Tells Bells Festival Tag 2: Frank Turner & The Sleeping Souls, Codefendants, Nøfx, The Iron Roses, Walls of Jericho, Madball, Antillectual, Captain Asshole, 09.08.2025 in Villmar, Sportgelände - Bericht von der Redaktion
Tells Bells Festival Tag 2, 09.08.2025 in Villmar
gestern erwähnt, verbringe ich meinen Schönheitsschlaf aktuell in meinem Auto. Das hat den Vorteil, dass ich nicht auf dem steilsten Campingplatz nördlich der Alpen schlafen muss und außerdem, dass es sehr ruhig ist. So wache ich durchaus entspannt auf und nehme mir erstmal die Zeit für einen Morgenspaziergang. Tatsächlich stehen hier die letzten Camper noch am Waldeingang, danach wird es aber schlagartig leerer und mir begegnet niemand mehr. Auf dem Rückweg noch schnell beim Supermarkt vorbei. Die Leute sind hier wirklich extrem freundlich und Festival und Anwohner*innen scheinen wirklich in toller Harmonie zu leben. Sehr angenehm.
Wie bereits
Meine Gruppe aus Darmstadt ist mit den Leuten von Captain Asshole ganz gut befreundet, weshalb wir es zwar nicht zu Morty vor die Bühne schaffen, uns danach aber mal so langsam erheben.
Wegbier weggezischt und rein geht es zu CAPTAIN ASSHOLE. Sympathische Bannergröße und sympathische Menschen. Skatepunk, der keinem wehtut. Da ist bei mir nicht viel hängen geblieben, andererseits kann man das definitiv zu so früher Stunde auch wirklich gut machen.
Außerdem sind sie immer sehr pünktlich. Zu ANTILLECTUAL schaffen wir es dann vor die Bühne, um uns die sympathischen Niederländer anzuschauen. Sowieso eine Band mit wichtigen Aussagen, sparen sie auch hier nicht mir entsprechenden Ansagen. Musikalisch sehr melodiöser Punkrock, der nur ab und zu mal etwas schneller wird und Biss entwickelt. Die Stärken liegen in der Eingängigkeit.
Bei MAKE WAR geht es dann schon etwas flotter zu und der leicht emo durchsetzte Punkrock geht mir auch heute wieder gut rein, schon ein paar mal gesehen das Trio.
Ein bisschen Musical-Musik, aber insgesamt gefällt es mir sehr gut. Vor allem die zwei Menschen am Gesang tanzen gut mit und können dazu auch noch ganz gut singen. THE IRON ROSES sehe ich jetzt auch schon zum wiederholten Mal und wieder gefällt mir das ausgesprochen gut. Ist mir zwar eigentlich musikalisch etwas zu weich, aber es sind einfach gute Songs und die Chemie auf der Bühne stimmt unübersehbar.
CODEFENDANTS wiederum habe ich noch nie gehört und ich bin gespannt. Die einzige Unbekannte für mich heute (vom NOFX Tribute mal abgesehen). Es erwartet uns ein ziemlich wilder Stilmix, der zwar grundsätzlich im Punkrock angesiedelt ist, aber auch Rap, Hardcore, Alternative, Reggae und alles dazwischen, davor und dahinter beinhaltet. Das wirkt aber nicht konfus, sondern erstaunlich stimmig auf mich und hat durchaus Spaß gemacht.
Stark, was eine Wand an Sound und was eine geile Performance mit richtig guten Ansagen. Laut Sam und Ceschi haben es Teile der Band aus Legalitätsgründen nicht nach Europa geschafft. Mittelfinger gehen außerdem natürlich raus an ICE. Ceschi erklärt uns außerdem wie man so einen Auftritt im Anzug durchsteht: 'It's not a suit, it's a towel, motherfuckers!".
Schöne, kleine Gitarrenriffs, wechseln sich ab mit brachialer Dröhnwand und Rap-Texten. Dabei schafft die Truppe die perfekte Balance zwischen Professionalität und dreckigem Straßenrotz ohne Mühe.
Interessant noch, dass alle Bandmitglieder geschlossen Cockney Rejects Shirts tragen, warum auch immer. MADBALL dann wie immer eine Wucht und Freddy ein unfassbar charismatischer und action geladener Frontmann. Was der für Meter auf der Bühne macht! Sehe ich einfach immer wieder gerne.
BANE genießen natürlich Kultstatus, das ist mit Sicherheit auch nicht schlecht, was die Band um Aaron Bedard im üblichen Schlabberlook da macht, aber so richtig befeuern tut mich das letztlich nicht.
Ganz anders WALLS OF JERICHO. Die habe ich nun schon einige Jahre nicht mehr gesehen und habe ich mich mit am meisten drauf gefreut. Enttäuschen auch nicht, übertreffen meine Erwartungen bei weitem. Tolle, energiegeladene Show, quasi nur Hits, was ein Spaß.
Zweites Tageshighlight. Das hier einfach nur abgerissen wird, sollte kein Geheimnis sein. Brachial geht es straight noch vorne und als neben mir der Circle Pit losgeht, denke ich kurz die Erde würde sich auftun. Einfach nur der Wahnsinn, was diese Band da jedes Mal hinzimmert. Da darf man auch ruhig mal die Flammenwerfer auf der Bühne aktivieren.
Neee, nicht der schon wieder! Ich geh mal kurz pennen... FRANK TURNER ist dann freilich wieder eine ganz andere Richtung und eigentlich musikalisch nicht so ganz meins. Aber ich habe meinen Widerstand schon lange aufgegeben, denn jedes Mal überzeugen er und seine Sleeping Souls live auf ganzer Linie.
Als letzter Act die Nofx Tribute Band NØFX. Bin ja eigentlich überhaupt kein Freund von Tribute Bands und war ein wenig skeptisch, aber doch, die konnten was.
Aber auch der dicke Original NØFX-Sänger klingt, wenn man die Augen schließt, wirklich wie Fat Mike. Ich denke, die werden jetzt, wo sich das Original ja in den Ruhestand verzogen hat, sicherlich sehr oft gebucht werden. Es sei ihnen gegönnt. Sänger von MakeWar auch mal als Gastsänger dabei.
Mit Bläsern bei den passenden Songs usw. Die Songauswahl auch schön, halt nicht nur die immer gleichen Hits von Punk in Drublic sondern auch z.B. so Nummern wie The Decline in voller Länge. So als Abschluss durchaus ne runde Sache die Band.
Ja, "Decline" live zu hören ist natürlich immer geil. Hier im Bild gibt es passend zum Song "Beer Bong" eine Bierbong.
Schön war das mal wieder! Und ich würde gerne schreiben: Bis nächstes Jahr! Dummerweise ist es nächstes Jahr eine Woche später, deshalb kann ich nicht, so ein Ärger.
War geil! Rein vom Festival würde ich auch sagen, dass es sogar noch geiler war als beim letzten Mal. Pennen im Auto war definitiv ein kleiner Hack für mich. Campingticket habe ich mir ja trotzdem besorgt um dort auch möglichst nichts zu verpassen. Alles also sehr gut, für mich geht es jetzt weiter in die Alpen und nächstes Jahr vielleicht wieder aufs Tells Bells. Wie immer Feuerwerk zum Abschluss. Bzw. den Abschluss mache ich im Partyzelt, wo noch einiges geht und auch so manche Band des Tages noch weiter feiert.