Die vier Ninjaschildkröten, die hier als Pate für den Bandnamen hinhalten und mich verbindet eine lang zurückliegende, aber innige Liebe. Aufgekeimt ist diese Ende der 80er-Jahre und noch heute bekomme ich beim Anblick der vier jugendlichen Panzerträgern wohlig warme Gefühle und sehe mich wieder mit glühenden Augen vor der Auslage mit Actionfiguren im örtlichen Spielzeuggeschäft stehen. War also klar, dass mich eine Band wie TURTLE RAGE alleine schon durch die Optik ihrer Platten triggert. So ging es mir schon bei der Contramutagen und der Critical Thinking 7" vor einiger Zeit. Beide hatte Kollege Zwen hier schon vorliegen und fand durchweg lobende Worte. Lest dazu mehr hier und hier. Das letzte Lebenszeichen, das an meine Ohren drang, war die Split mit der Münsteraner Band ILL!, die sich Kollege kiki vorgenommen hatte! Auch die konnte was. Was die konnte? Vollgas konnte die! Wie alle Platten aus der Schmiede von TURTLE RAGE. Wie wild wird hier auf die Instrumente eingedroschen, so ähnlich wie die vier New Yorker Kröten mit Shredders Schergen, dem Foot-Clan, verfahren. Mit der Schärfe eines Katanas schneidet sich hierbei immer mal wieder eine coole Melodie in den Krach oder es wird wie mit dem Nunchaku ein Break oder Moshpart eingeschlagen bevor man wenige Sekunden später schon auf die Zielgeraden einbiegt und wieder in der Kanalisation verschwindet. Das kann auch mal einem saftigen Tritt in die Magengrube ähneln, den in dieser Intensität nicht mal ein mutierter Schweine-Punk wie Bebop so einfach wegsteckt. Dabei wird entweder ein Kastraten-Geschrei losgelassen, wie es nur ein Wesen ohne Unterleib wie Krang hinbekommen würde oder es gibt so tiefe Grunzer und Growls, als kämen sie geradewegs aus der Magengrube von Rhinozeros Rocksteady. Der Inhalt der Texte bleibt so natürlich verborgen wie das Technodrome unter den Straßen von Manhattan. Schade, eigentlich haben Titel wie "Assi im Trikot" oder "Kiezstasi - Die Gier am Elend" mein Interesse doch im Nu entfacht. So, das sollte an TMNT Reminiszenzen reichen oder?
Auf dieser nun vorliegenden Platte finden sich 62! (In Worten: zweiundsechzig Songs) aus den Jahren 2014 bis 2017. Allesamt erschienen auf einigen längst ausverkauften EPs. Nun hat sich Incredible Noise Records ein Herz gefasst und sie auf dieser LP wiederveröffentlicht. Ich muss gestehen, alle an einem Stück zu hören, habe ich noch nicht geschafft, zum einen, weil ich Powerviolence oder Fastcore in der Intensität nicht verpacke und zum anderen liegt es daran, das irgendeiner meiner Mitbewohner:innen mir genervt den Stecker aus der Stereoanlage reißt, wenn ich es wage, mehr als 10 Minuten dieser Musik zu frönen. Aber eigentlich ist ewig langes Hören auch gar nicht von Nöten, man kann hier getrost den Tonarm irgendwo zwischen den Songs in eine Rille legen und sich mal kurz, aber gepflegt die Gehörgänge frei brüllen und knüppeln lassen. Hervorzuheben ist noch einmal das für diesen fulminanten Krach mittlerweile ganz allein zwei Menschen verantwortlich sind!
Wirft man einen Blick auf das coole Comic-Cover, dann behaupte ich mal, dass die Platte sich dabei in ihrer Aufmachung nicht zu verstecken braucht und dass sie locker mit der einen oder anderen (Punk)Major-Produktion mithalten kann. Denn neben dem weißen Vinyl wird sogar noch ein Poster mitgeliefert.
Kommen wir nun zum Ende dieser Rezension und was machen unsere grünen Lieblingshelden am Ende jeder Geschichte? Richtig, sie essen Pizza und genau das werde ich deswegen nun auch tun. In diesem Sinne allen ein freundliches Cowabunga und bis bald!
Sticking Knifes (2014):
01. Hard As Hell
02. My Downfall
03. No Way Out
04. No One To Follow
05. Next Stop Hospital
06. My First Love
07. Disturbed Freedom
08. Sick Of You
09. Senceless Violence
10. Unsuccessful Thoughts
Collapse Of Confidence (2014):
01. Pedants Place
02. Royal Punk - Royal Spit On You!
03. Leben Verboten
04. I Would Rather Go To Jail
05. Kiezstasi - Die Gier Am Elend
06. Whats Your Point
07. Young And Indepted
08. To The Bones
09. D - Fens
10. Existence
Chambers Of Peace (2015):
01. Living The Good Life
02. Wounded Syringe
03. You´re Not Cool!
04. Work Sucks
05. Loving Life Since´87
06. Taste Of Freedom - Places I Know
07. Modern Stalking
08. Skate That Fucking Shit!
09. Disrespected Boarders
10. Lines Of Life And Peace
Lost Tracks and Coversongs (2018):
01. Be Yourself
02. Look at me - I´m great!
03. Thrash Attack
Contrast Of Reality (2016):
01. Intro
02. Schockstarre
03. Sold Life Selfie
04. Wer Nichts Kann Macht Andere Dafür Verantwortich
05. One Man Show
06. Tv Skills
07. Stadt Der Ignoranz
08. Das Haus Bricht
09. You´re Lived
10. Abuse Behind The Curtain
Split with JxHxK (2016):
01. Lost In Place
02. Ich Kann Nicht
03. Synphony Of Love
04. Mental Sunday
05. What The Fuck
06. Assi Im Trikot
07. Relapse
08. Beachtime Violence
Contemporary Problems (2017):
01. Intro
02. World Of Plastic
03. Generation Gewalt
04. Never Wanna Grow Up
05. Knall Im Jobcenter
06. Paid Freeride
07. Lazy Life
08. It´s OK
09. Der Einsiedler
10. New Star´s Born