Rebellion Festival, 04.-07.08.2022 in Blackpool (UK), Winter Gardens - Bericht von maks
Rebellion Festival, 04.-07.08.2022 in Blackpool (UK)
Machen wir uns nix vor: Bei einer Veranstaltung mit Besucher:innen im fünfstelligen Bereich lassen sich sexuelle Übergriffe im Vorfeld nie vollständig verhindern und selbstverständlich war mir das auch vorher bewusst. Die große Frage ist, wie die Veranstaltenden mit Vorwürfen diesbezüglich umgehen, welche Maßnahmen sie im akuten Fall ergreifen (und da kann es nur ein "raus und Bändchen ab" geben), welche Lehren sie aus den Geschehnissen ziehen und welche Maßnahmen sie für die Zukunft ergreifen, um diese Übergriffe auf das absolut unvermeidbare Minimum zu beschränken. Und selbstverständlich auch der Umgang mit Betroffenen und welche Unterstützung diesen vor Ort und generell angeboten wird.
Nachdem sich die Veranstaltenden diesbezüglich anfangs nicht mit Ruhm bekleckert haben (z.B. bei geschilderten Übergriffen: "schade, dass du dich nicht wohl gefühlt hast, aber viele Menschen kommen hier her und haben tolle Tage"), kam erfreulicherweise doch noch Bewegung in das Thema. Auch die von mir interviewte Person hat im Nachgang mit einer weiblich gelesenen Person aus dem Kreis der Veranstaltenden ein Gespräch gehabt, welches sie zumindest ein Stück Hoffnung schöpfen ließ. Einige Zeit später stellte sich eine Person auf der Rebellion-Facebook-Seite vor, die von den Veranstaltenden beauftragt wurde, um sich der Thematik anzunehmen und das Festival für Betroffene sicherer zu machen. Das wurde dort auch überwiegend positiv aufgenommen, aber dass es alleine auf dieser öffentlichen Plattform 22 Personen gibt, die das mit einem Lachsmiley quittieren, beweist die Notwendigkeit. 22 sind nicht viel? Doch und zwar 22 zu viel (plus all die, die nicht geklickt haben, aber genauso ticken). Auf der eigentlich recht umfangreichen Rebellion-Homepage suche ich das Thema jedoch leider vergeblich und zweifel im dem Moment schon wieder daran, dass der Thematik ausreichend Priorität eingeräumt wird. Doch am Ende ist natürlich entscheidend, wie es in der Realität - im August 2022 - aussieht. Und ich greife vorweg: Ich kann es als nicht betroffene Person natürlich auch nicht schlussendlich beurteilen, wie Ihr auch im Folgenden lesen könnt.
Was? Das ist Dir jetzt schon alles zu viel, ich soll mich endlich auf die Mucke konzentrieren? Hey, gut gemeinter Rat zurück: Dass verpiss Dich doch einfach!
Fast pünktlich am Mittwoch um 6:30 Uhr morgens startet der Flieger von Düsseldorf aus nach Manchester. Mein dritter Flug in den vergangenen ca. 25 Jahren - und nach wie vor ein riesiger Graus für mich (die beiden anderen Rebellion-Besuche in 2015 (?) und 2019 haben wir mit Van und längerem Aufenthalt in UK verbunden).
Danach ca. 1:45h mit dem Zug nach Blackpool, dann nochmal 10-15 Minuten zu Fuß und schon sind wir in der Straße, wo sich unsere Unterkunft befindet. Keine 5 Minuten Fußweg von der Konzert-Location "Winter Gardens" entfernt. Eine Anwohnerin schreit uns "Welcome in Blackpool, wohoooo!" entgegen und wir fühlen uns wie auf Wacken. Nur anders. Auch wenn wir da noch nie waren.
Die meisten der kleinen privaten Hotels in dem nordenglischen Seebadstädtchen haben neben einer kleinen Hand voll Zimmern eine Mischung aus Aufenthaltsraum, Wohnzimmer und Minipub (natürlich mit 1-2 Zapfhähnen für Lager und Cider) im Erdgeschoss. Immer wieder erstaunlich und phänomenal. Und bei uns wird sogar Wert auf Social Distancing gelegt.
