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Serbien-Trip: Belgrad, Rtanj, Strummerdan-Konzert (The Somethings), 21.-25.12.2013 in Belgrad (SRB), Podmornica - Bericht von der Fö

Serbien-Trip: Belgrad, Rtanj, Strummerdan, 21.-25.12.2013

Vierte und letzte Reise in die serbische Hauptstadt für dieses Jahr. Mehr ginge eh nicht, das Jahr ist ja fast vorbei. Das christlich-heidnische Weihnachtsfest ruft und somit die Familie, die derzeit über den Erdball verstreut auf Geschenke wartet. So kommt es dann auch, dass diesmal mein Bruder nicht mit uns feiern kann, der darf stattdessen die Zeit auf den Kapverden bei Winter, Palmen und Sonnenschein genießen - und kriegt dafür sogar Geld. Ungerecht! Ich hingegen fliege ins kalte Belgrad und besuche meine Eltern. Wobei, kalt, ach, naja, 10 Grad im Winter ist eigentlich doch ganz angenehm...
Ankunft Samstag mittag. Nach ner kleinen Stärkung erstmal Tagesprogramm. Mittlerweile kenne ich die City von Belgrad zur Genüge, also geht's etwas weiter raus auf den hiesigen Stadtberg Avala. Der ist nicht nur hiesig, sondern auch ziemlich diesig, weswegen die Aussicht heute leider nicht so riesig ist.
Ganz nett hier. Das übliche Denkmal des unbekannten Soldaten (siehe vorheriges Foto) gedenkt dem ersten Weltkrieg, interessanter ist da das Drumherum, das lädt nämlich zum Spazieren ein durch diverse Waldwege, die mit vielen Kreuzungen und fehlenden Markierungen auskommen. Aber, jau, läuft.
Abends in Belgrad: Wir besichtigen den Weihnachtsmarkt! Kann nicht ganz mit dem in Dortmund mithalten, aber immerhin gibt es Glühwein, den ich gar nicht erst probiere, und Punsch, dessen Farbspektrum irgendwo zwischen Matschgrün und Rostbraun liegt. Mehr passiert am heutigen Tage eigentlich nicht, früh ins Bett gehen lautet die Devise, denn morgen schellt der Wecker in aller Frühe!
Etwa zweieinhalb Stunden Autofahrt südöstlich von Belgrad liegt Rtanj, eine Gebirgskette, deren Erklimmung unser Tagesziel am Sonntag ist. Etwas anderes Wandern als bisher von mir gewohnt: im Winter(!) und in einer dezent größeren Gruppe als üblich: Etwa 30-40 Leute haben sich für den traditionellen Marsch zusammen gefunden. Darunter 3 Deutsche. Und ein Hund.
Organisiert hat das Ganze ein Bekannter meiner Eltern. Den kennen sie von Mountainbiken. Letzteres ist ein Hobby, dessen Genuss man im Winter nur schwerlichst nachkommen kann - vermutlich wurde deswegen das heutige Event aus der Taufe gehoben. Ist eigentlich ähnlich wie Mountainbiken, erzählen meine Eltern - bloß, dass man kein Fahrrad die steilen Gebirgszüge hoch tragen muss.
Zünftig ausgestattet mit Wanderstiefeln, Wandergamaschen, Winterjacken und diversesten Handschuhen, Schals und Mützen geht es über Stock, Stein und Schnee schön gemäßigt bergauf. Einige tragen auch Skianzüge, Pyjama-Leggins oder Fellschuhe. Was der Kleiderschrank halt so her gibt.
Beeindruckende Wald- und Schneelandschaften werden durchlaufen. Die große Gruppenstärke ist dabei gar nicht mal so störend wie gedacht. Zwar ziehen sich die Pausen etwas länger, aber es kann ansonsten jeder ohne größere Probleme das Tempo laufen, das ihm liegt. Hätte ich mir komplizierter vorgestellt.
Und, tada, da sind wir! Der 1565 Meter hohe Gipfel des ?iljak. Hir befinden sich die Reste einer alten Kapelle. Ansonsten ranken sich noch diverse mystische Geschichten um den Berg, die ich jetzt zu faul bin zu recherchieren. Unter anderem hat uns die pyramidenartige Form des Berges vor dem Weltuntergang bewahrt. Na, da sind wir doch alle dankbar.
