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More Kicks, Flash Kicks, The Tikes, 21.02.2020 in Recklinghausen, AKZ Proberaum - Bericht von der Redaktion

More Kicks, 21.02.2020 in Recklinghausen

Fö: Die musikalischen Ausgehmöglichkeiten an diesem Wochenende werden überschattet dadurch, dass zum einen Frost Punx und zum anderen ist auch noch Karneval ist. Böse Zungen würden jetzt behaupten, dass da kaum ein Unterschied besteht - das eine ist eben bunt und witzig, beim anderen gibt's Kamelle. Trotzdem find ich's gut, wenn auch mal für Alternativen gesorgt wird. Auch wenn das für heute bedeutet, sich im Proberaum zu verschanzen. Aber ein Proberaum mit Theke und Tischkicker ist ja auch eher außergewöhnlich. Desweiteren zählen wir ganze vier Hunde, so viele gab es beim Frost Punx zuletzt vor 10 Jahren! Und selbst gestern im Wageni waren nur drei.
Peter: Da ich Dienstag noch im warmen Portugal verweilte und mir somit nicht MORE KICKS im Wageni reinziehen konnte und mich am Donnerstag dieser Woche ein heftiger Rückkehr-Blues mit Motz und Meckeranfällen der Stufe 10+ heimgesucht hat, so dass ich es Abends nicht, wie es eigentlich mein Plan war, nach Bochum zu THE TIKES schaffte, hab ich heute die Möglichkeit, beide Bands in Recklinghausen zu sehen und bekomme sogar noch FLASH KICKS und ANGERBOYS on top. Frost Punx Picnic wäre für mich eh nicht in Frage gekommen, dieses Happening für in mit weißem Garn bestickte Uniformen gesteckte Wursthaarträger, die auf Kubikmeter von Glasbruch umherstiefeln und Bands abfeiern die sich im selben Maße bis zum Erbrechen in der immer gleichen Ästhetik wiederholen, löst bei mir ähnlich wie Karneval nur noch eins aus: verständnisloses Kopfschütteln. Aber nun gut, ist das eine halt Kulturgut von Mainz bis Köln, so ist das andere schon fast Kulturgut von Mülheim.
Peter: Nach Ankunft bin ich erstmal begeistert, habe ich mich doch vom Namen der Location irreführen lassen. Handelt es sich beim "Proberaum" ja gar nicht um einen klassischen Proberaum, sondern um einen gar nicht mal so kleinen Konzertraum mit allem was dazu gehört. Heißt Bühne, Theke, Kickertisch, Platz für Merch etc.. Irreführend war leider nur wieder die Ankündigung "Beginn 20 Uhr". Los geht's nämlich erst gegen halb zehn. Ich find ja, wenn man sowas so ankündigt, darf man sich da dann auch gern, wenn auch vielleicht nur grob, dran halten. Dann braucht Mensch auch nicht ganz so früh aufbrechen oder noch 1,5 Stunden nach Ankunft wartend und biertrinkend rumstehen. Aber wir lernen es ja auch einfach nicht, solchen Ankündigungen nicht blind zu vertrauen. Dafür gibt's, siehe Bild oben, leckeres Bier zum Unkostenbeitrag, das die Wartezeit durchaus verkürzt hat.
Fö: Da muss ich dich korrigieren, es ging schon kurz vor 9 los. Kam dir unsere Unterhaltung so lange vor?
Peter: Meine Uhr stand wohl noch auf Portugal-Zeit.
Fö: Vier Hunde, vier Bands. Geht los mit FLASH KICKS aus Köln. Karnevalsflüchtlinge quasi, die hier sehr herzlich aufgenommen werden. Zu hören gibt es, nunja, Punk, natürlich mit dem richtigen Kick versehen. Kicks sind wichtig heute Abend!
Peter: Der Schlagzeuger trägt ein Cock Sparrer Shirt, da weiß man wo die musikalischen Präferenzen, zumindest von einem Teil der Musiker, liegen. Somit verwundert es auch nicht, dass man bei den Songs der Rheinländer auch ein ganz kleinen Fitzel alten UK-Oi!-Punk ausmachen kann. Auch sämtliche anderen Bands von den Patches auf den Jacken der Bandmitglieder finden sich im Sound der Band wieder (z.B. Sharp Objects). Andererseits sind wir eigentlich hier auch wieder bei der sich immer wiederholenden Ästhetik die ich Eingangs erwähnte.
Fö: Ich würd's so in die die Frühpunk-Ecke der 77er Generation einordnen, leicht schrammelig aber dafür flott, gerne auch mal mehrstimmig. Fürs erste tänzerische Mitwippen auf jeden Fall die richtigen Zutaten.
Peter: Dafür dass die Band auch noch recht frisch in ihrem Bestehen ist, sitzen die Songs auch schon ganz gut. Unspektakulär aber dafür auch unpeinlich und kurzweilig. Eine 7" Single haben sie auch schon am Start.
Fö: Mir war der Auftritt höchstens etwas zu lang, nach 20 Minuten weiß man schon dass da nix Neues mehr kommt...
Peter: An einem Abend mit vier Bands strapazieren lange Auftritte zudem sehr meine Aufmerksamkeit. Please keep it short and keep it simple!
Fö: Anschließend: MORE KICKS! Die kommen aus London und sind kurzfristig noch reingerutscht, weil sie im Rahmen ihrer Europa-Tour zwischen Rotterdam und Paris zufälligerweise an Recklinghausen vorbei fuhren. Haben vor ein paar Tagen noch im Wageni gespielt, aber da war ich nicht, freue mich also sie hier zu sehen. Denken die jetzt eigentlich, es würde im Ruhrgebiet NUR so coole siffige DIY-Läden geben?