Danach werden problemlos und flott die Festivalbändchen sowie das Festival- und das Programmheft abgeholt. Und siehe da: Eine Seite ist tatsächlich dem Thema "Safer Spaces" gewidmet. Sehr gut!
In diesem Jahr erleben wir sogar die Ebbe und stellen fest, dass die Küste hier doch nicht nur aus Beton, sondern auch aus Sand besteht. Das war uns zumindest bei unserem ersten Besuch tatsächlich vorenthalten geblieben.
Und schnell hat mich diese Ausstrahlung des nordenglischen Urlaubsstädtchens und "Seebades" wieder überwältigt. Dieser - noch einmal durch die anwesenden Punks und Skins zur Rebellion-Zeit verstärkt - Menschenmix in allen seinen Facetten,...
...das Pier und die Straßen mit ihren bunten Lichtern, längst vergessene Karussel-Arten, die mensch vermutlich zuletzt in alten Bud Spencer-Filmen gesehen hat, unendlich viele Spielhallen für ganz Klein bis ganz Groß und ganz viel ungesunde Fressbuden, die teils einfach "SUGAR" heißen und den Nagel auffem Kopf treffen.
Oder zusammengefasst: Blackpool besteht aus 20% Ramsch und Kitsch, 25% Zucker, 25% Fett und 30% Allohol.
The "Winter Gardens" von vorne. Hier werden ab morgen auf 6 Indoorbühnen über 300 Bands auftreten, die sich gnadenlos überschneiden. Außerdem gibt es eine Punk-Ausstellung (unter anderem mit Werken von UK Subs Charlie Harper), eine "Literary-Stage", auf der vor allem Interviews stattfinden, ein "Entertainment, Open Mic & Quiz"-Bereich im Pub und im sogenannten "Opera House" werden zahlreiche Filme zum Thema Punk gezeigt. Am Strand befindet sich zudem das "R-Fest", wo vor allem etwas mainstreamigere alte Bands, die allermeisten aus dem Punk Genre, auftreten. Für Rebellion-Besucher:innen ist der Eintritt dort inklusive, es gibt aber auch Karten explizit für das R-Fest.
Als wir genug Charme inhaliert haben, treffen wir uns noch mit Sarah und Micha - die mit vielen anderen mehr oder weniger bekannten Gesichtern bereits heute Morgen gestartet sind - in diesem Irish Pub nahe des Strandes, ganz gemütlich noch auf ein paar Bierchen bei gemütlicher Hintergrundbeschallung. Hatten wir uns zumindest so ausgemalt. In Wirklichkeit nahm der Charme aber erst jetzt so richtig Fahrt auf: Bereits beim Eintritt fällt uns ein Gast mit den Worten, dass wir nur reindürften, wenn wir Iren seien, entgegen. Gekonnt ignoriert. Drinnen dann das absolute Karaoke-Massaker. Furchtbares Liedgut, in fürchterlicher Lautstärke. Ab und zu krabbelt einer der ca. 10 Gäste auf die kleine Bühne und grölt von allen anderen ignoriert (bis auf uns, denn wir sitzen direkt davor und unsere Faszination lässt kein Wegschauen zu) aus voller Inbrust mit. Wir halten es 1-2 Getränke durch, bestaunen ein Mischgetränk-Aushang, auf dem das "Nationalgetränk" GUINNESS mit nur einem N, also GUINESS geschrieben steht. In einem Irish Pub! Wo nur Iren reindürfen. Und wir. Wahnsinn!
