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Sommerschlacht Tag 1: Trümmerratten, Erection, Maid Of Ace, Schaeden, Folkverrat, OstWest-Konflikt, 11.08.2023 in Wakenstädt, Schießplatz - Bericht von Fö

Sommerschlacht Tag 1, 11.08.2023 in Wakenstädt

Mehr Festivals besuchen die ich noch nicht kenne, Teil 4. Vielleicht der letzte Teil diesen Sommer, es sei denn jemand haut noch den entscheidenden Tipp rüber. Diesmal ziehen wir in die Schlacht! In die Sommerschlacht, um genau zu sein, die unweit der Stelle stattfindet, wo vor ein paar hundert Jahren Schweden gegen Sachsen gekämpft hat, so viel hab ich von meiner kurzen Wikipedia-Recherche noch behalten.
Nämlich in Gadebusch-Wakenstädt, grob in der Nähe von Schwerin. Anreise wie üblich unproblematisch mit der Bahn.
Da wir früh da sind und die Bands spät starten, haben wir ausreichend Zeit für eine kleine Wanderung! Wir latschen zum Neuendorfer Moor, das touristisch noch nicht wirklich erschlossen ist und von Wakenstädt aus über eine gut befahrene Landstraße ohne Fußgängerweg erreicht werden kann. Sehr abenteuerlich.
So wirkliche Wege durch das Moor gibt es auch nicht, zumindest keine derer wir gewahr wurden. Als Wanderung also kein wirkliches Highlight, aber es gab Kraniche und Kröten zu sehen, sowie Krombeeren, tschuldigung, Brombeeren, zu essen.
Die Sommerschlacht ist ein jährlich stattfindendes Festival, veranstaltet vom selbstverwalteten Jugendzentrum KuT Gadebusch. Die Fläche ist sonst ein Schießstand. Auch irgendwie makaber. Cowboy-Galoschen an und los.
Der Zeltplatz ist äußerst klein, aber von Bäumen gesäumt und mit zeltheringsfreundlichem Untergrund. Also, Heringe gehen leicht rein, aber auch leicht wieder raus, zum Beispiel wenn man ein Tarp spannt.
Das Gelände ist echt schön! Vieles hier ist selbstgezimmert und es gibt allerlei Nettes zu entdecken, obwohl hier wirklich alles wunderbar klein ist. Die Leute sind auch alle sehr entspannt.
Geht los im Zirkuszelt mit der ersten Band OSTWEST-KONFLIKT. Ich habe im Internet nichts über diese Band gefunden, außer dass das KuT selbst schreibt: "besteht aus Menschen, die entweder sonst beim Festival arbeiten, schonmal auf unserer Bühne standen oder einfach als Gast da waren." Außerdem sollen sie aus Rostock kommen.
 Musik ist natürlich Deutschpunk, wobei die Texte aus zwei Kehlen dargeboten werden. Außerdem werden die Texte ausnahmslos gegrölt. Der erste (und aus Mangel an Zugabenmaterial auch letzte) Song handelt von Arno Dübel. War aber leider kein Cover von Münzmikrowelle. Trotzdem spreche ich mich an dieser Stelle für ne Split von OstWest-Konflikt und Münzmikrowelle aus.
Die Besetzung ist außerdem, glaube ich, sonst etwas breiter aufgestellt, da der Bassist fehlt und so die beiden Gitarristen munter wechseln wer nun was spielt. Bringt immerhin etwas Dynamik in die Show!
Weiter geht es draußen mit den TRÜMMERRATTEN! Spätestens seit dem letztjährigen Auftritt beim Rock am Berg weiß auch ich: Super Band! Heute leider kein derartiges Chaos auf der Bühne, dafür ein solider Auftritt.
 Immerhin spielen sie! Wie zu hören ist, ist Tüddels Arm entzündet und sie übersteht das nur mit hochdosierten Schmerzmitteln. Was ein Einsatz! Musik ist, wie sollte es anders sein, Deutschpunk, natürlich mit Schlager-Vibes und Parolen-Refrains die sich sofort ins Gehör einfräsen. Ein Text gegen Fußballfans erwärmt mein Herz, außerdem gegen die GEZ (gibt's doch gar nicht mehr!), Bullen, Bahntickets und andere schlimme Dinge. Wer es noch nicht getan hat, empfehle ich das Reinhören bei Bandcamp.
