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Kiel Explode Festival - Die Abschiedsgala: Suffocate for fuck sake, Toadeater, Kavrila, rýr, Yør, 18.06.2022 in Kiel, Alte Meierei - Bericht von Thruntilldeath

Kiel Explode Festival - Die Abschiedsgala, 18.06.2022 in Kiel

Gibt so Sachen, da ärgerste dich im Nachhinein. Das Kiel Explode ist so ein Ding. 2013 war ich das erste Mal da zur dritten Ausgabe des Festival, 2013 war ich das letzte Mal da, auch die dritte Ausgabe. Und dann: Ausgabe 10 steht an und soll auch noch die letzte sein. Scheiße, was ist denn dazwischen passiert und wieso und was und ach und wie ärgerlich, war 2013 doch wirklich ein ganz ganz bezauberndes kleines Festival in der alten Meierei von und zu Kiel. Naja, aber damit ich mich dann nicht erneut ärgern musste, war schnell klar, dass ich unbedingt zur Ausgabe 10 nochmal dabei sein musste, komme was wolle. Zum Glück kam auch noch was: Nämlich die Idee, mit einem Second-Bandshirt-Stand den Tag abzurunden, zumal neben dem quasi festivaleigenen Label Narshardaa Records, u.a. verantwortlich für Releases von Affenmesserkampf und Hexis, und tonnenweise Kuchen auch ein Stand der Kieler Antifa zugegen war. Da passten wir doch gut hin, fand auch der Veranstalter. Danke!

Wetter war auch gut, alle Bands hatten ihr Merch dabei, es gab Burger im Cafe der Meierei, also bleibt für uns zum Glück nur der Platz vor der Tür. Da war es nicht so laut und alle hatten genug Platz, um zwischen 16 und 23 Uhr die Kisten zu durchwühlen und Geld für einen guten Zweck dazulassen. Hui, das war schön! Wie der ganze Tag, denn das hier ist eher eine kleine Verneigung und Liebesbekundung als Konzertbericht.
Leider mussten Kokomo ihren Auftritt absagen, sodass am Ende nur noch 5 Bands auf der Liste standen. Was, verglichen mit der Menge an Bands 2013, vielleicht gar nicht SO schlecht war. Das war damals schon echt anstrengend, den ganzen Tag sich vollballern zu lassen, denn auch in der letzten Ausgabe des Kiel Explodes gab es vor allem die etwas knüppeligere Gangart des Metals zu hören.
Meiereitypisch mussten auch erstmal 100000 Leute begrüßt werden, bevor YØR aus Hamburg den Nachmittag mit einer kleinen Runde Crustgrind eröffnen durften. Das Tape hab ich schon hart abgefeiert, nur der passende Live-Auftritt fehlte noch. Gut, dass die Band sich aktuell penetrant in jedes Line up schmuggelt. Obacht!

Eine hervorragende Wahl, wie sich schnell zeigen sollte. Wie ein Wirbelwind machte H. den Halbkreis vor der Bühne unsicher, kotzte die Lyrics ins bemitleidenswerte Mikrofon und war sich nicht zu schade, vollkommen außer Atem auch noch Anmerkungen zu Songs zu liefern. An dieser Stelle auch extrem wichtig, da sowohl die Texte mitunter nicht so gut akustisch zu verstehen sind, als auch die Themen enorm aktuell sind: Diese ganze Scheiße mit der toxischen Männlichkeit fängt nicht erst da an, wo Verfehlungen offen angeprangert werden, die fängt bei unserem Verhalten und unserer Sozialisierung an, jeden Tag aufs Neue. Also erstmal an die eigene Nase packen und nachdenken, bevor wir mit dem Finger auf die großen "Bösewichte" zeigen. Lasst es doch erst gar nicht so weit kommen.