Und schon ist Tag 1 vorbei uns es geht um kurz nach 11 Uhr morgens ab in die Winter Gardens. Und wieder stelle ich positiv überrascht fest, dass diese Aushänge in unterschiedlichen Ausführungen an vielen Stellen sichtbar sind. Was wir noch cool gefunden hätten: Wenn zwischen all den Sauf-, Fress- und Merchständen (Bands, Veranstaltende, sonstige Merchanbieter:innen etc.) noch Platz für einen Infostand und Anlaufstelle diesbezüglich gewesen wäre. Denn ob die neue Security, die - Erfahrungen aus unserem Kreis und Berichte im (mehr oder weniger) sozialen Netzwerk bestätigen das - sich einige Ausfälle geleistet hat, diesen Anforderungen wirklich gerecht werden kann, darf zumindest hinterfragt werden. Rollstuhl- und Rollator-Fahrer:innen (von denen es hier nicht wenige gibt) wurde beispielsweise die Fahrt in extra dafür vorgesehene Fahrstühle untersagt (weiß der Henker warum) und Hilfen diesbezüglich ausgeschlagen. Ganz sicher nicht von allen Security-Mitarbeiter:innen, aber angesichts der öffentlich gemachten Verfehlungen war das zumindest kein Einzelfall.
Zum Einstieg machen wir uns auf zur "Almost Acoustic"-Bühne, die von SALLY PEPPER eröffnet wird. Tolle Singer/Songwriterin und tatsächlich die einzige Künstlerin, bei der wir uns mit etwas Merch (T-Shirts) eindecken. Dafür hätten wir wohl auch jeweils 1/3 Shirt eines "Headliners" bekommen.
Ein paar wenige 100 Menschen können sich hier im Obergeschoss im beachtlichen Ambiente sitzend und stehend einfinden.
Danach werfen wir einen kurzen Blick in die RIS & AFTERDARK ARENA, dem kleinsten der übrigen Veranstaltungsräume. Hier werden wir dann auch recht häufig verweilen, da hier - neben der Akustik-Bühne - die uns interessierenden teils kleineren Bands auftreten. Etwas schade, dass auch die meisten Bands mit überwiegender FLINTA*-Beteiligung vor allem auf diesen beiden kleinsten Bühnen zu sehen sind und nur wenige es auf die größeren Stages "schaffen". Für uns zwar cool, weil klein = geiler. Aber!
Deutlich größer ist zum Beispiel der CLUB CASBAH, der "punkigste" aller Räume. Bei den Auftritten ist es hier stockduster, Wände und Decke sind schwarz und zusammen mit der Lichtshow bewirkt das einen echt mal krassen (huch!) Effekt, als sei mensch auf einer Außenbühne und es ist stockdüstere Nacht.
PIZZATRAMP dürfen im größten und prunkvollsten Raum, dem EMPRESS BALLROOM auftreten. Der Sänger begegnet uns in den Folgetagen noch des Öfteren, völlig aufgewühlt, meist mit 2 Bier im Anschlag, grölend und singend. Der eigene Auftritt kann da getrost als Warmmachen verstanden werden.
WONK UNIT! Eine meiner derzeitigen Lieblinxkapellen auf selbiger Bühne. Der Sound ist (wie in vielen anderen Räumen leider auch) - je nach Standort - teils sehr durchwachsen. Und wären es nicht WONK UNIT, wäre ich auch nicht so begeistert. Obwohl die auf kleiner Bühne mit intensiverem Publikumskontakt natürlich nochmal ganz anders rüber kommen.
Die BOUNCING SOULS. Irgendwie so ne Kapelle, die ich ja eigentlich ganz gut finde, aber. Aber irgendwie live dann bei mir doch nicht immer so zünden. Von Band aber irgendwie ja auch nicht so wirklich. Warum hab ich die eigentlich als "toll" bei mir abgespeichert?
Denn toll sind ja vor allem PETE BENTHAM & THE DINNER LADIES inkl. den ganz eigenen Fans, die mit dicken Plastikhandschuhen (die auch in den Tiefen eines verstopften Klos noch halten) und Wischtüchern einen wundervollen Tanz aufführen. Wahnsinn!
