Bad Religion, Strung Out, Agnostic Front, Crim, Belvedere, 16.05.2025 in Valencia (ES), Marina Norte - Bericht von Götz
Bad Religion, 16.05.2025 in Valencia (ES)
Bevor es nach Valencia geht, verbringen wir aber erstmal einen Abend in Alicante. Verrückterweise bei nasserem Wetter als in Deutschland. Dafür werden wir dort nach der Landung direkt von der typisch spanischen Cafe-Kette Tim Hortons begrüßt
Nach dem üblichen AirBnB-Rätseln ("Achja, das Gebäude hat eine andere Hausnummer als überall angegeben", "Bitte leert beim Auschecken den Wasserbottich in den die Klimaanlangen-Flüssigkeit abläuft" und "Eins der Betten hat kein Gestell aber ich kann es vorbeibringen wenn ihr den Transport klärt") dann endlich Tapas und Alk. An der Wand neben uns rangt eine Highscore-Liste mit den Leuten, die in der Bar die meisten Brettchen verputzt haben. Darauf schaffen wir es leider nicht, aber zum Jenga-Spielen reicht es trotzdem.
Auch praktisch: Ein cerveza pequena (~70-80 Cent) ist auch wirklich so klein, dass man es in einem Schluck weggeatmet hat, ist also quasi immer frisch.
Guter Einstieg in den Tag, der tatsächlich mein erster in Spanien ist, obwohl ich (größtenteils mit Reporterkollege Zwen) schon Biere in in den entlegensten Ländern exen durfte. Daher habe ich noch etwas Angst wie ein dummer deutscher Tourist auszusehen. Aber ich kann schonmal nicht schlimmer sein als das ältere deutsche Paar mit Steppjacken neben uns, dass als die Bedienung ihnen freundlich Tapas anbietet schockiert die Hände hochhält und pocht "WIR HABEN NICHTS BESTELLT!!". Oder als der Rentner der über das Straßenfest nebenan nur "Das ist wirklich schon SEHR laut" rümpft.
Ach, irgendwie muss man sie lieben.
Guter Einstieg in den Tag, der tatsächlich mein erster in Spanien ist, obwohl ich (größtenteils mit Reporterkollege Zwen) schon Biere in in den entlegensten Ländern exen durfte. Daher habe ich noch etwas Angst wie ein dummer deutscher Tourist auszusehen. Aber ich kann schonmal nicht schlimmer sein als das ältere deutsche Paar mit Steppjacken neben uns, dass als die Bedienung ihnen freundlich Tapas anbietet schockiert die Hände hochhält und pocht "WIR HABEN NICHTS BESTELLT!!". Oder als der Rentner der über das Straßenfest nebenan nur "Das ist wirklich schon SEHR laut" rümpft.
Ach, irgendwie muss man sie lieben.
...der Innenstadt, in der wir die örtliche Punkerkneipe aufsuchen. Schön klein und rustikal (um das kaputte Klo zu erreichen muss man eine noch kaputtere Wendeltreppe hochkraxeln), aber mit spottgünstigen Drinks.
Auch Konzerte finden manchmal in dem Zimmer (Größenordnung UntenLinx) statt. Heute leider nicht, aber wir haben nette Gespräche mit Stammgästen (Abbildung ähnlich), die uns ein paar Kurze ausgeben. Die Wahl fällt auf den Anisschnaps "Cassalla", den ich die ganze Zeit so wie die kölsche Band "Kasalla" ausspreche. Ob die Alicanter das genauso lustig fanden wie ich weiß ich nicht mehr weil ich dann irgendwann eingeschlafen bin.
Am Tag danach dann aber schnell in den Renfe-Zug und ab nach Valencia. Zeit: ca. 2,5 Stunden. Ausblick, Beinfreiheit und Preis/Leistung: Top!
Wir quartieren uns im Viertel Ruzafa unweit des Bahnhofs ein, das wohl eines der hipperen Viertel der Stadt ist, aber trotzdem nicht so übergentrifiziert ist wie die entsprechenden Ecken anderer Städte Spaniens.
