Petrol Girls:
Talk Of Violence
PETROL GIRLS legen mit „Talk of Violence“ nach zwei hochgelobten EPs ihr Debüt-Album vor, das nahtlos an die veröffentlichten Scheiben anschließt. Die Band besteht aus zwei Damen und zwei Herren, die sich in London zusammengefunden haben und jetzt in Graz ansässig sind. PETROL GIRLS spielen energiegeladenen Hardcore-Punk mit einer Prise Math-Rock.
In der Danksagung der Platte heißt es: „It is dedicated to our friends without papers and everyone dedicating their time and energy to undermining the borders, breaking binaries and smashing the white supremacist capitalist patriarchy. “ Da ist es auch nicht verwunderlich, dass PETROL GIRLS sich eigentlich für ein einmaliges Konzert zum Weltfrauentag 2013 gründeten und der Bandname auf die „Pétroleuses“ verweist, einer Gruppe französischer Revolutionärinnen, die sich besonders den vorherrschenden Geschlechterrollen widersetzen und allerlei Brände legten: PETROL GIRLS sind also hoch politisch. Sie schreien gegen Sexismus, Faschismus und Kapitalismus an und brüllen Freiheit, Selbstbestimmung und den hierfür benötigten Aktionismus herbei. Diese Anliegen werden wenig subtil verpackt, sondern stehen vielmehr in der Tradition des Anarcho-Punks mit Holzhammer.
Dementsprechend angriffslustig kommt „Talk of Violence“ auch musikalisch daher. Die Songs des Quartetts sind vor allem eins: Wild! Dies wird durch die ständigen Wechsel von Tempo, Melodien und Rhythmus erreicht. Das wütende Gebrüll von Sängerin Ren steht dabei klar im Vordergrund und harmoniert gut mit Bass, Schlagzeug und Gitarre, die aufgrund der sauberen Produktion trotz des hyperaktiven Gewusels stets identifizierbar bleiben. Dennoch weisen die meisten der Lieder auch poppigere Anteile auf, in denen das auf Dauer doch etwas monotone Geschrei melodiösem Gesang weicht. Beim Wechsel zwischen den aggressiven und ruhigeren Momenten wissen PETROL GIRLS besonders zu überzeugen, dies ist etwa bei Songs wie „Treading Water“ und „Deflate“ zu hören. Durch den Spaß an der Eskalation wird hier ein Sog entfacht, der schon auf der Platte mitzureißen versteht. Live sicherlich ein Erlebnis.
Wer musikalische Vergleiche braucht: REFUSED, PROPAGANDHI, ROLO TOMASSI, FUCKED UP. In ruhigen Momenten auch MUNCIE GIRLS. Textlich aber direkter und mehr auf die Fresse - etwa wenn am Ende von „Touch me again“ ganze zwölf Mal „Touch me again and I will fucking kill you!!“ ins Mikro gebrüllt wird. So muss Empowerment!