 Leider haben sich aber doch einige Fußballfans auf das Gelände geschlichen und zünden aus purer Boshaftigkeit Rauchbomben. Leider sind hier alle zu nett und niemand verprügelt die Idioten. Natürlich bin ich ansonsten gegen Prügelstrafe, aber wer Pyro zündet, hat es einfach nicht anders verdient. So ziemlich das einzige, was früher im Punk geiler war als heute, ist, dass es früher auf Konzerten keine Pyro gab.
Riesenhit: "St. Pauli, scheiß Bullen, habt ihr immer noch nicht genug?". Das ist wohl ein Zitat aus einer Pressemitteilung der Hamburger Polizei, die sich aber als Falschmeldung herausstellte. Die besten Anti-Polizei-Slogans schreibt anscheinend immer noch die Polizei selbst.
SCHAEDEN wurden uns schon zuvor von Trümmerratten damit angekündigt, dass sie eine besondere Verbindung hätten - Trümmerratten machen ihre Körper kaputt, schæden alles andere. Heute ist das eine Fußmaschine. Als ich sie das letzte Mal sah, war es ihr Auto. Nee, Moment, hab nochmal in den Bericht geschaut: Damals war es auch die Fußmaschine. Crowdfunding folgt.
Der Auftritt macht richtig Laune! Nicht nur mir, sondern auch den anderen Anwesenden. Nach und nach ticken hier alle aus. Voll geil! Zu hören gibt es Hardcore-Punk, teilweise etwas postig, meistens voll nach vorne dreschend. Da wird ordentlich Wut transportiert.
Hatte die Band gar nicht so wirklich aufm Schirm und bin dementsprechend selbst ein bisschen überrascht, wie sehr mich das ummäht. Geil. Auch hier uneingeschränkte Bandcamp-Empfehlung
Mittlerweile ist es dunkel draußen. Erstmal zum Zelt, nen Pulli holen. Was bei der Sommerschlacht nicht wirklich Zeit in Anspruch nimmt, die Wege sind kurz. Aber wir verquatschen uns, und so haben ERECTION schon begonnen, als ich zurück komme.
 Letztes Jahr beim Back To Future gesehen und direkt so verzückt gewesen, dass sie auch fürs Bierschinken eats FZW gebucht wurden. Den Leuten von der Sommerschlacht ging es wohl ganz genauso!
 Erection sind, ja was soll man sagen, eine Band die mal so eben die komplette Bühne in Beschlag nimmt, zumindest Sängerin Julia, die vermutlich jeden Zentimeter des Bühnenbodens berührt hat und dabei sehr offensiv durchs Programm führt.
Mittlerweile hat die Band endlich ihr Album rausgebracht (ich verweise mal wieder auf Bandcamp), dementsprechend auch viele neue Songs zusätzlich zu den bereits wohlbekannten. Die Musik ist, wie soll ich sagen, Punkrock mit Rock'n'Roll-Gitarre, dazu schmissige Refrains und extrovertierte Show.
Cooler Auftritt! Hat mir offen gestanden beim Back To Future besser gefallen, da war der Überraschungseffekt einfach größer, die Band wird aber hier heute auch ganz gut gefeiert.
So. Wieder ins Zelt. Hier ist es mittlerweile so dunkel, dass die Fotos alle scheiße werden. Naja, nich mein Problem. FOLKVERRAT spielen nun und damit eine Band, die ich zuvor nicht kannte, deren Namen aber Schlimmes befürchten lässt. Bitte lass sie keinen Dudelsack haben!
 Puh, sie haben keinen Dudelsack! Auch sonst ist es nicht dieser furchtbare Halligalli-Kirmes-Folk, eher so die Americana-Folk-Schiene. Post-Country-Punk sagt man vermutlich. Sehr annehmbar, geht auch gut in die Beine und nicht mal das Banjo nervt. Auch hier lässt sich wieder bei Bandcamp reinhören.