Ein Blick zurück auf den Kamm, der unsere letzte Wegetappe darstellte. Echt ein sehr schöner Abschnitt, zu beiden Seiten wunderbare Sicht, schönschön! Für den gesamten Aufstieg haben wir 4 Stunden gebraucht, also eigentlich machbar. Nach nem schnellen Gipfelschnaps gehts wieder runter, diesmal an der Südseite des Berges.
Das sieht dann so aus. Leider ließ sich die Truppe nicht zu ner 40-Personen(plus Hund)-Polonaise bergab überreden.
Der Rückweg erwies sich auch als gar nicht sooo einfach, da große Teile des Weges dermaßen vereist waren, dass es zu ner einzige Schlitterpartie wurde. Sind aber doch alle heile unten angekommen und das Abschlussbier haben wir uns wohl verdient.
Abends wieder in Belgrad, nach ner Stärkung im Restaurant mit dem kleinsten Nichtraucherbereich der Welt (eigentlich ein Flur zwischen Fahrstuhl und Lieferanteneingang) beschließe ich, das heutige Datum noch gebührend zu würdigen. Der 22.12., Todestag von Joe Strummer vor mittlerweile 11 Jahren. Ab ins Podmornica! Ein kleiner DIY-Club am unteren Ende einer dunklen Kellertreppe, aber ich bin ja nicht zum ersten Mal hier.
Man sieht mir anscheinend direkt den Underground-Rock'n'Roll-Reporter an, ich kriege nen Schnaps aufs Haus, Bier fließt auch, und nebenbei läuft der Film "Straight To Hell" auf Leinwand. Die Leinwand hat's ähnlich gut wie Nichtraucher in obig erwähntem Restaurant: Sie hängt im Durchgang zu den Toiletten, wodurch Anwesende mit schwacher Blase immer unter der Leinwand durchkriechen müssen.
"Strummerdan" (Strummertag) nennt sich die heutige Veranstaltung zu Ehren von "D?o Stramer". Nach besagtem Film gibt's noch die Doku "The Future is Unwritten" und schließlich die Liveband des heutigen Abends: THE SOMETHINGS. Start Livemusik gegen 24 Uhr - angekündigt war 23 Uhr, was für nen Sonntag ja schon beachtlich ist. Aber in Serbien ticken die Uhren anders.
The Somethings sind eine junge Belgrader Band und offensichtlich große Fans von The Clash, was sich bereits bei der vorab servierten Doku offenbarte: Alle gezeigten Konzertausschnitte wurden lauthals mitgegrölt, auch wenn der Regisseur bereits längst zum nächsten Interview gewechselt hatte. Perfekte Vorraussetzung für ein rauschendes Clash-und-Strummer-Fest.
Die Band jedenfalls hat normalerweise eigene Lieder im Programm, heute aber gibt's ein reines Clash-Coverset, was mich sehr erfreut - tut ja immer gut, die Lieder auch zu kennen, die so dargeboten werden. Und The Clash hatten ganz unbestritten so einige unvergessliche Hits.
Auf der Bühne wird das Mikrofon ein wenig umher gereicht, so darf auch dieser Gastsänger ein paar Mal ran. In musikalischer Hinsicht ist die Band echt verdammt fähig, trotz gestiegenem Alkoholpegel. Was der Gitarrist da so aus seinem Instrument rausholt, Hut ab, respektabel, zumal wenn man bedenkt dass es vermutlich nicht seine Hauptbeschäftigung ist, Clash-Songs zu spielen.
Gesangstechnisch, naja, von den insgesamt drei Leuten die sich mit dem Singen abwechseln (er hier ist wohl der Hauptsänger) kommt stimmlich keiner dem großen Strummer auch nur irgendwie nahe. Aber nunja, den Anspruch habe ich ja auch nicht wirklich. Dafür machen sie das durch ne große Portion Leidenschaft weg. Keine Frage, das sind wirkliche Fans, die die Lieder hier servieren.
Gespielte Songs: Ach, eigentlich alles was der geneigte Fan so braucht. Ich persönlich hätte mich noch über etwas mehr Material der "London Calling" gefreut, aber war so auch genug dabei. Begonnen mit dem Titelstück derselbigen, weiter mit "Guns of Brixton", "Death or Glory", "Brand New Cadillac", "Spanish Bombs" und sowat.