Peter: Dann hätte ja eigentlich noch das Rattenloch in Schwerte gefehlt, aber das ist ja auch quasi schon im Sauerland. Kurz evaluieren wir, ob nicht gleich zwei Bands mit einem "Kick" im Namen eine zuviel für denselben Abend sind, kommen zu dem Schluss, dass dies gegen die hiesigen Regeln des Punkkonzert-Veranstaltens verstößt, können aber aufgrund des spontanen Reinrutschens nochmal ein Auge zudrücken, sprechen eine mündliche Verwarnung aus und lassen die gelbe Karte für heute in der Brusttasche.
Fö: Pluspunkt: Keine der Bands hat "Teenage Kicks" gecovert!
Fö: Zu hören gibt es sehr smoothen Powerpop. Son bisschen Buzzcocks-Flair, aber ich muss auch mal an die Beatles denken - könnte aber auch an der Frisur des Sängers liegen. Schön stimmige Sache!
Peter: Wie bekommt man bei so einer Pilzfrisur eigentlich so eine kecke Lücke auf der Stirn hin, schneidet man sich dafür einfach eine Strähne raus? Und warum haben es Bands aus Großbritannien oder den USA, bei ähnlich gelagerter Musik und im direkten Vergleich, so oft einfach besser drauf als die heimischen? Klar, das Singen in der eigenen Sprache, also der englischen, die, wie ich finde, sowieso die beste Gesangssprache überhaupt ist, vergrößert die Möglichkeiten beim Gesang und verschafft schon einen meilenweiten Vorsprung. Jedoch ist hier auch die Instrumenten-Fraktion allen anderen Bands des heutigen Abends in Sachen Können um einiges Voraus. 
Fö: Für den nötigen Kick sorgen insbesondere Schlagzeug und Bass, die ein ordentlich zackiges Tempo vorgeben, ohne dass die Songs das Midtempo-Feld verlassen. Da merkt man mal, dass man auch Druck versprühen kann, ohne direkt in Hardcore-Geschredder auszuarten. Am Schlagzeug übrigens der Drummer von Los Pepes!
Peter: Wirklich sehr gute Band, die sich ununterbrochen für die Möglichkeit bedankt, hier und heute noch spielen zu dürfen, einen professionellen Auftritt hinlegt und bei den Songs durch keinen einzigen Hänger glänzt. Highlight des heutigen Abends! Fans von Kapellen wie den CUTE LEPERS und CYANIDE PILLS sollten hier mal reinhören. 
Peter: Material zum Reinhören gibt es von den Londonern in Form von einigen Singles und einem Album, das in Kooperation mit unter anderem Wanda-Records erschienen ist. Auf dem befinden sich auch die beiden, auch heute Abend gespielten Nummern, "Blame it on the Satellite" und "Your Vibration". Ich sichere mir nach dem Auftritt sofort mal eine Kopie des limitierten weißen Vinyls.
Fö: Dann THE TIKES. Gestern erst in Bochum gesehen. Womit auch die Frage geklärt wäre, ob sie immer noch im Wageni stehen und Zugabe Nummer 235 spielen. Garagepunk aus Dresden mit unverkennbarem Stakkato-Geschrammel. Ist vom Sound her ganz cool, aber irgendwann auch etwas eintönig. Dafür hab ich am nächsten Morgen eine Art Ohrwurm, nicht von einem konkreten Song aber eben von dem durchgehend nervösen Geschrammel.
Fö: Mich dünkt, dass die Band heute etwas gelassener (sprich: betrunkener) ist als gestern, wo ihnen wohl noch die lange Anfahrt in den Knochen lag. Vielleicht macht so eine 3-Tage-Ruhrgebiets-Tour doch Sinn.
Peter: Da gehts ihnen also exakt wie mir! Als erstes verliebe ich mich direkt mal in die Brille des Bassisten. Woah, leuchtet die geil und schreit damit laut "hallo hier bin ICH", als er sie aber von den nur-leuchten auf den pausenlos-blinkenden Modus umstellt, schlägt meine Begeisterung in Genervtheit um. Nimm ab das Ding, ich kann nirgendwo anders mehr hingucken.
Peter: Anfangs bin ich ganz angetan von dem zackigen, hibbeligen Schrammel-Punk, schnell wird es mir dann ebenfalls zu eintönig. Ein bisschen mehr Abwechslung in den Songs würde dem Ganzen schon etwas gut tun.
Fö: Ist bestimmt bewusstes Stilmittel.
Fö: Danach spielen noch die ANGERBOYS, die wir verpasst haben, weil irgendwann ein Bus fuhr, den wir uns zu nehmen verpflichtet hatten. Einerseits schade, andererseits ist das wohl von den heutigen Bands diejenige, die wir zukünftig noch am Häufigsten hier in der Gegend sehen werden. Wage ich mal zu behaupten.
Peter: Ist wohl so. Rückblickend bin ich auch froh dass wir dann, nach kurzem Hadern, doch wie wir uns es vorgenommen haben, den Absprung schaffen und ich mich nicht vollends ins Delirium trinke. Auf dem Rückweg vertilge ich nämlich noch zwei Flaschen Wegbier und beim nächtlichen Kippenholen am heimischen Kiosk lasse ich mich auch noch auf einen Schnack und ein Absackerbier mit den Beschäftigten ein. So dass ich beim Weg durchs Treppenhaus in die Wohnung neben dem trillernden Tinnitus auch noch ein ungutes Drehen verspüre. Mein körpereigenes Gyroskop schlägt aus wie verrückt. Im Bett setzt dann auch gleich die Seekrankheit ein. Trotzdem, oder gerade wegen des zeitigen Abflugs, fällt der Kater am nächsten Morgen zwar heftig aber doch zum Glück nur kurz aus.

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