KAZ Open Air: The Vageenas, Dead Koys, Trashgeflüster, 25.08.2018 in Herne, Skatepark - Bericht von Zwen
KAZ Open Air, 25.08.2018 in Herne
Das Wetter scheint ja heute auch zu passen, jedenfalls regnet es auf der Busfahrt noch ein wenig, hört aber sofort auf, als wir den Bus verlassen. Als wir uns an der Haltestelle dann erstmal ein bisschen gesammelt haben, bemerke ich, dass unsere altbekannten Viva-con-Agua-Freunde auch wieder mit am Start sind und wir mit diesen zusammen den Weg zum Hibernia-Park bestreiten können.
Dort angekommen, befindet sich der Skatecontest in den letzten Zügen und TRASHGEFLÜSTER machen sich schon mal warm. Dann geht es auch so um kurz nach 14 Uhr schon los mit einer gehörigen Portion Deutschpunk.
Man erwartet es bei diesen Protagonisten ja eigentlich gar nicht, aber die Musik ist tatsächlich sehr wenig bis gar nicht rumpelig, sondern im Gegenteil ziemlich gut gemacht. Ab und an gibt es sogar ein Solo und gut gemachte Mitsing-Parts.
Wären WIZO real geblieben, würden sie heute Trashgeflüster heißen. Dem ist aber nicht der Fall und deswegen dürft ihr diese großartige Band noch auf den kleinen Bühnen bestaunen, oder eben als erste Band auf einer gar nicht mal so kleinen Festivalbühne.
Sehr kurzweiliger Auftritt ansonsten. Es gab eine Lobeshymne auf den Arbeiterstaat Nordkorea und selbstgebrannter Schnaps wurde auch rumgereicht.
Allgemein sind die drei Typen konditionstechnisch wirklich absolute Vollprofis; so wie sie sich schon wieder am Mikro sowie der Flasche geben und das, obwohl alle noch merklich von gestern angeschlagen sind.
Als nächstes dürfen dann die DEAD KOYS auf die Bühne. Die habe ich jetzt auch schon etwas länger nicht gesehen. Es gibt gefühlvolle Songs mit Arschtritt und Melodien.
Das gefällt mir. Außerdem werden viele Hits wie "Trauerlack" oder "Run For Cover" gespielt. Kann man definitiv machen. Dazu erzählt uns Sänger Benn ein paar Urlaubsschmankerl von Moldawien bis Norderney.
Qualitativ ist das also gewohnt weit vorne und macht auch eine Menge Spaß. Prinzipiell also ein super Auftritt, dafür dass die Band heute nur hier ist um sich später düsenjäger anzuschauen.
Laut Benn ist die Spielzeit heute auch ungewohnt lange, weshalb Songs aus der Kiste gekramt werden, die die Band selten spielt. Ich kann jedenfalls behaupten, dass ich mich definitiv nicht gelangweilt habe und das ist doch schon mal ein großes Kompliment.
Übrigens gibt es dieses Jahr auch wieder mal sehr viel Drumherum. Ich erwähnte ja eben schon den Skatecontest. Ansonsten gibt es Plattenstände von Plastic Bomb, Schwarze Socke und Mad Drunken Monkey Records und Futterstände von Las Vegans, Toby's Original German Bratwurst und Der Espressionist. Ich versorge mich mit einem köstlichen und sehr reichlichen veganen Hähnchendöner, während Knox sich einen nach eigenen Aussagen hervorragenden Café holt. Kulinarisch kann das KAZ also was. Und sonst so? Es gibt noch eine HipHop-Corner, die ich aber komplett ignoriere.
Während uns die Dead Koys gerade mit emotionalen Punkrock in die Zukunft gebracht haben, schicken uns THE VAGEENAS jetzt zurück in die 1970er. Während des Soundchecks dann die üblichen Rockstar-Allüren. Babette möchte gerne mit ihrem Mikro zur Rampe kommen. Das Kabel ist jedoch zu kurz und Babette weigert sich, ein schnurloses Mic zu benutzen. Zum Glück ist die KAZ-Crew extrem nett und hilfsbereit und legt einfach noch mal ein deutlich längeres Kabel.
Jetzt sind aber alle glücklich und der Auftritt der Vageenas kann beginnen. Stark beeinflusst von Bands wie The Briefs oder den Sex Pistols gibt es sehr flotten Punkrock der alten Schule, ohne viel Geschnörkel und sinnlosem Quatsch.
Babette huscht derweil wie ein quirliger rosafarbener Flummi über den Platz und fordert immer wieder zum Tanzen auf.
Der Rest der Band verweilt zur gleichen Zeit entspannt auf der Bühne und ist vollauf damit beschäftigt, gut auszusehen.
...und dann setzte der Regen ein. Gerade noch das Wetter gelobt, öffnen sich jetzt die Schleusen und Babette legt uns immer wieder nah, doch unter den Bäumen Zuflucht zu suchen. Sie trotzt indes den Gezeiten und ist am Ende klatschnass. Obwohl sie uns verrät, dass sie Regen wirklich so gar nicht mag.
Regen und Punkrock? Das scheint heute ja perfekt zu harmonieren. Zumindest lässt sich niemand von den Sturzbächen so wirklich abschrecken.
Hach ja, Ruhrpott-Kitsch. Ich muss kotzen und mal ganz schnell einen Ortswechsel vornehmen. Schade, gerade jetzt trudeln nach und nach immer mehr bekannte Gesichter ein, aber wir wollten heute noch ins Rattenloch, denn dort spielen Blind Man Death Stare aus Australien. Da lasse ich dann auch mal die anderen Bands links liegen. Die meisten Leute machen das ja eh andersrum und kommen später, also warum nicht mal früher kommen und auch früher wieder abhauen?