Erst sinnierte ich noch, dass das Pure Noise Roster stets eine Geschmacksprobe wert ist, da bekomme ich mit, dass SPITE HOUSE ebenfalls bei dem Label aus Nashville gelandet sind. Als eine der Bands, die mich vergangenes Jahr am meisten begeisterten, war meine Vorfreude auf die neue LP groß.
Desertion ist definitiv kein Happy Place, denn das Album ist als Verarbeitung Maximes Verlusts beider Eltern entstanden. 10 Days bezieht sich auf den Verbleib von 10 Lebenstagen, sich zu verabschieden. Midway beschreibt den Kontrollverlust über das eigene Leben und ein Gefühl der Ausweglosigkeit aus Fehlschlägen und Trauer. Desert handelt von der Rückkehr in und gleichzeitig vom Räumen dessen, was einmal das Zuhause war.
Vor diesem Hintergrund klingen Spite House auf ihrem halbstündigen Sophomore Release komprimierter und kopflastiger. Nicht, dass die Self-Titled der Band aus Montreal ein Werk in Frieden war, das Gegenteil ist der Fall, aber es bot musikalisch wie inhaltlich Schlupflöcher aus der Misere: "The path is clear, it's right in front of me" (Awake). Dagegen wirkt Desertion resigniert. Weite Klangräume haben sich zusammengezogen, nostalgische Melodien sind verflossen und warme Töne sind Dissonanzen gewichen. "I've thrown my life away - Asking why?, find meaning: a useless thrift" (Ashen Grey).
Spite House veröffentlichen mit Desertion eine Lossprechung tragischer Verlusterfahrungen, die sich in emotionalem Post Hardcore niederschlagen. Was tief ins Innere gekehrt ist, erlaubt es Außenstehenden dennoch, anzuknüpfen und eine eigene Bedeutung daraus abzuleiten.