Und da Antifa auch frittieren bedeutet, ging der letzte Song des kurzen Sets voller Blastbeats und Geballer raus an die Kieler Antifa und Second Bandshirt. Schön, danke! Und: Auch alles ganz hervorragende Menschen. Bitte bucht diese Band, wenn ihr auf musikalische Abrissbirnen steht.
Zur Stärkung gab's wieder mal absurde Mengen Kuchen und Torte. Von Apfel-Marzipan über Rotweintorte bis hin zu Himbeerirgendwaszitrone und Mohnkuchen. Gewinner:in des Abends: Mohn. Mit Abstand. Zum Niederknien. Alles selbst gebacken, jedes Stück 1,50, dazu Kaffee inne Hand. Sollte jedes Festival haben, GEI-EL!
Anschließend brav gewartet, bis irgendwer von der Standbesatzung von RÝR zurückkommt, damit ich auch noch mal mit einem Ohr dem gesanglosen Postmetal lauschen konnte. Leider, aber auch verständlich, blieben T. und K. recht lange drinnen, sodass ich nur noch den letzten Song mitbekommen habe. Aber der war dafür absurd geil. Wie gut Musik auch ohne Gesang funktionieren kann, wie wichtig mäandernde Soundstrukturen sein können und wie vereinnahmend und einlullend Gitarren sein können, haben rýr mal eben so nebenbei mit einem einzigen Stück bewiesen. Dafür musste auch erstmal in Stimmung sein, uplifting und easy listening ist das natürlich nicht, abgesehen von den cleanen Gitarrenriffs, welche aber  anschließend wieder ohne Vorwarnung in eine bedrohliche Wand donnern können. Schwach oder spärlich, so die Übersetzung des Namens, war das auf keinen Fall und ich hätte gerne mehr gesehen bzw. gehört, so viel zu Sehen gab es ja nicht.
Dafür gab's vor der Tür noch eine kleine Hummel, die uns am Stand beehrte. Nette Hummel. Vielleicht wollte sie etwas vom Curry oder Burger abhaben? Ja, neben Kuchen und Torten gab es in der Tat NOCH mehr zu essen. Kiel Explode steht, bzw. stand für die Bespaßung von Geist UND Körper. Lecker lecker, und dicke Burger für 4,50? Die Inflation war hier noch nicht angekommen und danke ans Subrosa und an Herb, auch für die spannenden Diskussionen um Sojainhaltsstoffe in Mayonnaise.
Dann wüteten KAVRILA ihren düster-doomigen Hardcore mit Sludgepassagen in Richtung Publikum. Musikalisch ganz geil, auf der Bühne mir aber etwas zu prollig für den Nachmittag, daher blieb's bei einem kurzen Gastspiel. Aber generell: 1a Sound im Laden, gut was los vor der Bühne, gute Stimmung vorm Laden und keine Spur von Abschiedsschmerz. Auch ganz geil.
Noch geiler: TOADEATER, die nochmal brav die Nebelmaschine angeworfen haben, denn Black Metal braucht Nebel! Wie klänge das denn auch ohne zusätzliche Aerosolpartikel in der Luft?

Wie gesagt, Black Metal, wer auf Ultha und Konsorten steht, mag die auch, aber mal ehrlich, Neuerungen sind 1. eh kaum machbar und 2. überbewertet, und wenn die Musik geil ist, dann isses auch egal, wenn die ähnlich wie andere Bands klingt. Zumal Toadeater es mit Bravour meistern, eingängige Lieder zu schreiben und die Meute vor der Bühne mitzureißen. Bei Songs wie Returning the crown und den Zeilen

NOW WE PAY THE PRICE WITH BLOOD
OUR GOLDEN TOWERS ARE FALLING DOWN

muss ich auch immer ein wenig an die Schweineherbst von Slime denken. Ganz gut, wenn einem bei Black Metal sowas in den Kopf kommt. RABM ist doch 'ne gute Sache.

Abgesehen davon ist dieser Song ein knapp 9-minütiges Paradebeispiel dafür, wie abwechlungsreich Post/Ambient/Bitteworteinfügen Black Metal klingen kann. Ganz starker Auftritt, ich freu mich schon auf das neue Album im September. Perfekte Band für diesen Abend.
Und den Spruch mit den "Bauernlümmeln" lassen wir dann ab jetzt auch mal weg, sagte der dicke Mann aus der Stadt.

Tja, so langsam ging es dem Ende entgehen. Einerseits schön, dass der Tag so kurzweilig war, es so viele gute Gespräche und enorm gutes Essen gab, andererseits... das war es dann für immer, falls es Sven nicht doch nochmal in den Fingern jucken sollte. Irgendwann. Nächstes Jahr vielleicht. Wer weiß das schon, man kann ja hoffen.
SUFFOCATE FOR FUCK SAKE sollten dann den Abschluss machen. Für diese Band sind Leute extra aus Italien angereist, und Reisegruppe Fullbodytattoo schien auch nicht unbedingt in Kiel beheimatet gewesen zu sein. Krass, wie viele Leute da auf der Bühne standen. 7, wenn ich richtig gezählt habe, was in etwa 2,3 Toadeater sind. Abgesehen davon, dass die Screamoparts am Ende des Tages nicht mehr meine Tasse Tee bzw. Jever Fun waren, das klang auf jeden Fall interessant aus den Boxen. Schwedische Melancholie und gesprochene Texte trafen im nächsten Moment auf brutale Post-Hardcore-Passagen und atmosphärische Zwischenspiele. Komplexes Ding, schwierig, da mitzuwippen, aber den Leuten scheint das extrem viel Spaß gemacht zu haben, und das war ja die Hauptsache.

Dann war's vorbei, dieses zauberhafte kleine Festival, und umso absurder, dass ich die beiden Veranstalter heute das erste Mal persönlich getroffen habe, obwohl die doch ca. 20 Jahre länger als ich schon durch die Kieler Szene gondeln. Trotzdem schön, dass es am Ende geklappt hat, dass das Kiel Explode so fantastisch zu Grabe getragen wurde und alle nochmal so viel Spaß hatten. Danke, dass wir unseren Stand machen durften, euch die Getränke weggesoffen haben und ihr uns im Gegenzug mit Vinyl, geilen Bands, leckerem Essen und gutem Wetter versorgt habt.

Tschö, das war toll! Und bitte jedes Wochenende ein Stück Mohnkuchen zuschicken, danke!

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