ANTI FLAG. Auch Wahnsinn! Wahnsinn viel Gespringe und Show. Musikalisch mag ich´s, aber an Show und Animation ist mir das viel zu viel. Der Empress Ballroom bietet allerdings das perfekte Ambiente dafür.
Um 20:20 Uhr geht es "wild auf der Straße" zu. Wer kennt ihn nicht, den BRUTALE GRUPPE 5000-Klassiker, der hier von den Kaliforniern CIRCLE JERKS galant gecovert wird.
Und dann reicht es uns auch schon für heute. Wir kriechen nochmal zum fußläufig entfernten Strand, nach all dem Krach etwas Romantik tanken.
Der nächste Morgen beginnt mit einer 100.000 Pfund-Frage: Würden Sie diesem Geldautomaten ihre Mastercard Gold anbieten? Mangels Mastercard Gold muss ich das zum Glück nicht beantworten.
Wir latschen ein wenig durch die Gegend, bestaunen die Unterkunft der nostalgischen Straßenbahnen...
...und die Band BITE ME. Ich habe noch nie ein Akustikset gesehen, bei dem die Sängerin so abgeht, wie hier. Das kriegen manche Sänger:innen selbst mit hochelektrischer Untermalung nicht so hin.
Das Logo 2022: Ich find´s cool, so sehr mich die Viecher auch vom Schlaf abgehalten und so derbe sie auch mindestens ein Kleidungsstück aus unserem Hause vollgeschissen haben. Merch vom Rebellion käme mir rotzdem nicht an den Körper, denn neben vielen coolen Bands, tritt hier auch Jahr für Jahr patriotischer und "unpolitischer" Rotz auf. Punk in the UK macht´s möglich. Während wir wohl alle in Teutschland einen großen Haufen scheißen würden, wenn auf einem Festival inhaltlich ähnliche Kombos auftreten, ist das hier nach wie vor im Rahmen solcher Festival "völlig normal" und mensch geht sich halt aus dem Weg. Bands mit emanzipatorischem, antifaschistischem und progressiven Inhalten treten hier dennoch ganz selbstverständlich ebenso auf und die eigene persönliche Auswahl der Bühnen ist ein Teil der alleine dadurch gelebte Solidarität. In Teutschland würde ich tatsächlich das Wort "inkonsequent" in den Wort nehmen. Hier ticken die Uhren aber irgendwie anders. Inkonsequent? May be.
IDESTROY, super! Die dürfen um 13:30 Uhr tatsächlich im EMPRESS BALLROOM auftreten, der natürlich längst nicht so gefüllt ist, wie am Nachmittag und Abend. IDESTROY waren zuletzt ebenfalls nur auf der kleinen Bühne vertreten und freuen sich, dass sie in diesem Jahr "hier oben stehen dürfen". Wir freuen uns für die Band mit, so früh es auch ist.
Bei den NEWTOWN NEUROTICS, die ich schon mal in deutlich kleinerem Rahmen im Prince Albert Pub in Brighton sehen durfte, ist schon deutlich mehr los. Der Sound ist aber bei unserem Standort gerade mal wieder viel zu bescheiden, der Weg in die "bessere Ecke" zugestellt und uns eh nach was Kleinerem.
...bevor es wieder zur Acoustic Stage geht, wo die uns bereits bekannte, wundervolle EMILY FLEA auftritt.
...und wir wieder nach oben latschen, wo nicht nur wie angekündigt ALEX WONK auf der Bühne steht, sondern (fast) ganz WONK UNIT again, die hier vor allem ältere Stücke darbieten, die sie sonst live nicht (mehr) (so oft) spielen.