Kurz darauf dann auch der eigentliche Grund unseres Besuchs: Die Punksause der amerikanisch-kanadisch-katalanischen Gäste direkt am Marina Norte. Wegen Siesta kriegen wir nur das halbe Set von BELVEDERE mit. Aber die Frickelpunkshow der Kanadier, inkl. Ohrwurm-Hits wie "Brandy Wine", durfte ich in letzter Zeit zum Glück schon ein paar Mal mit ansehen.
Einer unserer Reisegruppe findet Belvedere nicht so gut weil der Sänger Steve Rawles bei seinen Auftritten die ganze Zeit so grinst. Ich finde sie im Gegenteil gerade deswegen so gut. Außerdem wird er ja ganz gut von den seriös aussehenden langhaarigen Headbangern neben ihm kontrastiert.
Einer unserer Reisegruppe findet Belvedere nicht so gut weil der Sänger Steve Rawles bei seinen Auftritten die ganze Zeit so grinst. Ich finde sie im Gegenteil gerade deswegen so gut. Außerdem wird er ja ganz gut von den seriös aussehenden langhaarigen Headbangern neben ihm kontrastiert.
Wie man sieht, herrscht an der Costa das perfekte Wetter für ein Open-Air-Konzert. Die Bühne wurde eigens für die Show vor den Hafen gezimmert und auf dem Veranstaltungsgelände gibt es Burgerstand, Servicekräfte mit Bierrucksäcken und eine Sitztribüne, auf der man auch gegen Ende des Abends noch ausreichend Platz findet. Einziger Minuspunkt: Man kann das Konzertgelände nicht verlassen um sich zwischendurch kurz mal nebenan an den Strand zu legen.
Erst als zweite Band spielen die Quasi-Lokalmatadore von CRIM auf. Ihr Stil, inkl. schroffer Gesangsstimme, lässt sich ungefähr als Street-Punk beschreiben. Ganz nett, und auf jeden Fall Anwärter für das beste Backdrop des Abends.
Danach schaue ich mir STRUNG OUT von vorne an. Muss man nicht mehr viel zu sagen; Legenden des melodischen Geschrammels. Auch wenn die neueren Alben etwas schwerer zu hören sind und der Sänger abseits der Bühne leider etwas unsympathisch ist.
Auch sie halten sich strikt an die vorgegebene halbe Stunde Spielzeit für die Vorbands, haben dafür aber eine hohe Hitdichte.
Zuvor auf ihren Headline-Shows in Europa hingegen, wie z.B. auch neulich beim Manchester Punk Festival, bestand ihr eigentliches Set quasi nur aus dem kompletten Album "Exile in Oblivion" in kompletter Länge, was meine Freude etwas geschmälert hat. Jenes ist kein schlechtes Album, aber meiner Meinung nach noch nicht einmal in den Top 3 der Band. Heute ist aber alles anders und es gibt einen bunt gemischten Strauß.
Zuvor auf ihren Headline-Shows in Europa hingegen, wie z.B. auch neulich beim Manchester Punk Festival, bestand ihr eigentliches Set quasi nur aus dem kompletten Album "Exile in Oblivion" in kompletter Länge, was meine Freude etwas geschmälert hat. Jenes ist kein schlechtes Album, aber meiner Meinung nach noch nicht einmal in den Top 3 der Band. Heute ist aber alles anders und es gibt einen bunt gemischten Strauß.
Dann kommen AGNOSTIC FRONT und singen darüber wie sehr sie das alte New York vermissen u.v.m.
Auf der Bühne aktiver wie je zuvor, obwohl Vinnie Stigma schon älter ist als alle Mitglieder des neuen Black Flag-Lineups zusammen, und auch vor der Bühne wird es beträchtlich voller.
Außerdem fällt mir ein, dass ich immer noch Vinnies Autobiographie lesen muss. Kann jemand bereits eine Empfehlung aussprechen?
Auf der Bühne aktiver wie je zuvor, obwohl Vinnie Stigma schon älter ist als alle Mitglieder des neuen Black Flag-Lineups zusammen, und auch vor der Bühne wird es beträchtlich voller.
Außerdem fällt mir ein, dass ich immer noch Vinnies Autobiographie lesen muss. Kann jemand bereits eine Empfehlung aussprechen?
