Besonders letztere lässt die Metalfans oftmals wild applaudieren. Sehr kurzweilig, hat mir, wie schon auf dem Ruhrpottrodeo, gut gefallen!
Kabl: Problematisch ist nur, dass der Metal-Battle, der keine 50 Meter Luftlinie vom Spoken-Word-Tent stattfindet, den Sprecher manchmal etwas übertönt. Das hier ist FLOTSAM AND JETSAM, die Band spielt amtlichen Thrash-Metal.
Kabl: Danach spielt das 90er One-Hit-Wonder UGLY KID JOE (Hit: Cats in the Cradle). Die spare ich mir aber. Ganz viele Leute wollen die sehen und versuchen ins Zelt zu kommen, die Securities machen die Schleusen aber zu, vermutlich weil es im Zelt schon sehr voll ist. Hier mal ein großes Lob an die Sicherheitsmenschen: Ich habe tatsächlich keinen Proll unter ihnen gesehen. Alle waren bemüht, freundlich und auch mal zu einem Witz aufgelegt. Und man wurde tatsächlich auch mal gefilzt, was  man ja bei anderen Großveranstaltungen (z.B. dem von mir auch besuchten Nova-Rock) nicht behaupten kann.
phips: Ich bin auch einfach nur aus purer Langeweile hingegangen...spielte ja auch niemand anderes zu der Zeit. Immerhin Cats in the Cradle und Everything about you gespielt. Immerhin hatte ich im Anschluss noch mehr Lust mich zu betrinken.
phips: Die Schlange vor dem Bullhead Circus. Da gab es nochmal eine Kontrolle und die wurde während Ugly Kid Joe wegen Überfüllung des Zeltes geschlossen. Hier könnte der Veranstalter mal überlegen, ob man hier noch einen Bierstand aufstellt. Erinnerte mich irgendwie an 2016, wo Faun mittwochs auf der Wackinger Bühne, vor gefühlt 20.000 Menschen, gespielt haben. Die Bühne ist aber nur für einen Bruchteil der Leute ausgelegt, also hatte man, wenn man weiter hinten stand, von der Musik gar nicht viel mitbekommen.
Kabl: Ich schlendere zur Beergarden-Stage. Dort spielt CHARLIE HARPER, der Frontman von den UK-SUBS und zwar solo mit akustischer Gitarre. Naja...Spielerisch ist das so auf dem Niveau der 5. oder 6. Gitarrenstunde, heißt: Charlie schlägt einen Akkord an, macht dann kurz Pause um einen weiteren Akkord zu greifen, schlägt dann diesen an, und so weiter. Er singt viele Lieder von seiner Hauptband und ein paar Covers, wobei auffällt, dass er die Lieder selten komplett spielt, sondern nur 1-2 Strophen und dann wieder Pause macht, Bierchen trinkt bzw. eine kurze Ansage an die Meute richtet. Zusammenfassend ist das also spieltechnisch und vom Entertainmentfaktor alles sehr durchwachsen, was man dem Herren aber zu Gute halten muss ist, dass er sehr sympathisch und vor allem ungekünstelt (ich hasse das Wort "authentisch") rüberkommt. Er sitzt da einfach gelassen auf seinem Stuhl, kippt sich schön einen hinter die Binde und trällert ein paar Lagerfeuerlieder. Völlig legitim.
Kabl: Zum Ende des Tages noch ein paar Lieder der BOOMTOWN RATS, das sind die mit dem Hit "I Don't Like Mondays". Wieder eine sehr untypische Band für das Wacken-Open-Air, das Zelt ist trotzdem randvoll und die Stimmung gut. Eigentlich wollte ich noch im Anschluss CROWBAR anschauen, ich bin aber von der nächtlichen Anreise noch etwas müde und verabschiede mich ins Zelt.
Kabl: Geil, auf dem Weg zum Schlafplatz mörteln NAPALM DEATH erneut, völlig unangekündigt, einen weiteren Geheimgig auf dem Zeltplatz. Was für ein brachialer Lärm, kompromisslos und gut. Das blaue Outfit mit Tape spricht neben der Klangqualität auch optisch an.
phips: Manche waren wirklich auf JEDE Wettersituation vorbereitet.
phips: Aus Langeweile ensteht Kunst und mit der geht man dann Gassi. Haustiere sind ja nicht erlaubt.
phips: Wo keine Zelte stehen kann gefahren werden! Wer passt eigentlich auf die Metal Guards auf?
So, Gute Nacht, dann schauen wir mal was morgen passiert...

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schlossi

12.08.2017 18:34
One-Hit-Wonder UGLY KID JOE???...auf der "America's least wanted" waren NUR Hits!!!

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