Lyvten, Hey Ruin, 26.05.2018 in Düsseldorf, The Tube - Bericht von Fö
Lyvten, 26.05.2018 in Düsseldorf
Es geht los mit HEY RUIN. Liefen bei mir bisher eher so unter "ja, schonmal gehört, is okay", also heute mal gucken was das live so kann. Von Platte kenn ich's auch nicht wirklich. Kann mich nur an eine sehr gute Kritik von tenpints zum ersten Album (vielleicht ist das zweite besser?) und natürlich an eine ebenfalls gute von Britta Helm/Visions erinnern, aber die ließen beide kein gutes Haar an der Band. Vielleicht ein Grund, warum der Sänger Käppi trägt.
Überhaupt ey, der Style des Sängers - Käppi, übergroße Brille, verwaschenes Shirt, kurze Shorts - das erinnert mich irgendwie durchweg an meinen ehrenwerten Nachbarn Mrks. Mrks ist ein sehr guter Mensch und kann's tragen, beim Sänger von Hey Ruin will ich das nicht beurteilen. Aber er entschuldigt sich, als er mir bei seiner ausschweifenden Performance auf den großen Zeh tritt, also ist er vermutlich kein allzu schlechter Mensch.
Aber die Musik ist mir einfach zu glatt, zu viel neudeutscher Pop-Mainstream, auch wenn es vermutlich volle Kanne Punk sein will - aber genau da liegt mein Problem, ich hab meinen Punk gerne dreckig, während das da auf der Bühne eher aufgesetzter, gut gespielter und durch den A&R-Fleischwolf gedrehter Hipster-Richkids-Radiopunkpoprock ist.
Musik also, die keinem weh tut (außer meinem großen Zeh). Vielleicht sind ja wenigstens die Texte gut, die verstehe ich hier vorne nicht so wirklich, aber Nat meint nach dem Auftritt, das sei nicht so. Nat lügt nie und die erwähnte Kritik von tenpints kam zu einem ähnlichen Fazit. Also, ich glaube wir werden erstmal keine Freunde.
Dann LYVTEN! Von deren erstem Album gab's auch nen Verriss bei uns, das zweite wurde gar nicht erst besprochen. Wie arrogant unser Medium doch ist! Ich habe direkt mein Abo gekündigt! Beide Alben gehören nämlich zu den besten deutschsprachigen Platten der letzten Jahre. Aber vielleicht stehe ich mit der Meinung auch eher alleine da, was ich eigentlich auch gut so finde, denn sonst wäre es mit Sicherheit zu voll und zu heiß hier im Tube.
Gespielt werden Songs von beiden Alben, gute Mischung. Auch "Laufen auf Repeat" von der 2014er EP ist dabei. Gerade die älteren Stücke gewinnen live nochmal einiges an Dynamik und mischen sich damit gut unter die "neuen" Sachen. Komplett neues Material gibt's noch nicht, aber Sänger Thorsten erzählt später, dass da schon was in Arbeit sei. Ich bin gespannt.
Ansonsten fällt auf, wie textlastig die Stücke daher kommen, war mir gar nicht so bewusst, das Fundament an instrumentaler Finesse steht ja schließlich auch wie ne Eins. So muss Thorsten die wenigen Parts ohne Gesang direkt nutzen, um kurz ins Publikum zu stürzen. Immerhin nicht direkt auf den Boden, wie Basser Kevin. Irgendwie müssen sich die Funksender ja bezahlt machen.
Super Konzert, kann ich nicht anders sagen. Wobei ich zugeben muss, beim letzten Mal in Essen noch um einiges heftiger an die Wand geworfen worden zu sein, heute bin ich irgendwie mit dem Sound nicht so zufrieden, das klang damals einfach differenzierter. Oder ich muss mir mal wieder die Ohren waschen.