Highlight des Sets ist allerdings, als während eines Songs die PA ausfällt und man nur noch hört wie das Schlagzeug leise vor sich hinscheppert und Roger Mirets Schreie dahinter untergehen. Wir kriegen Angst: der letzte große Stromausfall in Spanien ist doch erst ein paar Wochen her. Herrscht gleich wieder Notstand? Die Band selber merkt davon übrigens nichts und spielt hochprofessionell weiter. Als nach spannenden 2 Minuten die Boxen wieder angehen geht das Publikum in den lautesten Jubel des Abends über. Wir würden nur zu gerne wissen, was sich Agnostic Front in dem Moment gedacht haben.
Irgendwann nach 23 Uhr starten BAD RELIGION. Seit dem Release von "Suffer" vor 37 Jahren gab es eigentlich nie eine größere Tourpause und auch Europa wird quasi jedes Jahr bereist, was ich immer wieder höchst eindrucksvoll finde. Vor allem da sich die z.T. Ü60-Punker sich das selten ansehen lassen.
Klar, es gab einige personelle Veränderungen, sie machen keine allzu große Akrobatik mehr auf der Bühne (und ich bin insgesamt als Fanboy etwas voreingenommen), aber ich freue mich sehr wenn ich z.B. sehe mit wie viel Spielfreude und Dankbarkeit z.B. Bassist Jay Bentley noch auf der Bühne steht, wie sehr sich alle um die markanten Gesangsharmonien bemühen (trotz manchmal undankbarer Abmischung) und mit wie viel Geschick Prof. Dr. Graffin noch zur Betonung der Texte mit dem Zeigefinger auf diverse Sachen bzw. in diverse Himmelsrichtungen zeigt.
Eventuelle bandinternen Stress vermeidet er übrigens, in dem er ganz einfach getrennt von den anderen Bandmitgliedern reist und nächtigt.
Klar, es gab einige personelle Veränderungen, sie machen keine allzu große Akrobatik mehr auf der Bühne (und ich bin insgesamt als Fanboy etwas voreingenommen), aber ich freue mich sehr wenn ich z.B. sehe mit wie viel Spielfreude und Dankbarkeit z.B. Bassist Jay Bentley noch auf der Bühne steht, wie sehr sich alle um die markanten Gesangsharmonien bemühen (trotz manchmal undankbarer Abmischung) und mit wie viel Geschick Prof. Dr. Graffin noch zur Betonung der Texte mit dem Zeigefinger auf diverse Sachen bzw. in diverse Himmelsrichtungen zeigt.
Eventuelle bandinternen Stress vermeidet er übrigens, in dem er ganz einfach getrennt von den anderen Bandmitgliedern reist und nächtigt.
Was mich als Fan auch freut: Neben den zahlreichen Live-Hits gibt es auch einige deep cuts ("Fields of Mars", "Cease") in der insgesamt gut ausgewogenen Setliste.
Die Reisegruppe stürzt sich ins Pit bzw. ins Hafenbecken. Dort sind wir überraschenderweise wohl eine der einzigen ausländischen Touristen. Auch die Druffi-Teenager mit denen ich zwei Bands zuvor getanzt hatte, zeigten einen Mix aus Verwunderung und Freude, dass ich weder spanisch noch katalanisch sprechen konnte.
Auch sind im Publikum ehrliche Finder: Einer aus unserer Gruppe verliert sein Handy, wird aber eine halbe Stunde später darauf angesprochen als jemand mit ebendiesem Gerät plötzlich neben uns steht.
Die Reisegruppe stürzt sich ins Pit bzw. ins Hafenbecken. Dort sind wir überraschenderweise wohl eine der einzigen ausländischen Touristen. Auch die Druffi-Teenager mit denen ich zwei Bands zuvor getanzt hatte, zeigten einen Mix aus Verwunderung und Freude, dass ich weder spanisch noch katalanisch sprechen konnte.
Auch sind im Publikum ehrliche Finder: Einer aus unserer Gruppe verliert sein Handy, wird aber eine halbe Stunde später darauf angesprochen als jemand mit ebendiesem Gerät plötzlich neben uns steht.