Dann weiter mit einem Abstecher zur R-FEST-Bühne zu SKIDS (die insgesamt 3 x auf dem Festival auftreten) und einer bitteren Erkenntnis:
Bis 20:15 Uhr werden explizit für das R-FEST Karten verkauft. Ich weiß nicht mehr, was so ne Tageskarte gekostet hat, aber so knapp 100 Pfund dürften das auch gewesen sein. Der Witz ist, dass ab 20:30 Uhr bereits niemand mehr mit reinem R-Fest-Bändchen auf das Gelände darf, obwohl das Programm bis ca. 23 Uhr geht. Willste nur 1-2 Bands zum Ende sehen (heute wären das THE UNDERTONES und THE STRANGLERS) und kommst deswegen erst um 20:45 Uhr mit Deinem Bändchen hier her, dann bist Du am Arsch. Rebellion-Bändchen-Inhaber:innen hingegen dürfen durchgehend rein und raus.
Wir haben entsprechend kein Problem, THE UNDERTONES zu sehen, die mich tatsächlich positiv überraschen. Das eine aktuellere Video, das ich mir im Vorfeld angeschaut habe, ließ mich erschaudern. Aber hier ist es echt gut. Vielleicht liegt es aber auch an dem weiten Abstand zur Bühne. Vielleicht aber auch nicht.
Der startet mit einem Spaziergang in die andere Richtung und einmal mehr mit Faszination. Aber eben auch nur faszt.
Auch ganz groß: Ein riesiges Leuchtteil, mit dem zu umweltverträglichem Leben motiviert werden soll.
Und die WINTER GARDENS nochmal von der anderen Seite.
Ich muss jetzt mal ne Pause machen, bevor es mit Tag 3 dann so richtig weiter geht. Bis später!
Ich muss jetzt mal ne Pause machen, bevor es mit Tag 3 dann so richtig weiter geht. Bis später!
...wo noch einmal die fantastischen PETE BENTHAM & THE DINNER LADIES alles geben. Jetzt auch mit Schlagzeuger Tony, den wir nach dem Auftritt dank "lange nicht gesehen" freudig in die Arme schließen.
Auf dem Weg zurück zu den WINTER GARDENS: Tofish (veganer Fischersatz auf Tofu-Basis) & Chips. Sieht im Original besser aus, als auf diesem verunglückten Foto. Ein Gedicht, so zwischen Pizza und Burger.
Das ist JESS SILK auf der Acoustic-Stage. Ebenfalls Hammerstimme! Weniger Hammer, bzw. auch Hammer, aber eher uncool: Gestern Abend sind wohl bereits um 21:30 Uhr keine Leute mehr in das Gebäude gekommen, so dass mehrere 100 Menschen nach über 1 Stunde Wartezeit das Weite suchten. Es war vorher klar, dass wenn einer der 6 Konzerträume voll ist, niemand mehr in den jeweiligen Raum hinein gelassen wird. Aber das bezog sich ausschließlich auf die einzelnen Bühnen. Dass jetzt bereits so früh niemand mehr in das Gebäude reinkommt, ist natürlich schon Skandalwürdig. Wenn ich bei knapp 200 Pfund für ein Festivalticket um die von mir favorisierten Headliner an diesem Tag gebracht werde, dann kann ich es schon nachvollziehen, wenn jemand pissig wird. Und das, wo wir tatsächlich 4 Tage traumhaftes Wetter hatten (18-20 Grad im Schatten, meistens nur Sonne und gefühlt deutlich wärmer, kein Regen). Man stelle sich mal vor, es hätte noch geplästert und die ganzen Leute vom R-Fest mit Rebellion-Bändchen (sicher auch am Abend 1000 oder vielleicht sogar deutlich mehr) hätten ZUSÄTZLICH noch reingewollt. Spätestens da wäre es wohl eskaliert.
Und dann einer der emotionalen Höhepunkte: Die jungen Südkoreanerinnen von RUMKICKS. Vor dem letzten Song erzählt die Sängerin unter Tränen der Rührung, dass sie vor allem vom englischen Punk beeinflusst worden sind und es kaum fassen können, jetzt hier zu stehen. Ich hatte tatsächlich ebenfalls Pipi in den Augen und musste arg schlucken, so kitschig das vielleicht auch scheinen mag.
