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Festival-Interview-Reihe! Diesmal stellen wir euch das
Seepogo Festival vor, das dieses Jahr am 21. und 22.7. stattfindet im hessischen Selters-Münster. Erstmals an zwei Tagen und mit Camping, werden etwa 800 Besucher*innen pro Tag erwartet. Das Festival wurde vor 11 Jahren von einer kleinen Gruppe enthusiastischer Musikfans in Eigenregie gestartet und hat sich seinen Charme bis heute erhalten. Dieses Jahr dürft ihr euch unter anderem freuen auf
The Baboon Show, Rogers, Smoke Blow, Teenage Bottlerocket, Alarmsignal, 100 Kilo Herz, Grade 2, Wonk Unit, Tusky, CF98, The Dead End Kids und einige mehr. Tickets kosten 49,50€ (57,50€ mit Camping) und mehr Infos findet ihr unter
seepogo.de und natürlich auf unserer
Veranstaltungs-Seite.
Wir dürfen 2x2 Tickets verlosen - mehr dazu bei
Facebook,
Instagram und am Ende des Interviews! Die Fragen haben Steffen, Paddy und Daniel, allesamt Mitgründer des Vereins, beantwortet.
1: Hi Leute! Cool dass das klappt mit unserer kleinen Fragerunde. In unserem letzten
Jahresrückblick wurden Wortspiele mit "rocken" zu den schlimmsten Formulierungen gewählt, da müssen wir ja ganz investigativ fragen: Was soll das mit dem "Rockerholungsgebiet"?
Paddy: Haha. Schön, dass du das ansprichst. Das "Rockerholungsgebiet" ist ein Überbleibsel aus den Anfangstagen des Festivals. Damals waren wir auf der Suche nach einem tollen Slogan. Und „Feiern im Rockerholungsgebiet” lag da auf der Hand, da der Veranstaltungsort als Naherholungsgebiet ausgewiesen ist.
Daniel: Wir hätten wohl besser den zweiten Teil des Slogans „Bier für gesunde 1€“ behalten sollen. In jeder Hinsicht. Das „Rockerholungsgebiet“ verwenden wir eigentlich nur noch, da wir das Wortspiel nie mehr hinterfragt haben. Vielleicht ist’s mal an der Zeit dazu.
2: Was genau ist der "Lago Alfredo"? Wenn man danach im Internet sucht, findet man zuerst euren Verein. Aber der See heißt wirklich so?
Steffen: Der "Lago Alfredo" ist ein kleiner Waldsee, der in den 70ern künstlich angelegt wurde. Ursprünglich mal als Löschteich. Die Namenswahl hat bestimmt mit dem klaren, türkisfarbenen Wasser und dem mediterranen Flair des Taunus zu tun. Außerdem hieß der damalige Bürgermeister, der den See anlegen ließ, mit Vornamen Alfred. Was lag also näher, als den See “Lago Alfredo” zu taufen? Das Gelände vom SEEPOGO liegt direkt am See. Baden ist leider nicht erlaubt und das ist, ähm, vielleicht auch gesünder so.
3: Ihr seid also ein Kulturverein. Wie viele Leute sind denn ungefähr involviert, auf welche Strukturen könnt ihr zurückgreifen?
Paddy: Unser Verein besteht aus ca. 75 Mitgliedern. Nicht alle Mitglieder sind direkt involviert, aber schon sehr viele. Ansonsten bekommen wir viel Unterstützung von anderen Vereinen, Handwerkern und Landwirten hier aus dem Ort. Auch von befreundeten Festivals aus der Gegend. Das Festival findet also komplett auf ehrenamtlicher Basis statt.
Daniel: Und von unserer Gemeinde werden wir auch unterstützt. Im Rahmen ihrer Möglichkeiten. So dürfen wir das Gelände rund um den See für kleines Geld nutzen. Auch unterstützt uns der Bauhof mit Straßenschildern, Baumaterial, etc.. Generell ist das Verhältnis zur Gemeinde wirklich gut. Erst recht, wenn man bedenkt, dass wir nicht dem klassischen Profil der hiesigen Veranstaltungen entsprechen. Normalerweise stehen hier auf dem Land eher Kirmesdiscos und Ballermann-Partys auf dem Programm.
4: Ihr feiert die zehnte Ausgabe, das ist schon ziemlich amtlich! Erstmalig auch mit zwei Tagen vollem Programm. Was gab es sonst so für wichtige "Meilensteine" in eurer Geschichte?
Steffen: Losgelegt haben wir 2012 mit einer Party, die wir mehr oder weniger mit 8 Leuten eines engen Freundeskreises organisiert haben.
