Es hat vielleicht schon die Runde gemacht, aber Fuck0€ sind zum Zeitpunkt dieses Reviews leider Geschichte. Lebensentwürfe laufen auseinander, Prioriäten verschieben sich pipapo. Die Abschiedsshows sind gespielt und was bleibt, sind ein Demo und zwei empfehlenswerte Alben - halt nein, es sind ja drei! Denn bevor die Band aus der Punkhochburg Bad Wildungen die verklebten Bretter der Clubs, AJZs und Wohnzimmern verlässt, kredenzen sie noch einen letzten Langspieler. Die gespannten Hörer erwartet 10x schneller Deutschpunk, inhaltlich und handwerklich absolut ok, aber auf den ersten Hörer nur bedingt originell. Aber schon bei den Vorgängern Bitte Kredite und Die Taschen sind leer bemerkte ich, dass da mehr hängen bleibt als zunächst gedacht - unter der auf den ersten Blick üblichen Deutschpunkoberfläche versteckt sich ziemliches Hit-Potential. Das zieht sich bei Fuck 0€ auch seit dem ersten Album durch und hebt die Band dann auch angenehm vom Einheitsbrei ab. War es früher "Asoziales Dreckschwein" oder "Arbeitssicherheit", die ich tagelang nicht aus dem Ohr bekommen habe, sind es auf "Arbeit und Sicherheit" Songs wie "Alte Männer Punkbands" und "Bierdorscht", die mit schonungsloser Eingängigkeit punkten. Mit "Arbeitsunsicherheit" hat genannter Hit auf dem neuen Album auch sowas wie ne Fortsetzung bekommen. Inhaltlich geht's (siehe Titel) der Lohnarbeit an den Kragen, Alte Männer Punkbands werden im gleichnamigen Song um Auflösung gebeten und Pseudo-Rebellen mit Deutschland-Hütchen kriegen auch ihr Fett weg. Das bekannte Bierdurstmann-Meme wird komplett musikalisch umgesetzt und trotzt dem Material doch echt nochmal was neues ab. Neuen Sound gibt's auch zum Schluss, denn "Straffbare Handlungen" kommt im rockigen Gewand mit ordentlich Hall auf der Stimme. Kein Plan ob es nur ein Gag ist, fand ich zur Abwechslung gar nicht mal schlecht. Dann ist nach nicht mal 20 Minuten schon Schluss. Einerseits doof, andererseits ist mir derartiger Minimalismus durchaus sympathisch und rundet auch das Thema "Arbeitseinstellung" gut ab.
Ebenfalls zu erwähnen ist das echt schicke Cover und die genauso hübsche green-translucent Vinyl. Das Tape kommt in der gleichen Optik. Beides gibt's per Bandcamp oder DM an die Band.
Schön was neues von Fuck 0€ zu hören, sehr schade, dass es wohl der letzte Output in der Zusammensetzung ist. Eine Band kann aber durchaus schlechter abtreten.
Mit einer Träne im Knopfloch klicke ich auf Fertigstellen und jage das Review in dieses Internetz.
Anspieltips: Alte Männer Punkbands, Arbeitsunsicherheit, Nicht vor unserer Tür