Um das irgendwie auch musikalisch auszudrücken, wurde "England belongs to me" von Cock Sparrer gecovert. OK, jetzt nun nicht wirklich meine favorisierte Band und da sich in diesem Raum viele Menschen aufhielten, die (nicht nur in Relation zum Gesamtpublikum) wohl eher ein unterdurchschnittliches Wonnegefühl bei emotionalen Bekundungen zu einem Nationalstaat haben, war die Bereitschaft zum mitgrölen relativ verhalten. Ändert aber nichts daran, dass die Tränen der Rührung auch bei mir nicht vertrocknet sind.
Um das irgendwie auch musikalisch auszudrücken, wurde "England belongs to me" von Cock Sparrer gecovert. OK, jetzt nun nicht wirklich meine favorisierte Band und da sich in diesem Raum viele Menschen aufhielten, die (nicht nur in Relation zum Gesamtpublikum) wohl eher ein unterdurchschnittliches Wonnegefühl bei emotionalen Bekundungen zu einem Nationalstaat haben, war die Bereitschaft zum mitgrölen relativ verhalten. Ändert aber nichts daran, dass die Tränen der Rührung auch bei mir nicht vertrocknet sind.
Danach - noch immer in selbigen Gefilden - LADY RAGE. War OK, aber die beiden zuvor spielenden Kombos haben wir durchaus mehr abgefeiert.
MDC im CLUB CASBAH. Für meine heutige Aufnahmefähigkeit leider zu laut und zu viel, so geil das Ambiente (dunkel + Lichteffekte) auch war.
Auch die Londoner:innen RABIES BABIES dürfen oder müssen oder nennt es wie ihr wollt, auf der RIS & AFTER DARK-Bühne musizieren. Wie es war weiß ich beim besten Willen nicht mehr.
Und letztendlich für uns in diesem Jahr erstmalig zur PAVILION-Stage in der Mitte der WINTER GARDENS: CULTURE SHOCK. Ach ja, witzige Geschichte: Tags zuvor hängen wir draußen Pizza verzehrend und die Fresse voller Tomatensauce auf einer Bank ab, als ein Typ vorbei kommt und mich fragt, ob er ein Foto von mir machen darf. Ich vermute einen der zahlreichen Fotograf:innen, die hier jedes Jahr herkommen um draußen Fotos von den ganzen Punks zu machen...
Da ich aber nun ja nicht gerade der outfitstärkste Punk unter der nordenglischen Sonne bin, schaue ich verwundert hoch und erblicke einen Typ, der lediglich ein Handy in der Hand hält. Ich verneine und der Typ ist völlig irritiert und fragt noch 5 mal nach warum denn nicht und wieso und kann das gar nicht glauben. Am Ende sagt er dann, dass ich doch der Sänger von SUBHUMANS (Dick Lucas, identisch mit dem Sänger von CULTURE SHOCK, siehe Foto) sei und er hätte so gerne ein Foto von mir. Ja, die Ähnlichkeit ist verblüffend und im nachhinein bereue ich natürlich, dass ich mich nicht zu einer umfangreichen Session unter diesem Deckmantel habe hinreißen lassen.
Am näxten Morgen fahren wir diesen roten Turm, der schon öfter zu sehen war, hoch, um mal Fotos von oben nach unten zu machen.
Und wieder unten: Zick-Zack-Lauf, selbst wenn gerade nur 3 Leute rein wollen und daneben noch ein Geradeaus-Durchgang ist. Der ist aber nicht für uns bestimmt, sondern für vermutlich niemanden. Einfach nur so, um uns zu ärgern.
So, wo sind wir? Ach ja: Sonntag. Moin! Zunäxt latschen wir von Pub zu Pub zu Pub zu Pub um irgendwo das St. Pauli-Spiel zu gucken. Klappt aber nicht. Also lassen wir uns wieder im Biergarten des ersten Pubs mit einer Horde von Menschen nieder und hören die 2. Halbzeit im AFM-Radio, so ne Art FC St. Pauli-Fanradio, was ursprünglich gegründet wurde um Menschen ohne Sehvermögen auf der Tribüne ein möglichst tolles Stadionerlebnis zu bescheren. Nach dem Spiel geht´s in den EMPRESS BALLROOM zu den großartigen THE AVENGERS.