Daniel: Der Anlass dazu war ziemlich simpel. Einer von uns hatte eine fette PA-Anlage, die wir mal komplett aufbauen wollten. Der Grundgedanke war, eine Bühne und ein paar Fässer Bier in den Wald zu stellen und mit netten Leuten eine gute Zeit zu verbringen.
Paddy: Der erste Meilenstein bestand dann darin, dass wir von unserer Gemeinde dazu „motiviert“ wurden, die Nummer offiziell, mit Sicherheitskonzept und allem Drum und Dran, aufzuziehen. Das Loveparade-Unglück war zu Beginn unserer Planungen noch nicht mal 2 Jahre her. Daher hatte man auf dem Amt Bedenken, ein Konzert am See zu genehmigen. Das war dann direkt zu Beginn der Punkt, an dem wir uns entschlossen haben, die Sache richtig anzugehen.
Daniel: Danach kann man die Meilensteine ganz gut an der Entwicklung des Lineups festmachen. Am Ende sind wir ja bloß ein paar Musikverrückte, die sich Jahr für Jahr ihre Wünsche erfüllen. Und in diesem Jahr gipfelt die Sache in der Erweiterung auf zwei Tage.
Steffen: Und natürlich darin, dass wir mit THE BABOON SHOW und SMOKE BLOW mal wieder zwei unserer Träume wahr werden lassen.
5: Wenn man sich die Lineups der letzten Jahre so anschaut, seid ihr mit der Zeit immer internationaler geworden. Wie sieht es denn bei den Besucher*innen aus? Kommen auch welche von "weiter weg" oder ist das eher ein lokales Ding?
Daniel: In den ersten Jahren war das ein komplett lokales Ding. Wir hatten zunächst ja auch den Fokus darauf, lokalen Bands eine Bühne zu bieten. Mit den Jahren hat sich das Einzugsgebiet dann stetig erweitert. Und spätestens als 2017 ein paar Berliner Fans von TEENAGE BOTTLEROCKET vor uns standen, hat sich das deutlich gewandelt.
Paddy: Wenn man heute über das Festivalgelände läuft, sieht man zunehmend weniger bekannte Gesichter. Ich schätze, dass heute noch 50% der Besucher*innen aus der näheren Umgebung kommen.
Steffen: Inzwischen kommt man immer mal wieder mit Gästen von weiter weg ins Gespräch und da denkt man dann schon "krass, die sind jetzt extra für unser Festival aus Ostfriesland hier her gegurkt". Natürlich ist das dann wegen ner Band und nicht extra wegen uns, aber so klingt es für uns besser. ;)
6: Nach welchen Kriterien stellt ihr denn die Bands zusammen? Gibt es irgendwelche Quoten, die ihr erfüllen wollt?
Daniel: Beim Lineup ist uns grundsätzlich wichtig, dass die Bands zu unseren offenen Werten passen. Daneben verfolgen wir ganz bewusst das Ziel, möglichst vielfältig zu buchen und uns dahingehend von Jahr zu Jahr zu entwickeln. Feste Quoten haben wir dabei aber nicht. Und dann geht es natürlich noch um die Musik. Da folgen wir erstmal den Musikgeschmäckern im Verein. Schließlich lebt das Festival auch davon, dass wir Bock auf das Lineup haben.
Steffen: Als Quote kann man vielleicht das ungeschriebene Gesetz bezeichnen, dass wir pro Festivaltag mindestens 2 Bands aus der Gegend buchen. Dass das Festival seinen regionalen Bezug behält, ist uns schon auch wichtig.
7: Gab es Aspekte, die ihr am Anfang noch nicht bedacht habt und erst im Laufe der Zeit dazu gelernt habt?
Daniel: Wenn ich zurück auf die Anfänge blicke, gibt es da definitiv den ein oder anderen Punkt. Zum Beispiel, dass eine schiefe Bühne zu Rückenschmerzen bei Drummern führt. Oder dass man nicht weniger schief angeschaut wird, wenn man den Wunsch nach weißen Socken wörtlich nimmt, anstatt ihn zu ignorieren. Was uns aber stets half, ist das langsame Wachstum unseres Festivals. Glücklicherweise waren wir nie in der Situation, dass uns die Dinge ernsthaft über den Kopf gewachsen sind.
Paddy: Ich glaube, wir lernen jedes Jahr neu dazu, weil sich die Rahmenbedingungen auch immer wieder ändern. Ein wichtiger Punkt, bei dem wir uns regelmäßig verbessern, ist, dass wir das Festival trotz steigender Kosten auf der schwarzen Null halten. So nüchtern das auch klingt, so wichtig ist das für den Erhalt der Veranstaltung.
