Wie man zuletzt lesen konnte, werden ja neuerdings in der Bierschinken Redaktion regelrechte Kämpfe um das Vorrecht, Platten aus dem Hause Phantom Records besprechen zu können, abgehalten. Während sich also Dr_Lü-Ken_Moderiert und verSemmelt im Bierschinken-Assessment-Center duellieren, um in der Gunst des Chefs aufzusteigen und somit von ihm in den heiß begehrten Rang des "Abteilungsleiter Plattenbesprechung Phantom Records" erhoben zu werden, schnappe ich mir genüsslich alles, was aktuell so reingekommen ist von Phantom Records. Schnell noch eine lange Nase in Richtung der Streithähne gemacht und dann begebe mich mit meinen neuen Schätzen in mein Büro am Ende des Flurs, dass ich mir neuerdings mit Zwock teilen muss, nachdem dieser aus dem Büro direkt neben dem Chef rausgeflogen ist, damit dort nun sein ehemaliger, raffgieriger Freund Dr_Lü-Ken_moderiert residieren kann, während er stolz seine vom Chef gesponsorte Regenjacke mit Bierschinken-Logo trägt. Langsam wird dieses "Unternehmen" wirklich zu etwas, das wohl am besten mit dem indischen Kasten-System zu vergleichen ist. Dabei ist es ja eigentlich logisch und folgerichtig, dass ich die neue LP von F.E.I.D.L. bespreche, habe ich ja bereits die vorhergegangene 7" rezensiert. Die gefiel mir ausgesprochen gut und ich hoffte stark darauf, dass die "iar Buiva noch ned ganz vaschossn ham und das do kommts noch a bissl mehr!". Und da schau her, manchmal zahlt sich das Hoffen doch noch aus.
Vorab, es hat sich mit dem Schritt von der Single auf die Langspielplatte musikalisch wenig verändert bei den Österreichern. Geblieben ist natürlich auch der Gesang im Wiener-Dialekt und mit der Fusion Punk und Dialekt hat man mich schon immer gekriegt. Dabei ist auch ganz egal, um welche Mundart es sich handelt. Das war schon so vor gefühlten Urzeiten mit den LOKALMATADOREN ("Wat will der Sack da?") oder auch vor nicht ganz so langer Zeit mit SCHRAPPMESSER ("Half besuopen is wechschmäten Geld") sowie kürzlich bei SCHIACH ("I versteh di net"), den Label-Kollegen von F.E.I.D.L.. Leichter ist ein Alleinstellungsmerkmal wirklich nicht zu schaffen, zudem hört es sich schlicht und einfach toll an, wenn hier mit voller Inbrunst zum Schnauze halten, mit einem saloppen "Gusch" aufgefordert wird. Und kommt mir jetzt bitte nicht mit "ich kann aber gar nichts verstehen". In Wirklichkeit tut ihr doch alle nur so, als ob ihr wirklich die englischen Texte eurer Lieblingsbands aus den 70ern oder das Gebrüll auf den ganzen Deutschpunk-Scheiben aufgenommen mit einem Tapedeck in den heimischen Kellergewölben versteht! Taucht man tiefer in die Texte ein, findet man auf "Wödmusik" so wichtige Themen wie die Kastration des pelzigen Mitbewohners, der nun nicht mehr auf den Polstermöbeln herum markiert (Schnipp-Schnapp), das in der Pandemie zum Trend gewordene, sinnfreie durch die Gegend laufen als Zeitvertreib (Spazieren), Leute wie ich, die viel von sich selber reden (Gusch), oder auf welchen sozialen und moralischen Abstieg man sich begibt, wenn man den Fehler begeht, sich auf ein Longboard zu stellen (Longboard). Alles Themen, die sehr in meine Lebenswirklichkeit passen und in denen ich mich vollkommen wiederfinde. Danke dafür!
Musikalisch sind sie sich, wie eben bereits angerissen, auch treu geblieben, nach wie vor wird sehr schrammeliger, scheppernder Lofi-Punk gespielt, der quasi genau das ausmacht, was Punkmusik zuweilen manchmal abhanden gekommen ist. Er ist aufgeladen mit Energie, dabei dreckig, unpoliert, stellenweise sperrig und immer unbequem. Auf der vorliegenden Platte gönnt sich die Band zudem mehr Spielraum zum Experimentieren. So wurde dann auch mal eskalierende Blas- oder Zirkusmusik (?) mit in den Topf geworfen und unter die Suppe gerührt. Dazu noch ein humorvolles In- und Outro und fertig ist die kleine Undergroundhitscheibe aus dem Nachbarland!
Also: Sperrts die Lauscher auf, so muss er sein, der Punk! Wild, schräg und voller Power!
01. Welcome To Wödmusik
02. Urlaub auf der Autobahn
03. Longboard
04. Gusch
05. Schnipp-Schnapp
06. Infiziert
07. Atelier
08. Spazieren
09. Taube
10. Müde und einsam
11. Tschau Baba (für Susi)