Und dort dann nochmal ganz kurz zu CHELSEA, aber 4 Tage Mucke zehren schon jetzt arg an der Substanz.
Wir gehen wieder raus und wollen eigentlich nur noch eine Band sehen: MAID OF ACE, die im PAVILION auftreten "dürfen". Wir sind ne Stunde vorher wieder vor den WINTER GARDENS und uns empfängt eine mehrere hundert Meter lange Schlange, die fast um das gesamte Gebäude geht und ein von der Security versperrter Eingang. Wohlgemerkt um 18:30 Uhr! Ein hoch darauf, dass die Engländer:innen sich wirklich vorbildlich (egal ob am Bierstand, Bushaltestelle oder Eingang) in eine Schlange anstellen. In Teutschland wäre das nur ein riesiger Wulst an Menschen gewesen (die DDR mal ausgenommen), die sich alle gleichzeitig reindrängen wollen.
Als die Schlange sich endlich und wiederholt in Bewegung setzen darf, kommen wir am Ende 5 Meter vor dem Eingang zum Stehen und müssen wieder 30 Minuten warten, da sich ein paar Pisser dann doch vorgedrängelt haben ("ich hab 200 Pfund für ne Karte bezahlt" - jahaaa, alle anderen in der Kackschlange hier auch), wie es weitere selbst heimlich, still und leise noch im Stillstand versuchen. Ich lasse mich angesichts einer ganz dreisten Person dann tatsächlich zu einer kleinen Schubserei hinreißen und bin überrascht, dass der Rest sich auf wenig fruchtende, verbale Bekundungen beschränkt.
Als die Schlange sich endlich und wiederholt in Bewegung setzen darf, kommen wir am Ende 5 Meter vor dem Eingang zum Stehen und müssen wieder 30 Minuten warten, da sich ein paar Pisser dann doch vorgedrängelt haben ("ich hab 200 Pfund für ne Karte bezahlt" - jahaaa, alle anderen in der Kackschlange hier auch), wie es weitere selbst heimlich, still und leise noch im Stillstand versuchen. Ich lasse mich angesichts einer ganz dreisten Person dann tatsächlich zu einer kleinen Schubserei hinreißen und bin überrascht, dass der Rest sich auf wenig fruchtende, verbale Bekundungen beschränkt.
Letztendlich wird uns mitgeteilt, dass wenn 2 Räume voll sind, aus Sicherheitsgründen keiner mehr in das gesamte Gebäude darf, selbst dann nicht, wenn vor den weiteren Bühnen noch Platz genug ist. Ich kotze. Dass hier deutlich mehr Karten vertickt wurden, als es angemessen gewesen wäre, liegt auf der Hand. Und ich erinnere gerne nochmal an das Wetter, die dadurch gut frequentierte R-FEST-Außenbühne und was hier zusätzlich los gewesen wäre, wenn das Wetter scheiße gewesen wäre.
Am Ende kommen wir nach über einer Stunde immerhin noch so rein, dass wir knapp 2/3 des Sets mitbekommen, was dann tatsächlich entschädigt. Eins der ganz großen Highlights dieses Festivals.
Am Ende kommen wir nach über einer Stunde immerhin noch so rein, dass wir knapp 2/3 des Sets mitbekommen, was dann tatsächlich entschädigt. Eins der ganz großen Highlights dieses Festivals.
Um 20:15 Uhr sind MAID OF ACE und wir durch. Noch einmal die Küste, den Pier und den Sonnenuntergang aufgesaugt und dann back to the Unterkunft, in der es selbst bei 18-20 Grad Außentemperatur schon sehr warm ist. 5 Grad mehr und an pennen wäre nicht zu denken gewesen. 10 Grad mehr und ich weiß es nicht.