Steffen: Ein zunächst unbedachter Aspekt ist vielleicht noch der körperliche Verfall. Dass wir alle älter werden. Aus dem Grund suchen wir inzwischen auch aktiv nach neuen (jüngeren) Leuten. Diesen Punkt haben wir in den ersten 10 Jahren definitiv vernachlässigt.
8: Ihr habt es ja sogar geschafft, 2021 eine kleine Corona-Ausgabe auf die Beine zu stellen. Wie seid ihr sonst durch die Pandemie gekommen?
Paddy: Bei der Pandemie kam es uns zugute, dass wir das Festival komplett eigenständig und ehrenamtlich veranstalten. Niemand von uns ist auf die Durchführung der Veranstaltung angewiesen. Daher ging die Absage der 2020er Ausgabe glücklicherweise ohne Einbußen über die Bühne. Dies trifft aber leider nicht auf unsere Dienstleister zu. Das war dann auch einer der Hauptgründe dafür, dass wir im Jahr 2021 den Hintern von der Couch hoch bekommen und die Corona-Ausgabe durchgezogen haben. Für unsere Veranstaltungstechniker, Caterer, Sicherheitsleute und die beteiligten Bands war das definitiv eine schöne Sache. Ganz zu schweigen von den 260 Besucher*innen, denen wir in der Pandemie eine gute Zeit bescheren konnten. Man muss aber dazu sagen, dass die Corona-Ausgabe ohne die Förderung von Neustart Kultur nicht möglich gewesen wäre.
9: So, jetzt aber mal Zeit für Anekdoten! Was waren denn so die ungewöhnlichsten, spannendsten oder witzigsten Begebenheiten, die ihr so im Rahmen des Festivals erlebt habt?
Steffen: Hier muss man auf jeden Fall die Überflutung des Backstage-Bereichs nach einem Starkregen in 2017 nennen. Eine Band, ich glaub das waren Teile der WONK UNIT, hat sich aus dem Nichts ein Schlauchboot geschnappt und ist die paar Meter vom Backstage-Zelt zum Lago Alfredo runter "gerafted". Ich frage mich heute noch, wieso wir überhaupt ein Schlauchboot vor Ort hatten.
Daniel: Anekdoten liefert auch immer das Kneippbecken im Backstagebereich. Da haben sich nicht wenige Bands vom heilenden Effekt des Kneippens überzeugt. Vom Flachköpper bis zum „lange aushalten“-Contest (das Wasser ist arschkalt) war da eigentlich alles dabei.
Paddy: Dann fallen mir noch ein lieb gemeintes Surströmming-Attentat und die nächtliche Entsorgung von Sperrmüll vor unserer Bühne ein. Oder dass wir mal einer Band hinterherreisen durften, da sie ihren Zimmerschlüssel als Andenken eingepackt haben. Und natürlich noch etliche Storys, die der Suff geschrieben hat. Da bleiben wir aber besser diskret.
Daniel: Rückblickend erlebt man durch so ein Festival schon ziemlich viel. Und das sind auch die Momente, die die Sache zu etwas Besonderem machen.
10: Vielen Dank, damit wären wir schon fast am Ende! Eine letzte Frage noch: Wenn ihr beliebig wählen könntet, welche 5 Bands (egal ob noch aktiv oder nicht) hättet ihr gerne mal bei euch auf der Bühne?
Steffen: Turbonegro, The Prodigy
Paddy: Beatsteaks
Daniel: Pascow, Propagandhi
Euch ganz lieben Dank, dass ihr uns zu dem Interview eingeladen habt!
Bierschinken: Sehr gerne, und hoffentlich sehen wir uns beim Seepogo!
Ticket-Verlosung
Und hier nun unsere kleine Verlosung! Wir dürfen 2x2 Tickets fürs Seepogo 2023 unter die Leute bringen. Dazu einfach hier in die Kommentare schreiben, von wo aus du anreist (vergiss deine Emailadresse nicht, die wird auch nicht öffentlich angezeigt). Alternativ kannst du auch den Facebook-Post (öffentlich) teilen oder den Instagram-Post in deine Story packen und dort die Anreise erwähnen. Verlink bitte auch bierschinken und seepogo_festival, damit wir das auch mitbekommen :)
Viel Glück! Einsendeschluss ist der 11.05.2023.
Das Gewinnspiel ist beendet und die Gewinner*innen wurden informiert
Fö 05/2023