Und natürlich viele weitere unsterbliche Klassiker. "London's Burning", "Police and Thieves", "Rock the Casbah", "I fought the Law", "I'm so bored with the USA", "Should I stay or should I go", einfach stark. Ich finde mich dann auch irgendwann in der ersten Reihe wieder, lauthals am Mitsingen. Geht ja nicht anders, bei dem Songmaterial.
Wobei, kann auch am Schnaps und den mittlerweile drei Bieren gelegen haben, die mir im Verlaufe des heutigen Tages den vermutlich größten Pegel seit 3 Jahren beschert haben. Gar nicht so einfach, als Nichttrinker in Serbien. Schwupps schon bin ich Alkoholiker. Auch erkennbar daran, dass ich heute mal alleine in ne Kneipe gegangen bin und mich dort direkt an den Tresen gesetzt habe - auch wenn das Motiv ein anderes war, nämlich der Film- und anschließende Livemusikgenuss.
Das restliche Publikum hat auch sichtlich Spaß, ebenso die Band. Zwischendurch muss der Auftritt mal kurz unterbrochen werden, weil Gitarrist und Drummer aufs Klo müssen - sorgt auch für einige Erheiterung. Ansonsten verstehe ich natürlich nichts von den Ansagen, mein serbisch ist jetzt nicht gerade was man "vorhanden" nennen könnte. Aber zwischendurch reagiert die Band auf den Applaus tatsächlich mal mit einem "Dankeschön".
Also, alles super, gute Band. Zugabe muss dann auch noch gespielt werden, insgesamt etwa 70 Minuten Show, schon amtlich. Als Zugabe vermutlich eigenes Material, bevor, anscheinend mangels sonstiger Möglichkeiten, The Hives gecovert werden. Hat zwar eher weniger mit Joe Strummer zu tun - aber wir haben ja auch schon längst den 23.12.
Tolles Konzert! Da mir anschließend aber die Augen mehr als nur zufallen, verabschiede ich mich vom Thekenpersonal und torkle langsam nach Hause.
Noch etwas Zeit in Belgrad rumkriegen: Am nächsten Tag besichtigen wir den Topčider-Park. Top-Attraktion: Diese Platane, etwa 170 Jahre alt, deren Ausläufer schon durch (mittlerweile vom Baumfleisch überwucherte) Stahlkonstruktionen gehalten werden müssen. Faszinierendes Bild.
Was machen wir noch die nächsten Tage? Akribisch alles abklappern, was ich bis jetzt noch nicht von Belgrad gesehen habe, immer mit der imaginären Checkliste im Kopf. Wie hier den "Flohmarkt", auf dem wir ein professionelles Manometer erstehen - gehört in jeden Haushalt!
Kyrillisch für Anfänger. Heutige Lektion: Müsli.
Auch nett: der Kosutnjak-Hügel/Park/Wasauchimmer. Hier lockt die Aussicht über Belgrad sowie ein paar nette Waldwege inklusive Rampen für Extremsportler. Da halte ich mich raus, aber meine Eltern beschließen, hier nochmal hin zu fahren.
Ein Skilift. Vertrauensweckende Konstruktion.
Abends noch kurz durch die City schlendern. Ist ja Weihnachten. Wobei Weihnachten im orthodoxen Serbien eigentlich erst später ist, nämlich am 7. Januar. Und Weihnachtsbäume sind eigentlich Neujahrs-Bäume, gleiches gilt für den saisonalen Schmuck. Und Neujahr, naja, das ist hier eigentlich am 14.1. Bescherungs-technisch hab ich also alles falsch gemacht: zum deutschen Heiligabend in Serbien und zum serbischen Heiligabend in Eutschland. Verdammt.


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mrks
(mrks)
27.12.2013 16:45
alter schwede, ist ja totl schön in finnland!


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Band:
The Somethings
Konzertberichte: 1

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