Hier will ein Fan auf Greg zurückzeigen, aber es klappt nicht so ganz. Egal, trotzdem schöne Show und schöne Stimmung. Ganz zum Schluss noch "Anaesthesia", "Sorrow" und "American Jesus" zum Mitgrölen, dann ist Schicht.
Aber erst tut sich noch ein heimlicher Hauptact auf: Beobachten, wie während der Räumung des Geländes immer wieder Leute versuchen, sich auf dieser günstig gelegenen Wiese hinter die Büsche zu schleichen um dort auf Klo zu gehen, nur um dort von der Securityfachkraft ermahnt und weggeschickt zu werden. Bis dieser die heimlichen Pinkler bemerkt, vergeht meistens aber überraschend viel Zeit. Und kaum ist einer der Wiese verwiesen, versucht ein paar Sekunden später der Nächste sein Glück eine Hecke weiter.
Der Wiesenwächter ist sichtlich überfordert mit der Lage, auch nachdem er einen Kollegen zur Hilfe heranzieht. So wird die Pisswiese über die gesamte Dauer der Geländeräumung zum Schauplatz eines Tom- und Jerry-artigen Versteckspiels. Und das alles im Ticketpreis inbegriffen!
Der Wiesenwächter ist sichtlich überfordert mit der Lage, auch nachdem er einen Kollegen zur Hilfe heranzieht. So wird die Pisswiese über die gesamte Dauer der Geländeräumung zum Schauplatz eines Tom- und Jerry-artigen Versteckspiels. Und das alles im Ticketpreis inbegriffen!
Nach einem Fußmarsch zurück in unsere Hood kehren wir dann zuerst in eine Rockkneipe ein, in der wir ebenfalls noch ein paar Runden mit einheimischen Punks
(Abbildung ähnlich) trinken, die noch nichtmal vorher auf der Bad Religion-Show, sondern auf einer anderen Punkshow waren, aber ebenfalls sehr gastfreundlich waren.
Entgegen ihren Warnungen taumeln wir trotzdem noch in einen Nachtclub, der bei Einlass, Preisgestaltung, Layout und Klogang-Abwicklung (die Konzert-Piss-Wiese war besser organisiert) sowas von verwirrend gestaltet ist, dass wir doch noch ein bisschen an der Fiesta-Kultur der Stadt zweifeln. Aber das tut dem Wochenende keinen Abbruch.
Allerdings noch ein gut gemeinter Hinweis (der rein gar nichts mit dem beschriebenen Abend zu tun hat): Seid bezüglich fremden Drogen in einem (relativ) fremden Land nochmal doppelt vorsichtig mit der Dosierung. Sonst ist geschickte multidimensionale Navigation gefragt.
(Abbildung ähnlich) trinken, die noch nichtmal vorher auf der Bad Religion-Show, sondern auf einer anderen Punkshow waren, aber ebenfalls sehr gastfreundlich waren.
Entgegen ihren Warnungen taumeln wir trotzdem noch in einen Nachtclub, der bei Einlass, Preisgestaltung, Layout und Klogang-Abwicklung (die Konzert-Piss-Wiese war besser organisiert) sowas von verwirrend gestaltet ist, dass wir doch noch ein bisschen an der Fiesta-Kultur der Stadt zweifeln. Aber das tut dem Wochenende keinen Abbruch.
Allerdings noch ein gut gemeinter Hinweis (der rein gar nichts mit dem beschriebenen Abend zu tun hat): Seid bezüglich fremden Drogen in einem (relativ) fremden Land nochmal doppelt vorsichtig mit der Dosierung. Sonst ist geschickte multidimensionale Navigation gefragt.
Dafür lernen wir aber, dass Alicante und Valencia so etwas wie eine Feindschaft oder zumindest eine Argwohn verbindet. Einige Alicanter halten Valencia wohl mit seiner extrem schicken und blankpolierten Innenstadt für hochnäsig, während sie umgekehrt für die mit der dreckigeren Billigparty-Stadt gehalten wird. Vielleicht so ähnlich wie Düsseldorf und der Ruhrpott.
Den Rest des Wochenendes verbringen wir dann noch u.a. mit Dino-Shows, Stadtbummeln, bei belgischem Bier dem Eurovision Song Contest beim Untergehen zusehen...