Die manchmal etwas zu langen und theatralischen Ansagen sind mir aber doch etwas zu viel. Immerhin gibt es zwischendurch zur Überbrückung ein paar Flachwitze zu hören. Ich habe mir natürlich keinen gemerkt.
Irgendwo in einer bisher nicht beachteten Ecke des Geländes gibt es Karaoke. Ich verstehe das nicht, aber glücklicherweise sind die Mikros sehr leise. Wie wir am nächsten Tag erfahren, lief Karaoke noch die halbe Nacht und jeder zweite Song war von den Toten Hosen. Aua. Hierzu habe ich keinen Bandcamp-Link.
Dann MAID OF ACE! Dazu vorab was: Auf dem Gelände hingen Aushänge, Teile der Festivalcrew hätten sich dieses Jahr aus dem Festival rausgezogen aufgrund der Buchung dieser Band. Kritikpunkte waren, dass Maid of Ace einen unironisch patriotischen Fußball-Song gemacht haben, dass sie mit Exploited und Feine Sahne Fischfilet spielen und dass sie bei M.A.D. im Booking sind, die auch Sachen wie Pro-Pain, Stomper 98 und Tamas machen. Hm, ja. Schwierig, trotzdem meine 2 Cents dazu: Ich finde es richtig und wichtig, Kritik zu äußern und entsprechende Konsequenzen zu ziehen. Schwierig finde ich aber, auch von anderen zu erwarten, nach den gleichen Maßstäben und Idealen zu bewerten und ich weiß auch nicht, ob es gut ist, so eine Diskussion in die Öffentlichkeit zu bringen. Das heißt, eine Diskussion natürlich schon, aber diese Aushänge stehen dort eben unkommentiert und ohne Diskussion. Andererseits lässt das Sommerschlacht-Team sie ja hängen, so viel Transparenz muss sein.
 Ich kann die genannten Punkte nachvollziehen, für mich erreichen sie aber noch nicht das Level, bei dem ich gewillt bin, die Band aus meinem Musikkosmos zu streichen. Am härtesten wirkt wohl das Argument mit dem Fußball-Song, aber gerade damit tue ich mich schwer, weil ich das als Nicht-Fußball-Fan gar nicht bewerten will. Geschätzt 90% aller Fußballfans (auch im Punk) sind doch zumindest lokalpatriotisch, und das wird selten bis gar nicht kritisiert. Schlimm genug eigentlich.
So, zum Auftritt: MAID OF ACE haben mich letztes Jahr beim Ruhrpott Rodeo total umgehauen. Heute ist mir das irgendwie zu drüber, zu "abgebrüht" und professionell, wahrscheinlich die Art von Show die sie 1:1 auch überall sonst spielen. Die Ansagen (meist eh im selben unverständlichen Duktus in dem auch die Songs geschrien werden) so dahingepfeffert - einerseits irgendwie cool, andererseits auch unpersönlich, was nicht so ganz ins Setting der Veranstaltung passt. Außerdem ist nach ner halben Stunde eigentlich alles gesagt, die Songs variieren nicht sonderlich und so wirkliche Hits kristallisieren sich auch nicht heraus. Sie spielen aber ca ne Stunde UND ICH BIN EINFACH HUNDEMÜDE EY!!
 Genug Meckerei, zum Positiven: So rein technisch einfach mal nix zu beanstanden. Da wird astreiner Streetpunk runtergebrettert, Töne und Chöre sitzen wie ne 1, insbesondere die mehrstimmigen Passagen sind wunderbar mitreißend. Was die 4 da fabrizieren, ist halt einfach ne Wucht und vermittelt auch gar nicht den Anspruch, für kleine DIY-Kontexte gemacht zu sein.
So, ich erwähnte es: Bin hundemüde, und bevor ich nach dem Auftritt im Stehen einschlafe, schleppe ich mich ins Zelt. Erster Tag Sommerschlacht war wunderbar! Mal schauen wie es morgen wird!

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