Wir fahren am näxten Morgen bereits um 9:30 Uhr zurück zum Manchester Airport. Dort wollen wir die Koffer aufgeben oder einschließen um dann nochmal nach Manchester reinzufahren. Geht aber nicht. Keine Schließfächer und auch der Eurowings-Schalter öffnet erst am späten Nachmittag. Also mit den Koffern zurück zum Zug, nochmal Tickets holen, mit Zug wieder ein Stück zurück fahren, am Bahnhof Manchester Piccadilly aussteigen, um dort zum Glück das Gepäck für 2-3 Stunden einlagern zu können. Und diese 2-3 Stunden Manchester reichen, um uns für diese Stadt anzufixen. Mega!
Die Waldorf-Schulen in Nord-England sind irgendwie cooler, als in Bochum-Langendreer. Aber davon ab: Der Rückflug! Über 1 Stunde Verspätung mag erstmal "normal" sein. Aber da in Düsseldorf nur bis 23 Uhr gelandet werden darf, nicht ganz unproblematisch. Danach geht´s dann zum Kölner Flughafen oder sonstwohin. Um exakt 23:00 Uhr und 16 Sekunden landen wir. Ein Glück, denn unser Auto steht schließlich am Düsseldorfer Airport. Was wäre das noch für ne Himmelsfahrt gewesen.
Doch trotz dieser Erlösung gestalten sich die weiteren Minuten und mehr eher unentspannt. Denn niemand kommt, um an unsere Tür einen "Rüssel" (also diese Durchgänge zum aussteigen) zu schieben. Und auf die Anrufe der Flugzeug-Crew antwortet tatsächlich auch niemand. Es hebt einfach niemand ab. Das ist ja wie bei meinem Hausarzt, nur anders. Nach 1 Stunde Wartezeit bequemt sich endlich jemand um uns (inkl. einer Person, die bereits mit einer Panikattacke zu kämpfen hat) zu befreien. Dann geht es durch den gefühlt ganzen Flughafen, der noch immer rappelvoll ist, um an unserem Paketband zunächst noch die Kofferfuhre aus Palma zu bestaunen, inkl. ihrer mit Oktoberfestmucke feiernden jungen Inhaber. Meine Geduld wird auf die ganz harte Probe gestellt. Ich glaube ca. 45 Minuten dauert es am Ende, bis wir endlich alles beisammen haben, das Auto - wieder am anderen Ende des Flughafens - abholen können um irgendwann gegen 2 Uhr Nachts erschöpft zu Hause anzukommen. Am näxten Tag erwartet mich früh die Lohnabhängigkeit und meine Fresse, endlich fertig der Scheiß hier. Gute Nacht!
Doch trotz dieser Erlösung gestalten sich die weiteren Minuten und mehr eher unentspannt. Denn niemand kommt, um an unsere Tür einen "Rüssel" (also diese Durchgänge zum aussteigen) zu schieben. Und auf die Anrufe der Flugzeug-Crew antwortet tatsächlich auch niemand. Es hebt einfach niemand ab. Das ist ja wie bei meinem Hausarzt, nur anders. Nach 1 Stunde Wartezeit bequemt sich endlich jemand um uns (inkl. einer Person, die bereits mit einer Panikattacke zu kämpfen hat) zu befreien. Dann geht es durch den gefühlt ganzen Flughafen, der noch immer rappelvoll ist, um an unserem Paketband zunächst noch die Kofferfuhre aus Palma zu bestaunen, inkl. ihrer mit Oktoberfestmucke feiernden jungen Inhaber. Meine Geduld wird auf die ganz harte Probe gestellt. Ich glaube ca. 45 Minuten dauert es am Ende, bis wir endlich alles beisammen haben, das Auto - wieder am anderen Ende des Flughafens - abholen können um irgendwann gegen 2 Uhr Nachts erschöpft zu Hause anzukommen. Am näxten Tag erwartet mich früh die Lohnabhängigkeit und meine Fresse, endlich fertig der Scheiß hier. Gute Nacht!